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Montag, 31. Oktober 2022

Lissabon

Lissabon, die Stadt der alten Straßenbahnen, vielfältigen Attraktionen, angenehmen Wintertemperaturen und unzähligen Touristen. 

Für drei Tage habe ich mich hier im Hostel Golden Tram 242 über booking.com für 22,- €/Nacht einquartiert. Mein Review ist hier nachzulesen. Direkt vor dem Hostel befindet sich "Der Aufzug" von 1908, vor dem die Leute selbst bei Regen von morgens bis abends in richtig langer Schlange Aufstellung nehmen, um Zutritt zu bekommen. 
Aufgrund des Vorschlages mehrerer "Verfolger" dieses Blogs und meines WhatsApp Status, habe ich einen Ausflug nach Sintra zum bunten Schloss ins Auge gefasst. Dorthin gelangt man zu Fuß mit einer Tagesetappe - oder mit der S-Bahn in 45 Minuten. Ich habe mich für 45 Minuten zu 1,50 € Einzelfahrt entschieden. In Sintra angekommen, wirst du von einer Hundertschaft von Tuk-Tuk-Fahrern in Empfang genommen, die sogleich erzählen, das es hier eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bewundern gibt: Schloss Pena, Schloss Monsterrate, Castelo Dos Mouros und noch etliche mehr. 

Ich halte nach Öffis Ausschau und sehe die Bushaltestelle mit den Liniennummern dran. Die Tuk-Tuk-Leute lasse ich stehen und begebe mich zur Bushaltestelle. Dort empfangen mich zwei uniformierte Damen von der Busgesellschaft und fangen ebenfalls an zu erklären, wie man mit den drei vorhandenen Buslinien alle Sehenswürdigkeiten abklappern kann. Jetzt ist für mich schon der Overkill erreicht und ich Frage mich, ob ich die nächste S-Bahn zurück nehmen sollte. Ach nee, was soll ich dann in meinen Blog schreiben? Also Ticket lösen. Elf Euro bitte... Whaaaat??? Die Öffis sind hier in Portugal doch immer super günstig. Und jetzt elf Euro. Ich kann es nicht fassen. Was mögen wohl die Tuk-Tuk kosten? Egal, jetzt bin ich hier und will das bunte Schloss sehen! Das wird's sicherlich auch nicht umsonst geben. Dort angekommen, bin ich nicht überrascht und ziehe brav meine Kreditkarte: 20,90 € für das bunte Schloss, das richtig Palácio Nacional de Pena heißt und für die Burg Castelo Dos Mouros zusammen. Auf geht's, und es hat sich auch gelohnt. 

Palácio Nacional de Pena
Castelo Dos Mouros
Lissabon und die Umgebung bietet eine große Menge und man kann problemlos eine oder zwei Wochen mit Besichtigungen ausfüllen. Ich persönlich mag es gern, durch die Innenstädte zu tingeln und zufällig das eine und andere entdecken, ohne die Jagd auf etwas, wo man mich hinterher fragt "hast du dies gesehen und das...". 
Von nun an bin ich mehr denn je gespannt, wie es weitergeht mit der Verfügbarkeit von Pilgerherbergen. Die Wanderwege zwischen Lissabon und der Südküste scheinen nicht von vielen Jakobspilgern genutzt zu werden. 

Samstag, 22. Oktober 2022

Beeindruckende Naturgewalten in Nazaré

Erstmals hörte ich von Nazaré in einem Hostel, als ich mit einer jungen Frau übers Surfen ins Gespräch kam. Sie zeigte mir auf YouTube, welch große Wellen es dort gibt. Einige der Aufnahmen kannte ich bereits, dachte aber immer, dass sie von der Küste der Normandie kommen. Falsch gedacht. Fortan habe ich mich genauer mit diesem Surfspot für Weltklassesurfer in Portugal, dem Ort und den geografischen Gegebenheiten befasst.

Dass in der Bucht von Nazaré auch noch das Nazi-Deutsche U-Boot U963 liegt, sei an dieser Stelle Nebensache. Es geht um Wellen, richtig richtig große Wellen!

In dieser Bucht beginnt nur wenige Meter vom Strand entfernt ein Unterseecanyon, das heißt, dessen Ausläufer fallen auf kurzer Distanz um 100 m, 500 m und etwas weiter draußen auf über 2.000 m Tiefe ab. Ich empfehle Mal einen Blick in die Website von nazarewaves.com oder auch bei Google Earth gut zu sehen. Wenn ich es richtig verstanden habe, entstehen die gigantischen Wellen durch die Energie, die Wasserbewegungen in diesem Canyon und der Überlagerung mit rückfließendem Wasser von "Flachwasserwellen". Dann können Wellen hier bis über 20 Meter Höhe erreichen.

Als ich den Ort besuche, haben die Wellen "nur" 4 - 5 Meter. Und schon diese Größe ist beeindruckend. Hätte ich einen Camper gehabt, ich hätte mir das einen ganzen Tag lang angesehen und gehört. Bedauerlicherweise geben meine Fotos dei Größe und Wucht der Wellen nur andeutungsweise wider.

Einen einzigen Surfer habe ich gesehen. Für die anderen waren das wohl noch keine ernstzunehmenden Wellen...

