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Donnerstag, 13. Juli 2023

Ägyptomania 🇪🇬

Mit planmäßiger Landung am 1. Juli 2023 um kurz vor neun Uhr abends erreiche ich den Internationalen Flughafen in Kairo. Der Urlaub von meiner Weltreise liegt nun hinter mir und Reisealltag kehrt wieder in mein Leben ein. Ich bin wieder in Afrika, im Nordosten des Kontinents. Auf dem Weg mit dem Bus übers Rollfeld traue ich meinen Augen nicht. Steht da doch tatsächlich ein zum Frachter umgebauter A300B. Eindeutig zu erkennen ab der langen Antenne auf dem Rücken der hinteren Rumpfhälfte. Dieses Flugzeug hier wurde irgendwann Mitte der 70er Jahre gebaut und der Typ ist Urgroßvater der gesamten Airbus-Flotte, die je entwickelt und gebaut wurden: A310, A320-Familie, A330 und A340 mit demselben Rumpfquerschnitt wie eben dieser hier, und weiter A380, A400M bis hin zum A350. Ich glühe mehr vor Begeisterung als von den Temperaturen hier - oder vielleicht von beidem!!! 
Airbus A300B
Nach längerem Warten an der Passkontrolle bringt mich ein Uber-Fahrer schnell und preiswert zu meiner Couchsurfing-Unterkunft. 
Eingangstür meines Couchsurfing-Gastgebers Nagui

Nach der kurzen Erholungspause  von einem Tag hat Nagui, mein Gastgeber meine Entdeckungstour durchgeplant. Aufs Programm kommen für Kairo die großen Pyramiden mit der Sphinx, verschiedene Museen, Alt-Kairo und Garbage City. Da ich ja den Suez-Kanal unbedingt sehen will, verlängert er die Liste mit der Kanal- und Hafenstadt Port Said und rät er mir, seinen Freund Feris nach Port Said zu begleiten, der in den nächsten Tagen seine Eltern besuchen will, die dort leben. Und wenn ich schon in Port Said bin, dann muss ich unbedingt weiter nach Alexandria... Oh Hilfe, denke ich, was soll ich da denn? Besser als die Pyramiden kann es doch nicht mehr werden, denn die sind mir wichtig zu sehen. Na mal gucken, ob ich die Motivation für eine solche Rundreise aufbringen kann. Man soll ja nie "nie" sagen. Nagui vervollständigt die Liste schließlich mit den Orten entlang des Nils wie Luxor, Assuan und Abu Simbel. Darauf mag ich mich wiederum gerne einlassen, denn das unterstützt meine Idee, den Nil entlang flussaufwärts bis zum Viktoriasee zu reisen. Als ich das sage, gibt es Gegenwind von Nagui. Er sagt, der Sudan ist derzeit keine gute Idee. Zum einen kommen gerade tausende Sudanesen, die aus ihrem Land flüchten, zum anderen bekommen nur im Ausland lebende Sudanesen eine Einreiseerlaubnis. Es dürfte ziemlich unmöglich sein, für einen Europäer dort einzureisen. Okay, das ist zwar schade, aber ich will den Rat befolgen.
Couchsurfer bei Nagui

Wow-Effekte ohne Ende in Kairo und Umgebung

Der Nil in Kairo

Alt-Kairo
Meine erste Begegnung mit Ägyptischer Geschichte und Kultur habe ich in Alt-Kairo. Wie zuvor schon in den Städten Marokkos, schlenderte ich durch die Altstadt mit seinen engen Straßen und den Basaren. 
Nordportal zur Altstadt von Kairo
Moschee Al-Hakim
Shisha-Laden
Große Auswahl für Bauchtänzerinnen
Hier in der Altstadt treffe ich Ahmed aus Damaskus, Syrien, der in seiner Tracht super-elegant leckersten Cranberrysaft verkauft. Ich kaufe ihm einen Becher für 15 EGP ab, wir kommen ins Gespräch und gehen als Freunde wieder auseinander. Einen zweiten Becher bekomme ich geschenkt. Wundervoll, diese Menschen! 
Ali verkauft leckeren Cranberrysaft

Nationalmuseum für Zivilisation 
Jetzt kommt der Besuch des Nationalmuseum für Zivilisation. Hier macht der Besucher eine Zeitreise, die in prähistorischer Zeit beginnt, über die Zeiten der Dynastien vieler Pharaonen hin zur wechselhaften Zeit der Christianisierung und Islamisierung des Landes in die Neuzeit geht. Sehr interessant, besonders für Erdkunde- und Geschichtslehrer. Im Untergeschoss bestaune ich die Mumien der Pharaonen in nachtschwarzen Räumen mit gedimmtem Licht, um die Mumien nicht durch zuviel Licht zu schädigen. Als ich ein paar Fotos mache, höre ich ein strenges "DELETE, DELETE!!!" raunen und ich sehe niemanden. Als ich mich umdrehe, steht plötzlich ein Kerl in schwarzem Anzug neben mir und fordert sofortiges Löschen der Fotos. Er nimmt mir sogar das Handy aus der Hand und löscht die beiden Fotos selbst aus dem Löschspeicher. Ich hatte einfach das Verbotsschild am Eingang zu diesen besonderen Räumen übersehen. Eine Eigenschaft , die bei mir Recht gut entwickelt ist. Ansonsten ist das Fotografieren ja erlaubt. 

