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Dienstag, 26. April 2022

In die Alpen gelaufen

Ist denn das zu glauben, bin ich nun wirklich von Norddeutschland bis in die Alpen gelaufen? Ich kann es kaum fassen, zumal es es sich gar nicht anstrengend anfühlt. Und noch viel weniger kann ich glauben, dass darüber ein halbes Jahr vergangen ist.

Rin inne Kartoffeln, rut ut de Kartoffeln

In Basel habe ich erstmals meinen Fuß auf eidgenössischen Boden gesetzt und wurde von Achim K., einem Freund aus Studienzeiten und seiner lieben Petra für fünf Tage aufgenommen. Wie bereits erwähnt, hatte ich mich dann entschieden, meine fliegerische Ausbildung im Gleitschirmfliegen, Klasse A abzuschließen. Das war eben nur in Sonthofen möglich. Also ging es mit dem Zug nochmal kurz zurück nach Deutschland. 

Alpen-Ouvertüre - Sonthofen bis Bregenz

Nach bestandener Prüfung, kam Heike G. nach Sonthofen, um mich auf dem Weg für ein paar Tage zu begleiten. Heike habe ich nicht weit von hier, in Oberstdorf in meiner schwersten Zeit kennen gelernt. Sie hat bei mir auch einen besonderen Stellenwert bezüglich des Pilgerns, weil sie mir das Wandern auf ihre ganz eigene Weise zugänglich gemacht hat. Darum hatte ich mich auf diese Begleitung auch besonders gefreut. 

Von Sonthofen aus sind wir gemeinsam gestartet und der Weg hat uns über Immenstadt, Oberstaufen und Scheidegg zum Pfänder und dann zum Kloster nach Bregenz geführt. Von dort ging die kurze Fahrt mit der Bahn nach Rorschach in der Schweiz. Jetzt aber endgültig!!!

Das Bergland erklommen...

Die Etappen ab Rorschach heißen St. Gallen, Aemisegg, Wattwil, Bollingen bei Rapperswil, Einsiedeln, Schwyz, Luzern, Werthenstein, Willisau, Huttwil, Burgdorf, Bern, Rüeggisberg, Fribourg, Prez-vers-Noréaz, Romont, Ropraz, Lausanne, Nyon und endlich Genf. Das sind summasummarum ca. 450 km.

Richtig gebirgig wurden die Etappen ab St. Gallen. Rauf und runter, rauf und runter, ohne Ende - puuh! 

Im Kloster von Wattwil habe ich eine der schönsten Herbergen gefunden. Das Kloster ist als solches nicht mehr im Betrieb, sondern wird heute von der International operierenden Organisation Fazenda da Esperança unterhalten, die Menschen in Krisensituationen unterstützt, wieder ihre Stabilität zu finden. 


Als ich am Morgen des 15. März 2022 aus dem Fenster meiner Herberge in Einsiedeln blickte, sah ich einen gelben Himmel. Saharastaub hat sich über ganz Europa verteilt.

Am anstrengendsten war dann die Etappe von Einsiedeln nach Schwyz. Dabei ging es über den Hagenegg-Pass bei 1.414 m Höhenmetern, wo tiefer Schnee lag und noch Skibetrieb war. Immer wieder bin ich bis zu den Knien im Schnee eingesunken, was mir die letzten Kräfte raubte. Solange ich den Pass nicht erkennen konnte, verließ mich fast der Mut. Es war grenzwertig. Letztlich ging alles gut und ich konnte mich am Hagenegg Wirtshaus mit einem köstlichen Bier belohnen. 

Für mich als norddeutsches Landei war der Blick auf die Schweizer Bergwelt überwältigend. 

Im übrigen verging wirklich kein Tag, an dem nicht das Geknatter von irgendwelchen Hubschraubern die Luft erfüllt hat. 

Schöne Städte

Wenn ich beim Pilgern Pausen einbaue, dann mache ich es an Orten, die mir gut gefallen. Ein besonderer Ort war ist Luzern denn dort lebt Justin, ein Freund von mir, der mich in seiner Wohnung für ein paar Tage aufgenommen hat.

Und Bern hat es mir auch sehr angetan. Hier habe ich einen neuen Freund gefunden, in Bronze gegossen.

Schwyzerdütsch

Ach du lieber Himmel - ich dachte, wer Deutsch kann, der versteht auch Schwyzerdütsch. Das war aber ein Satz mit X, eben gar nichts! Vielleicht lag es aber auch an meinen Hörgeräten, die dieses fremde Deutsch einfach nicht durchlassen. Egal welche Schallfrequenzen meine Ohren erreichten, mindestens fünfmal musste ich nachfragen, bis ich halbwegs wusste, worüber jemand mit mir sprach. Und dann ihre süße verniedlichungsform mit "...li" an jedem zweiten Hauptwort: Türmli, Hündli, Fensterli, Wegli, Fähnli, Horstli, usw.

Fazit

Für die Schweiz wäre ein dickes Buch zu schreiben. Deshalb belasse ich es bei diesem wenigen Einblicken, und sage dass die Schweiz allemal und immer wieder eine Reise wert ist!


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