Illegale Metrofahrt
Wie kommt man in einer Mega-Metrolpole von Punkt A nach Punkt B? Hier in Ägypten benutzen die Menschen bevorzugt Minibusse und Metro. Taxi und Uber sind für viele kaum erschwinglich. Da ich das System der Metro mit seinen fünf Linien schnell verstanden habe und das der Minibusse überhaupt nicht, ist die Metro für mich das Mittel der Wahl. Die Tickets werden vor dem Eingang verkauft. Einzeln. Fahrkartenautomaten habe ich nicht gesehen. Fahrpläne muss man suchen. Sie sind manchmal etwas versteckt plaziert. Ich lokalisiere meine Zielstation und nenne sie dem Fahrkartenverkäufer, der hinter einer Scheibe mit einem kleinen Loch zum Sprechen und einem Schlitz, durch den das Geld und die Fahrkarten hindurch gegeben werden. Seine Frage, die er mir stellt verstehe ich wegen des Umgebungslärms nicht und ich wiederhole meine Zielstation. Er wiederholt seine Frage, die ich wieder nicht verstehe. Dann verlangt er 5 EGP von mir und schiebt mir eine gelbe Fahrkarte durch den Schlitz. Dann gehe ich in den Bahnhof, wo ein Metalldetektor und ein Durchleuchtungsgerät stehen. Ich muss meinen kleinen Tagesrucksack auf das Band des Durchleuchtungsgerätes legen und gehe dann durch den Scanner, der wie verrückt quiekt. Niemand sitzt am Bildschirm und zwei Uniformierte unterhalten sich. Was soll ich machen? Warten, bis mich jemand abtastet? Hmmm… ich zögere. Aber die beiden interessieren sich offenbar nicht die Bohne für mich. Ich nahme mir meinen Tagesrucksack und gehe durchs Drehkreuz. Keine Reaktion von den beiden. Na gut, weiter also. Das richtige Gleis habe ich schnell identifiziert und schon kommt der Zug. Einsteigen! Die Haltezeit ist richtig kurz. Moment…hier sind nur Frauen, die mich alle anschauen. Was ist hier los??? Da sehe ich über der Tür das Symbol, das ich von der Damentoilette kenne, eine stilisierte Frauenfigur, Schwupp, bin ich wieder draußen und die Türen schließen sich hinter mir. Auch von außen ist dieses Zeichen am Wagen angebracht. Hab‘s nicht gesehen. Kann doch mal vorkommen, oder? Nun fährt der Zug ohne mich weiter und ich habe wieder einmal Zeit. Da sehe ich, dass eine ganze Zone den Frauen gewidmet ist. Als der nächste Zug nach drei Minute anrollt, bleibt er genau mit seinen zwei gekennzeichneten Waggons zwischen den Frauen-Zonen-Markierungen stehen. Alles klar, ich weiß, wo ich einzusteigen habe. Die Männer gucken mich aber auch an. Haben wohl noch nie einen Traveler mit Hut gesehen. Ich nehme es gelassen. Der Zug fährt zackig von Haltestelle zu Haltestelle. Und Zack - habe ich meine Haltestelle verpasst. Einen Stopp später steige ich aus und will den Weg zurück laufen. Am Ausgang des Bahnhofs wartet wieder ein Drehkreuz auf mich, in dessen Schlitz ich meine Fahrkarte stecke. Und die LED‘s leuchten mir ein großes ROTES Kreuz entgegen. Und schwupp ist auch schon eine uniformierte Gestalt neben mir. Er klärt mich darüber auf, dass ich mit dem Ticket aus der erlaubte Zone gefahren bin. Ich hätte eine grüne Fahrkarte zu 7 EGP kaufen müssen und ich sei gerade bei dem Versuch, die Kairoer Metro zu betrügen, ertappt worden. Strafe: 50 EGP. Mannomann…da bin ich ja noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen und man hat mich zum Glück nicht eingesperrt. 
Strafzettel

Pyramiden, Pyramiden, Pyramiden 
Danach kommt ein Tag, den Nagui komplett für mich organisiert hat. Er sagt, er kennt einen Taxifahrer, Sharif, dem ich vertrauen könne. Für 800 EGP = 23 EUR würde er mich einen ganzen Tag herum fahren und mir die Pyramiden und alles, was ich sehen will, zeigen. Hoppla, denke ich, jetzt rächt sich, dass ich in der Schule in Geschichte nicht gut aufgepasst und auch keinen Reiseführer studierte hatte. Denn ich habe kaum Ideen, was ich sehen will, außer eben die Pyramiden, die Sphinx und den Suez-Kanal. Ich sage ja und um acht Uhr geht's am nächsten Morgen los.

Es dauert über eine Stunde, bis wir uns durch den unglaublichen Verkehr in Kairo gewühlt haben und die Pyramiden erreichen. Nach dem Bezahlen des Tickets (380 EGP) stehe ich wirklich vor der großen Cheops-Pyramide. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Bewunderung über die Fähigkeit, solche Bauwerke mit so großen und schweren Steinblöcken, die mit unglaublicher Genauigkeit bearbeitet und ineinander gepasst wurden, Erhabenheit über die Größe der Bauwerke, Ehrfurcht vor der immensen Leistung und Demut darüber, wie klein ein einzelner Mensch vor den Bauten ist, doch dass gemeinsam es bewerkstelligt werden kann, vermischen sich und machen mich für eine ganze Zeit sprachlos. 
Cheopspyramide

Ich kaufe mir noch ein Ticket, um die Cheopspyramide betreten und von innen besichtigen zu dürfen (600 EGP). Jetzt beginnt ein Abenteuer der Extraklasse! Da der eigentliche Originaleingang verschlossen ist, wurde schon vor langer Zeit ein Gang in den Stein geschlagen, der bis zum Zugangsschacht zur Königskammer führt, in dem man aufrecht gehen kann. 
Die Gänge sind alle gut beleuchtet und ich bin auch nicht allein, etliche Touristen begegnen mir. Ab dem Zugangsschacht ist alles im Originalzustand. Dieser Zugangsschacht hat dann nur noch einen Querschnitt von ungefähr einem mal einem Meter, ist 30 Meter lang und hat eine Steigung von 30°, das heißt man läuft tief gebückt oder bewegt sich in Hockstellung vorwärts. Die Begegnung mit entgegen kommenden Leuten ist nur im Kuschelkurs möglich. 
Dann öffnet sich die Galerie, die mir den Mund offen stehen lässt und den Atme raubt. Die Galerie, im Gegensatz zum sonstigen Kalkstein des Bauwerks, ist vollständig aus rotem Granit gebaut, verläuft weiter im selben Winkel aufwärts, ist an der Basis jedoch etwa drei Meter breit und verjüngt sich nach oben um vielleicht zehn bis zwanzig Zentimeter je Steinblockhöhe. Ein phänomenaler Anblick. Die Galerie ist dann so etwa fünfzig Meter lang. Ein kurzer Tunnel im bekannten Querschnitt von einem mal einem Meter führt horizontal in die Königskammer, ebenfalls aus Granitsteinblöcken. Hier befindet sich nur der Sarkophag aus Granit. Sonst nichts. Allerdings ist die Königskammer mit nachgelesenen 25 Meter sehr hoch. Das war's dann aber auch. Leider sind hier drin überall die Fotos wegen zu schwacher Lichtverhältnisse nicht gelungen. Gut, dass ich diesen Ausflug hinein in die Pyramide gemacht habe. Es ist ein einmaliges Erlebnis.
Hinweis: meine Maßangaben aus der Erinnerung sind bei überwältigenden Eindrücken geschätzt und sehr ungenau. Wikipedia liefert stattdessen exakte Angaben.

Monumental wacht die Sphinx vor den drei großen Pyramiden.

Die Rundfahrt mit Sharif, mit dem ich mich inzwischen auch angefreundet habe, geht weiter zur Rote Pyramide und zur Knickpyramide. Das Ticketsystem am Schalter ist heute ausgefallen und erspart mir hier 230 EGP. Inzwischen ist es Nachmittag geworden und die Tagestemperatur liegt bei 38° als wir diese beiden Bauwerke erreichen. Außer uns ist nur noch ein zweites Fahrzeug mit Besuchern hier. Das finde ich angenehm. Bei diesen beiden Pyramiden sind die Originalzugänge noch intakt, wie es scheint und sind über Treppengerüste in 15-20 Meter Höhe zu erreichen. Obwohl ich genug Wasser bei mir habe, bin ich vollkommen außer Atem, als ich bei der ersten, der Roten Pyramide auf der Zugangsplattform ankomme. Puh, das hatte ich nicht gedacht. Ich brauche 20 Minuten, um mich zu erholen. Die beiden Türhüter, die den Tag über hier verbringen, kochen mir auf einem Campingkocher eine kleine Tasse Tee. Das tut gut!!! Dann bringt Sharif mich noch zur zwei Kilometer entfernten Knickpyramide. 
An der Knickpyramide
Jetzt weiß ich ja Bescheid und steige das nächste Treppengerüst langsam und mit Bedacht hinauf. Nutzt alles nix - bin auch hier wieder schachmatt und gebe mir die Zeit zur Erholung. Da kommt mir gerade die Truppe junger Leute entgegen, die im genannten zweiten Fahrzeug hier sind. Sie schwärmen davon, dass es innen echt toll sei. Das überzeugt. Allerdings ist aktuell kein Strom da und deshalb kein Licht. Ich soll mein Handylicht benutzen. Alles klar. Und schon bin ich im Ein-Quadartmeter-Schlund der Pyramide verschwunden, der im gefühlten 30°-Winkel abwärts geht.
Eingangstunnel Knickpyramide
Die 74 Meter Länge kommen mir wie ein halber Kilometer vor. Und es gibt wirklich kein Licht, außer das, was vom Eingang hinter mir herein fällt. Am unteren Punkt angelangt, schalte ich das Handylicht ein, denn der Gang geht ein kleines Stück horizontal weiter und wegen des Knickes hört damit das bisschen Tageslicht von Eingang her auf. Horizontal geht es vielleicht drei Meter und dann stehe ich in einem Raum von geschätzt 10 mal 10 Meter Grundfläche (Wikipedia zeigt hier einen länglichen Raum), aber einer nicht schätzbaren Höhe. Ich steige das hier aufgestellte hölzerne Treppengestell gut zehn oder zwölf Meter hinauf, wo ein Zugangstunnel mit dem bekannten Querschnitt von einem mal einem Meter, der zu einer weiteren ähnlichen Kammer führt. Mein kleines Handylicht vermag die Dimension der Kammer nicht auszuleuchten. Ich schaue mich um und entdecke einen weiteren Ein-Quadratmeter-Tunnel, durch den ich sogleich hindurch krieche. Er ist rund fünf Meter lang. An dessen Ende ist ein Quergang mit guter Stehhöhe von vielleicht zweieinhalb Metern. Nun, rechts oder links...? Dann schaue ich auf das kleine Loch, dem ich soeben entschlüpft bin und..... bekomme ein beklemmendes Gefühl. Wilde Gedanken schießen mir plötzlich durch den Kopf: was für ein Labyrinth könnte mich rechts oder links gefangen halten? Dieses Loch hier ist so klein und mit dem schwachen Handylicht könnte ich es übersehen und nicht mehr hinaus finden! Was, wenn mir das Handy aus der Hand fällt und zwischen den Steinblöcken verschwindet? Oder wenn es aus welchem Grund auch immer jetzt seinen Geist aufgibt? Hier bin ich alleine hinein gekrabbelt. Niemand ist vor mir und niemand hinter mir! Einen Notruf absetzen, Fehlanzeige! Mir wird schlecht und Panik erfasst mich!!!!! Ich spüre einen gewaltigen, schmerzhaften Frucht in meiner Brust und versuche, dieses Gefühl zu kontrollieren. Geht nicht, nicht die Bohne. Mein Kopf kommt mir vor, wie eine große rote Rundumleuchte mit einem schrillen Signal. Und ich weiß, niemand kann es wahrnehmen. Ich setze mich hin und leuchte den Gang nochmal ab, um das Loch zu sehen. Dann beginne ich langsamer und tiefer zu atmen. Das hilft. Die Gedanken werden ruhiger. Panik ist aber immer noch da. Ich beginne, mit mir zu reden: du bist hier her gekommen, also kommst du auch wieder zurück. Und nochmals wiederholen. Und nochmals. Es bleibt ein deutlich spürbarer Restdruck im Brustkorb, als ich meine "Flucht" antrete. Es fühlt sich wirklich wie eine Flucht an. Ich will nicht hasten, um mich nicht zu verletzen, um nicht die Orientierung zu verlieren und um das Handy nicht zu verlieren. Stück für Stück arbeite ich mich vor in diesen engen Tunneln. Schließlich sehe ich das Ende des Eingangstunnls und damit Tageslicht. Jetzt spüre ich, wie sich alles in mir beginnt zu entspannen. Doch dieser Tunnel ist eben auch 74 Meter lang. Mir kommt es vor, als hätte inzwischen jemand den Tunnel verlängert und ich muss etliche Pausen machen. Ich schwitze wie ein Gorilla, denn es geht mit 30° aufwärts. Schließlich stehe ich wieder auf der Eingangsplattform und habe das Gefühl, die Pyramide hat mich in die heiße Wüste ausgespuckt. Puuuh....

Die nächsten drei Tage habe ich einen Muskelkater, der sich gewaschen hat. Und ich habe eine neue Erfahrung, die ich aber auch nicht mehr missen möchte.

Wo ist Tutanchamun?
Im ersten Museum, das ich besuche, dem National Museum für Zivilisation werde ich nicht fündig, was Tutanchamun betrifft. Die Suche bei Google ergibt, dass ich dafür ins Ägyptische Museum gehen sollte. Also nix wie los! 

Das Ägyptische Museum liegt im Zentrum der Stadt. Von Nagui's Haus sind es 15 Minuten zu Fuß zur Metrostation und von dort 20 Minuten Fahrt, die mich nur 5 EGP kostet, zur Haltestelle in der Nähe des Museums. Hier nochmal 15 Minuten Fußweg, und ich bin da. Und für 300 EGP bin ich drin. Mein einziges Interesse gilt der goldenen Maske des Königs Tutanchamun. Allein das ist mir der Eintrittspreis wert. Ich frage mich durch. Die Treppe hoch und dann auf der rechten Seite, wird mir gesagt. Und da ist er!!! In goldenem Glanz erstrahlt die Maske in einem Glaskasten. Ich bin total begeistert und bewegt, mir kommen fast die Tränen. Obwohl draußen vor dem Raum - wie schon bei den Mumien im Nationalmuseum, das Schild mit dem Fotografierverbot aufgestellt ist, haben die beiden Wachleute drinnen nach anfänglichem Zögern kein Problem damit, dass ich hier ein Selfie mache.
Tutanchamun mit seinem besten Freund Horst
Bei meinem Rundgang durch das Museum gibt es so unglaublich viele Sarkophage und Statuen und Millionen großer und kleiner Objekte zu bewundern, dass es einem die Sprache verschlagen kann.

Port Said
Mein Freund Feris ist ein interessanter Mensch. Er arbeitet im Film-Business als (hab's vergessen). Da er seine Eltern besuchen will, steuert er - mich im Schlepptau, direkt deren Wohnung in einem Hochhaus an. Hier lerne ich seinen Halbbruder Omar und seine Mutter kennen. Der Vater, eigentlich sein Stiefvater, ist noch nicht da. Kurze Zeit später tischt die Mutter auf und bittet mich zu Tisch.  Ich fühle mich sowas von willkommen. Unbeschreiblich. Ich werde ratz-fatz in die Familie integriert, indem Omars Mutter mich ihren Bruder nennt und sich mir als meine Schwester vorstellt. Nach dem Mahl werde aufgefordert, sozusagen als neues Familienmitglied, den typischen Kaftan anzuziehen. 
 Der Rundgang durch die kleine Stadt am nächsten Tag gibt mir Einblicke in die Kultur, die aufgrund des Suez-Kanals, der hier ins Mittelmeer mündet, schon sehr speziell. Denn diese Region war oft Schauplatz für die politischen Interessenskonflikte verschiedener Länder, die irgendwelche Ansprüche geltend gemacht haben. Die Menschen sind gerade deshalb unglaublich offen und hilfsbereit. 

Vom Bahnhof Port Said gehen täglich Züge nach Kairo und Alexandria, aber so einen leeren Bahnhof habe ich noch nie gesehen. Okay, wenn der nächste Zug erst am nächsten Tag wieder abfährt, würde ich hier auch nicht herumstehen. Hineingekommen bin ich auch nur durch langes und geduldiges Zureden und Zuhören des militärischen Wachmanns am Eingang, der sich auch erst bei seinem Vorgesetzten rückversicherte, ob man mir ausnahmsweise Zutritt gestatten würde.

Ägypten ist vornehmlich Muslimisch geprägt. Die Christlich Orthodoxen Kopten sind im Land ein Minderheit, haben aber sehenswerte Kirchen, so wie hier in Port Said.

Feris vor einem VW Typ 3
Sehr auffallend - mehr als sonst in Ägypten, sind Deutsche Autokennzeichen, die unter die Ägyptischen Kennzeichen geschraubt sind. 

Im Militärmuseum von Port Said finden sich neben interessanten Bildern über den Kanalbau auch zahlreiche Darstellungen der Kämpfe, die um den Suez-Kanal im Laufe der Zeit gefochten wurden.

Inbus-Kanone

Tragschrauber Bj. 1956

Relikte des Sechs-Tage-Krieges

Blick über den Suez-Kanal von der Asiatischen Seite


Käfer mit Bauchladen

Alexandria
Mein Motivationspegel, Alexandria, das die Einheimischen einfach nur Alex nennen, zu besuchen, liegt noch immer klar unter 50% und  hat sich seit dem Gespräch mit Nagui nicht verändert Ich habe keine Idee, was hier toll sein soll. Und ich habe keine Lust zu googeln. Eigentlich mache ich es nur wegen der dringenden Empfehlung von Herrn Nagui. Ich wundere mich über mich selbst, dass ich es mache. Okay, kein Lamento - jetzt bin ich hier und werde das Beste daraus machen. Garantiert!

Nagui hatte mir ein paar Anlaufpunkte in Google-Maps gesetzt und ich lasse mich vom Taxi, das ich erstmal von 150 auf 40 EGP herunterhandele, zum nächst gelegenen Markierungspunkt fahren. Das sind die Katakomben von Kom El Shoqafa. Nun ja, so richtig vom Hocker haut's mich hier nicht. Da ich mein Ticket bezahlt hatte, mache ich so gut ich kann einen interessierten Eindruck und laufe das Gelände ab. Da treffe ich eine junge Dame, die ebenfalls mit einem interessieren (und interessanten) Gesicht ebenfalls alleine umherläuft, und komme mit ihr ins Gespräch. Sie heißt Farrah, hat Touristik studiert und wohnt hier in Alex und sagt halb im Spaß, sie hätte Lust, mir die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Das wäre eine gute Gelegenheit, für ihren Beruf zu üben. Oberdrein befindet sie sich gerade in der Abschlussphase der Ausbildung zur Ausbilderin für Gerätetauchen. Demnächst steht die Prüfung an. Jetzt sei sie gerade mit einer geführten Gruppe hier bei den Katakomben und dürfe jetzt den Anschluss nicht verlieren. Aber sie wolle den Guide fragen, ob ich mich anschließen könne, wenn ich es möchte. Schnell tauschen wir unsere WhatsApp-Nummer durch und weg isse. Ich setze meine neugieriges Gesicht wieder auf und vollende meine Runde. Erst am Ende werde ich gewahr, dass die Katakomben in Wirklichkeit zwei Orte sind, die einen halben Kilometer voneinander entfernt liegen. Der Taxifahrer hatte mich am langweiligeren der beiden Orte abgeladen. Okay, für 40 Tacken will ich mal beide Augen zudrücken. Der bessere Ort der Katakomben kostet auch gleich das doppelte. Ich lasse mich davon nicht abschrecken und gehe hinein. Donnerwetter, das lohnt sich. Das hier ist eine Tiefgarage für zahlreiche Menschen, die ihre Lebenszeit erfolgreich abgeschlossen haben. Wo die weniger Erfolgreichen damals abgeparkt wurden, ist jetzt auch nicht wichtig. Hier unten sind die Räumlichkeiten so akkurat aus dem Gestein herausgearbeitet, dass ein moderner Baumeister ins Schwärmen kommen muss. Ein Treppenhaus führt hinunter in die Katakomben. Dort gibt einen Trauersaal mit steinernen Sitzbänken und dahinter, sowie eine Etage darunter wundervoll verzierte Grabkammern. Wirklich sehenswert.
 
 
 
35 Meter unter der Oberfläche
Zwischenzeitlich hat Farrah mich wieder eingefangen und in die Gruppe integriert und mich einem sehr freundlichen Guide vorgestellt. Allerdings sind seine Erklärungen auf Arabisch, sodass Farrah mir die wichtigsten Aussagen in Englisch übersetzt mir. Nach der Führung werde ich vom Guide, dessen Namen ich leider vergessen habe, auf eine Tasse Minztee eingeladen und wir plaudern noch eine ganze Weile, bis es mich drängt, zu meinem Couchsurfing-Gastgeber zu kommen. Da bittet mich Mr. Guide mit ihm zu fahren. Er wisse, wo die Adresse ist. Huch...so viel Entgegenkommen auf einmal, das wirkt verdächtig, ich werde skeptisch. Der will bestimmt irgendwas von mir. Aber nein, will er nicht! Und er besteht darauf, mich mitzunehmen, als ich mir einen Uber-Fahrdienst bestellen will. Für ihn ist es ist einfach Ägyptische Gastfreundschaft. Ich bin baff. Farrah, die im Café und auf dieser Fahrt ebenfalls dabei ist, erneuert ihren Vorschlag, mir die Stadt zu zeigen. Wir könnten uns auch am Abend noch einmal treffen. So verabreden wir uns für den nächsten Morgen um neun Uhr an der Zitadelle von Alexandria, bevor ich meinen Gastgeber begrüße, der bereits auf der Straße meine Ankunft erwartet. Ich hatte ihn ja per WhatsApp informiert, dass ich auf dem Weg bin.

Mohamed heißt mein Couchsurfing-Gastgeber und zählt 26 Jahre. Und ich finde es krass, was Mohamed als Gastgeber tut. Er lebt zusammen mit seinen Eltern. Wenn sich ein Couchsurfer bei ihm meldet, und das scheint oft der Fall zu sein, dann schläft Mohamed selbst auf der Couch im Wohnzimmer und überlässt sein Zimmer dem Gast. Das heißt, er wohnt mehr im Wohnzimmer als in seinem eigenen Zimmer. Er erzählt mir, dass er als Schwimmer ziemlich erfolgreich ist und für Ägypten eine Meisterschaft gewonnen hat. Er lernt Sprachen, wie Französisch und Deutsch. Denn er will unbedingt in Europa studieren.

Später haben wir uns mit Farrah verabredet. So ziehen Mohamed und ich in der Stadt um die Häuser. Uber sei Dank, dass wir schnell von Punkt A nach Punkt B kommen. Ich kenne mich nicht aus und vertraue meinem Mohamed. Entlang des Ufers am Mittelmeer gibt es massenhaft Restaurants und Cafés. Als Lokalmatadore verständigen sich Mohamed und Farrah auf eine Location namens Flamingo. Dort stehen in einem zentralen Bereich doch tatsächlich fünf lebendige Flamingos in einem kleinen runden Planschbecken. Die Kinder haben ihren Spaß...
Couchsurfing-Gastgeber Mohamed
Ich fasse es nicht und bin entsetzt, was die Leute sich einfallen lassen, um ihre Gäste zu unterhalten. Uns gefällt es hier nicht und so ziehen wir weiter, bis wir etwas passenderes gefunden haben. Der heutige Abend endet mit weiteren Verabredungen für die nächsten Tage.

Am nächsten Tag treffe ich Farrah alleine an der Quaitbay-Zitadelle von Alexandria, einer faszinierenden Festung aus dem 15ten Jahrhundert und sehr gut erhalten. Mohamed scheint es sich überlegt zu haben und anderen Plänen zu folgen. 
Qaitbay-Zitadelle
 
 
 

Unter Farrah's Führung zeigt sich, dass Alexandria tatsächlich eine Menge zu bieten hat und ich die Stadt unterschätzt hatte. So bekomme ich die Schätze der Bibliothek, das Museum des Königlichen Schmucks und das Nationalmuseum zu sehen.
Bibliothek von Alexandria
 
 

Auch profane Sachen finde ich super interessant, beispielsweise die Straßenbahn, die pro Fahrt 3 EGP kostet. 
Straßenbahn Alexandria

Montaza Palast (erbaut 1892)

Zum Dank lade ich meine Fremdenführerin in das Café "Delice" mit seinem Französischen Flair ein. Erwähnenswert ist es deshalb, weil sie mich hier mit einem alten Ägyptischen Brauch bekannt macht: die Zukunft aus der leergetrunkenen Tasse Kaffee zu lesen. Männer können das nicht, aber jede Frau in Ägypten weiß, wie man darin liest.
Kaffesatzlesen…? Nein, Kaffeetassenlesen!
Und sie lässt sich Zeit dabei. Schließlich erfahre ich meine Zukunft. Natürlich darf ich das Ergebnis niemanden erzählen, weil es dann ja nicht mehr wahr wird...😉

Der Abschied von Alexandria nach drei Tagen Fremdenführung ist herzlich! 

Assuan und Abu Simbel
Von Kairo aus will ich den Nil flussaufwärts reisen. Nach Möglichkeit sogar durch den Sudan. Aber Nagui meint, das sei nicht möglich, weil wegen der Konflikte dort aktuell nur Sudanesen die Grenze überqueren dürfen. Außerdem gibt es zur Zeit massenhaft Flüchtlinge, die das Land verlassen, um zu überleben. Für Ägypten hatte mir erklärt, dass es entlang des Nils nahezu in jedem Ort Geschichtliches aus der Zeit der Pharaonen zu entdecken gibt. Auf keinen Fall dürfe ich mir Luxor mit dem Tal der Könige und Assuan entgehen lassen. 

Es gibt drei Möglichkeiten zu reisen: Bus, Bahn, Flugzeug. Ich entscheide mich für den Zug, weil ich mit dem Flugzeug zu viel vom Land verpassen würde, und weil ich Busfahren bereits kenne. Also los! 

Deckenskulptur im Bahnhof von Kairo

 Ich kaufe mir das billigste Ticket für die einfachste Klasse. Es gibt verschiedene Klassen, so mit Klima und extrabreiten Sitzen. Aber nein danke! Mir ist wichtig so zu fahren, wie die Einheimischen und nicht wie ein Touri, der seinen heimischen Standard aufrecht erhalten will. Dennoch zahle ich fast das achtfache von dem, das ein Ägyptischer Staatsbürger bezahlt, nämlich 1.085 EGP (32 EUR). Dafür bekomme ich einen garantierten Sitzplatz am Fenster. Auch was Feines. Letztlich finde ich es für die achtstündige Fahrt aus Deutscher Sicht irgendwie akzeptabel. Ich kneife meine Arschbacken zusammen und bezahle. Unterwegs werde ich dann auch mehrfach kontrolliert, wobei ich jedesmal auch den Kassenbeleg vorzeigen muss. Erst später finde ich heraus, warum. Auf dem Ticket steht nämlich der tatsächliche Preis, der für alle gilt und auf dem Kassenbon steht der Preis für Ausländer. Hätte nun ein Ägypter mir das Ticket gekauft, hätte ich den Touristen-Bonus ja nicht bezahlt. Sowas finden Ägyptische Kontrolleure überhaupt nicht witzig. Dann wäre ganz gewiss eine saftige Strafe fällig gewesen, wie ich es ja bei der Metro lernen durfte.

Dieser Ritt nach Assuan ist recht bequem. Die Sitze haben meine Konfektionsgröße und ich sinke tief ins Polster ein. Die Temperatur ist auch in der Budget-Klasse klimatisiert. Und der Abnutzungsgrad der Einrichtung läßt auf intensive Benutzung schließen. Also nichts, was nach meinem Geschmack zu beanstanden wäre.

In Assuan finde ich ein einfaches, sehr günstiges Hostel: Das David Hostel bei booking.com zu 16 US$ für 3 Nächte. Und ein Uber-Fahrer bringt mich hin für 75 EGP (2,20 EUR). David, der Besitzer des Hostels, empfiehlt mir als Erstes ein Fahrt nach Abu Simbel. Hoppla, will da wieder jemand an mein Geld, frage ich mich. Kurz gegoogelt, und meine Entscheidung steht fest - da will ich hin! David erklärt mir, dass ich mir keine Sorgen wegen der Kosten machen brauche. Er kenn jemand, der mich für 600 EGP mitnehmen würde, wenn ich mit niemandem über den Preise reden würde. Denn da fahren auch Leute aus dem Mövenpick-Hotel und dem Hilton mit. Die zahlen deutlich mehr. Okay, dichthalten kann ich genauso gut wie hören ohne Hörgeräte. Äh… ach nee - andersherum! Mit dem Eintritt von 400 EGP liegt mein Budget für Touristische Maßnahmen heute also bei 1.000 EGP. Macht umgerechnet 30 EUR. Das passt.

Am Morgen sehe ich zu, dass ich in die Puschen komme, denn um acht Uhr ist Abfahrt. Drei Stunden geht es entlang des riesigen Nasser-Stausees durch die Wüste. Ein Deja-vue aus Mauretanien in einem besseren und klimatisierten Bus und auf streckenweise besserer Straße. Endlich sind wir da und ich lasse meinem Staunen wieder freien Lauf…

Statuen mit Tempel von Abu Simbel


 
 
 

Schon nach 90 Minuten startet die Rückfahrt. Noch einmal drei Stunden Sitzfleisch, und der Tag ist gelaufen. Da ich noch einen weiteren Tag und eine Nacht in Assuan habe, schaue ich mich als nächstes hier in Assuan um. Sehr gut lässt sich die Fruchtbarkeit des Nils in der Wüste erkennen, wo die Uferstreifen mit ihrem satten Grün sich stark von der umgebenden Wüste abheben und es keine Übergangszone gibt.
Blick über Assuan



Stolzes Assuan

Luxor


Auf der Fahrt mit dem Zug von Aswan nach Luxor erinnere ich mich an die Empfehlung von Nagui, der meinte, ich soll nach dem Bob-Marley-Hostel suchen. Ich finde es bei Booking.com zu 150 EGP. Auch das ist akzeptabel.

Bahnhof Luxor
Am Bahnhof von Luxor bin ich schnell in eine Diskussion mit irgendeinem wartenden Taxifahrer verwickelt, der etwas länger zu brauchen scheint, um zu verstehen, dass ich lieber Uber oder meine Füße benutze. Denn bis zum gebuchten Hostel sind es bloß 800 Meter, die ich gerne laufen will. Plötzlich schiebt sich ein muskulöser Typ, Kategorie Bullterrier, zwischen uns und hält mir ein Schild mit dem Namen meines Hostels vor. Jupp, du bist mein Retter! Als ich nicke, schiebt Mr. Bullterrier den Taxifahrer kurzerhand an die Seite um zeigt mir wohin der Weg zum Hostel geht. Er stellt sich als Sigi vor. Prima, ein Deutscher Name, das freut mich. Dass Sigi kein Deutsch spricht, stört mich nicht die Bohne. Aber er legt einen strammen Schritt vor, dass ich Mühe habe, zu folgen. Der Empfang im Bob Marley Hostel ist ausgesprochen herzlich.
An der Rezeption stellt sich Ali vor und nimmt meine Daten auf. Ein zweiter Ali schnappt sich meinen schweren Rucksack und bringt ihn gleich zwei Etagen hoch in mein Zimmer, ein Vier-Bett-Zimmer. Dann gibt's einen Begrüßungstee für mich. Anhand einer ausgedruckten Landkarte, zeigt Ali mir, wo der Tempel von Luxor ist, das Tal der Könige, und noch viele andere Sehenswürdigkeiten. Er schlägt mir verschiedene Varianten vor, die in unterschiedliche Zeit-Schemata passen. Er nennt mir Preise, die mich ungläubig staunen lassen. Ich hatte das drei- oder vierfache erwartet. Ich bekomme auch reichlich Hinweise, wie mit Souvenirverkäufern am besten umzugehen sei: sag laut und energisch "la shukran". Das bedeutet "nein, danke!". Es sei denn, ich will was wirklich kaufen.
Bob-Marley-Hostel Team
Die mehrere Kilometer lange, schnurgerade „Sphinx Avenue“, die auf den Tempel von Luxor zu läuft, war gesäumt mit über zweitausend Sphinxe. 
 
  
Im Tal der Könige. Die Grabkammern und auch die Gänge sind von zahllosen Symbolen, Zeichen und Malereien verziert. Mir fehlen die Worte, meine
    

    Tempel der Königin Hatschepsut


Sonnenaufgang über dem Nil

Hurghada
Mein Ausflug nach Hurghada ist ein Systemfehler. Nichts zieht mich zu einem Ort, der eine Enklave für Deutsche Urlauber ist. Nicht, dass ich etwas gegen meine Landsleute habe. Nein, aber mir kommt es auf Authentizität an, wenn ich in der Fremde bin. Abgeschottete Resorts, die den gesamten Strand für sich eingenommen haben und der heimischen Bevölkerung keinen Zugang gewähren, das mag ich nicht.

Und warum ich dann trotzdem hier? Systemfehler eben. Mit dem fachgerechten Rat meines Freundes und Wassersport-Großmeisters wollte ich am Roten Meer mit Kitesurfing anfangen. Und als Ziel hatte ich Safaga gewählt und dorthin von Luxor ein Busticket gekauft. Aber der Busfahrer schien das nicht zu wissen oder es war ihm schlichtweg egal. Die Haltestelle Safaga wurde nicht angefahren. Erst in Hurghada war Stopp am frühen Abend. Zum Glück hatte ich noch keine Unterkunft gebucht. 

In Hurghada angekommen, buche ich ein Hostel in Strandnähe, das Sweet Home Hostel. Ich frage den Vermieter nach einer Surfschule. Er kennt eine ganz in der Nähe, und weil er für mich dort anfragt, handelt er für mich einen Rabatt von 25% für den Anfängerkurs aus. Na gut, bei diesem Angebot entscheide ich mich, den Kurs zu buchen und entsprechend drei oder vier Tage zu bleiben, anstatt am nächsten Tag wieder abzureisen. 

Um 10:30 Uhr am Morgen bin ich bereit fürs Kiten. Abdul ist mein Coach. Wir sitzen in seiner kleinen, mit Palmenwedeln gedeckten Surferhütte. Wir erzählen über dies und das, über meine Reisepläne, und so weiter. Aber er kommt nicht in Wallung, legt kein Equipment zurecht, geht nicht mit mir ans Wasser... tztztz. Ich schaue mich um, sehe nicht einen einzigen Liter draußen auf dem Wasser. Und ich ahne langsam warum. Da ist so gut wie kein Wind. Als Gleitschirmflieger hätte mir das schon viel früher auffallen müssen. "Hey Abdul, wann habt ihr hier wieder Wind", frage ich ihn. Im Juli ist fast nie Wind, lautet seine Antwort. Ende Juli oder Anfang August sollte ich wieder kommen. Dann ist Wind. Hä????? Meine Entscheidung ist binnen Sekunden getroffen: ich reise noch heute von Hurghada ab! Ich pfeife auf den Rabatt. Und schon sitze ich wieder im Bus und schreibe meine Erkenntnisse in den Blog, denn die Fahrt nach Kairo dauert neun Stunden.

Ägyptische Freundlichkeit und Gastfreundschaft
Schon vor meiner Ankunft in Kairo hatte ich über die Couchsurfing-App meine Bestätigung, dass ich bei Nagui für eine Woche Unterkunft habe. Nagui, ein körperlich untersetzter Mann in seinen Fünfzigern, öffnet die Tür und begrüßt mich herzlich, obwohl ich wegen schleppender Passkontrolle am Flughafen erst mit zwei Stunden Verspätung bei ihm ankomme. Es ist schon lange nach Mitternacht. Dennoch sitzen bei ihm im Wohnzimmer auch Hasan, ein Dauercouchsurfer und Feris, der ein junger Freund von Nagui ist. Es wird ein lebhaftes Gespräch, bei dem wir uns gegenseitig kennen lernen. Schnell fühle ich mich wohl und in dieser 20-Millionen-Stadt gut aufgehoben.

Ähnlich ergeht es mir mit meiner Unterkunft in Alexandria. Auch dort finde ich einen Gastgeber in der Couchsurfing-App. Es ist der 26-jahrige Mohamed, der mir die Zusage gibt. Er ist ein fröhlicher Kerl, der immer nur am Lachen ist. Manchmal erzählt er mir irgendwas und lacht sich schlapp, weil ich es ernst genommen habe und verdutzt aus der Wäsche gucke.

In Port Said sorgt mein Freund Feris für einen kostenlosen Schlafplatz bei einem seiner Freunde. Später nehmen die beiden mich mit, einen Joint mit ihnen zu schmöken.... hust... hust!!! Mehr als einen Zug schaffe ich nicht. Mir fehlt die Übung und das ist gut so.

Der Pizzabäcker Hani, der im Souterrain des Vielfamilienhauses von Nagui seine Pizzeria betreibt und mir auf die Frage, ob genug Kunden kommen, antwortet: es ist genug für mich. 100 Pfund am Tag für mich und meine Familie sind ok. Ich denke nur, Wahnsinn, wie bescheiden man glücklich sein kann und bestelle mir dann auch gleich eine Pizza, um seinen Tag zu bereichern ❤.

Warum es so ist, ich weiß es nicht, aber überall werde ich neugierig angestarrt, mal direkt, mal etwas scheu und verhohlen, selbst die Augen hinter Schleier und Burka sind oft auf mich geheftet. Was sehen die Leute an mir??? Ich habe mir angewöhnt, mit einem freundlichen Lächeln zurückzublicken. Etliche fassen dann Mut und fragen mich oft zuerst nach meinem Namen, dann nach meiner Herkunft. Meistens höre ich zuerst "Welcome to Egypt!". Das Gleiche passiert auch bei Fahrkarten- und sonstigen Kontrollen. Und dann wird gerne ein längeres Gespräch mit allen möglichen Fragen eröffnet. Wie es mir hier gefällt, wie ich heiße, ob ich die Pyramiden gesehen habe - tausend Fragen bis hin zu Familienstand und Kinderzahl. Dass wir uns richtig verstehen, es sind fast nur Männer, mit denen ich ins Gespräch komme. Denn in einem muslimischen Land wie Ägypten übernimmt die Frau niemals die Gesprächsführung. Und es geziemt sich ebenfalls nicht, eine Frau so mir nichts, dir nichts anzusprechen. Dafür muss es schon einen triftigen Grund geben. Zum Glück bin ich nicht ganz auf den Kopf gefallen...

Die Nachkommen der Pharaonen habe ich stets als echt hilfsbereit erlebt ohne die Hand dafür aufzuhalten und mit niemandem habe ich je irgendeine negative Erfahrung gemacht.

Kontrollen an jeder Ecke
Egal wohin man will, überall sind Eingänge mit Metallscanner und Durchleuchtungsgeräte ausgestattet, die von 3-5 Besatzungskräften nicht bedient werden. Richtig gelesen! Das Wachpersonal in Uniform ist stets in wichtigen Gesprächen vertieft. Abgesehen davon, dass von den Durchleuchtungsgeräten mindestens drei von zehn out-of-order sind, habe ich kaum einmal wahrgenommen, dass jemand wirklich auf den eingebauten Monitor schaut. Und wenn der Metallscanner beim Hindurchgehen quiekt, werde ich ebenso wenig durchsucht, was ich denn noch bei mir habe. Alles Show. Aber wofür nur???

Die Wachmänner sehen in ihrer weißen Uniform richtig schick aus und sind allesamt super freundlich. Selbst ihre Bewaffnung tut dem keinen Abbruch.
Militärische Aufpasser bei allen Museen und öffentlichen Gebäuden

Ist schon ziemlich "strange", wenn du im Museum eine Kalaschnikow in der Hand eines solchen Wächters siehst, mit der er dich freundlich ins Gebäude herein winkt und dann erklärt, wo es was zu bewundern gibt.

Niemand muss frieren
Temperaturtabelle für Juli 2023:
32° Kairo
28° Port Said
27° Alexandria
44° Assuan
43° Luxor
38° Hurghada 


Geld
Bei Einkäufen des täglichen Bedarfs sollte man Bargeld bei sich haben. Bahn- Bus und Metrotickets können ebenfalls nur in bar bezahlt werden. Kartenzahlungen sind hier Fehlanzeige. Bustickets jedoch können auch online gekauft werden. Angeblich auch die Bahn, wo ich aber keine eigene Erfahrung gemacht habe. Komplett umgekehrt ist es bei fast allen Museen, die ausschließlich Kartenzahlung und KEIN Bargeld akzeptieren. Auch in Restaurants habe ich des öfteren mit der Karte bezahlen können.

Geldautomaten stehen wirklich an fast  jeder Ecke und akzeptieren ausnahmslos meine VISA-Karte. Ich habe eine von der DKB. Bargeld habe ich mich in Tranchen zu 2.000 EGP = 58 EUR abgehoben. Damit komme ich gut zurecht, auch dann, wenn z.B. das Bahnticket von Kairo nach Assuan mit 1.085 EGP zu Buche schlägt.

Der Umrechnungskurs zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes in Ägypten ist 1 EGP = 0,0289 EUR, bzw. 1 EUR = 34,66 EGP.

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