Fame of Hall

Donnerstag, 20. Oktober 2022

Zehn herrliche Tage in Porto

Die WhatsApp-Nachricht 
Am 19. September trudeln mir zwei Nachrichten auf WhatsApp rein:
Nachricht #1: "Moin Großer, ich bin nur noch einen Klick entfernt, nach Porto zu fliegen. Geplant vom 25.9.-4.10. Ich hole mir einen Bus und fahr erst mal nach Norden zum Kap Finisterre und Santiago, dann Vigo und ab 1.10. habe ich ein Segelboot vor Porto im Hafen von Marina de Leca... Passt das bei Dir mit dem Boot??"

Und eine Stunde später #2 "Zack gebucht... mach jetzt den Bus klar... beim Boot warte ich noch... je nachdem ob wir dort zusammenkommen... Ich würde mich riesig freuen"
Ich bin total verdattert. Da ich ja nicht ständig mit dem Handy vorm Gesicht herumlaufe, sondern nur gelegentlich während meiner Pausen hineinschaue, sehe ich beide Nachrichten auf einmal. 

Da will mich wohl jemand auf den Arm nehmen, mutmaße ich. Als Absender sehe ich André B., ein guter Arbeitskollege von mir. (Nicht vergessen, ich bin immer noch Angestellter bei Airbus - auch wenn es ein spezielles Vertragsverhältnis ist und der Begriff "Mitarbeiter" jetzt nicht mehr so richtig zutreffend erscheint. Deshalb sage bitte niemand, ich sei im Vorruhestand oder gar in Rente. Diese Worte höre ich nämlich nicht. Sie werden von meinen Hörgeräten systematisch herausgefiltert 🤣.)
 
Und zack, das ist André. Seines Zeichens Wasserratte - Windsurfer, Wellenreiter und Segler. Außerdem Tüftler, süchtiger Flugzeugtechniker, Kurzstreckenwanderer, sprachbegabtes Kontaktgenie und wahrscheinlich noch viel mehr, aber das spielt jetzt gerade keine Rolle. 

Hängebrücke 516 Arouca
Ich befinde mich gerade in Póvoa de Varzim, als André mich einsammelt. Er kommt mit seinem Bulli aus Richtung Norden und plant einen Besuch an der längsten Fußgängerhängebrücke der Welt, die Ponte 516 Arouca.

Hier treffen wir Arved, noch ein ausgebüchster Deutscher aus der Gegend Bergstraße, der sich als Weltbummler entpuppt.
Anschließend werde ich wieder in der Nähe von Póvoa de Varzim abgesetzt, um die restlichen Kilometer bis Porto zu marschieren. 

WINDWALKER II
Im Yachthafen von Porto liegt die Segelyacht Windwalker II, die André für vier Tage als - wie soll ich sagen, als Pilgerherberge angemietet hatte. Ich bin total überwältigt von der Zuneigung, die ich auf meiner Reise bisher erlebt habe. So auch jetzt, da setzt sich ein Kollege in den Flieger, um eine Zeit mit mir zu verbringen. I am absolut platt about it. 

Dieser Segler hat eine Länge von 12 m, einen Salon und drei Kajüten für vier Personen. Ich bin restlos begeistert!!!

Kaum angekommen, beginnt auch schon mein Crashkurs in Segelkunde. André erklärt mir die wichtigsten Bauteile am Boot, Sichtbare und Unsichtbare: Mast mit Windfahne, Radar und Radarreflektor, Baum (pass auf deinen Kopf auf), Wanten (hier bitte dran festhalten), Fallen, Fock und Großsegel, Salinge, Reling (bloß nicht dran festhalten), Winschen, Ruderrad statt Pinne, usw. Sämtliche Klappen und Türen wurden aufgemacht, um zu sehen und zu wissen, was wo verstaut ist. Denn auf See ist eine Sache höchst unpraktisch: ein Griff, und die Sucherei geht los. Unter Deck ist Kartenlesen und Theorie dran.

Auf hoher See (für meine Verhältnisse)
Schon der zweite Tag an Bord der Windwalker II verheißt Aufregung. Erstens ist das Wetter bei fast wolkenlosem Himmel schön windig, und zweitens hatte André bei Aude, der Vermieterin, nachgefragt, ob wir für einen Tag raus aufs Meer dürfen. Aude hat unter der Bedingung, dass wir einen ihr bekannten Skipper mitnehmen würden, zugestimmt. Sie machte ein Arrangement mit einem Mann namens Fernando, den wir ob seiner angenehmen Art sehr schnell ins Herz geschlossen haben. 

Kaum waren wir mit Motorkraft aus dem Hafenbecken heraus getuckert, so hatten André und Fernando sich abgesprochen, sollte ich das Ruder übernehmen. Au weia - ob das wohl gut geht? Nun ja, der Atlantik ist ja groß. Aber zunächst gilt es noch zwei Süd-Bojen, die Untiefen markieren, zu umschiffen. Geschafft!

Dann Kurs aufs Meer, mit steifem Wind aus ca. 30° von vorn Steuerbord. Meine Aufgabe dabei, den Wind schön gleichmäßig im Segel zu halten. Da die Wellen von vorn Backbord anrollen, habe ich zuerst ganz gut zu tun, bis ich mich nach etwas Zeit daran gewöhnt hatte und ein Gefühl für das Zusammenspiel bekomme. Heijeiii... jetzt macht es Spaß!!!
Dann die Wende, und der Wind kommt von hinten und schiebt uns wie verrückt. Aber jetzt kommen auch die Wellen von hinten und es fühlt sich an, als ob ich auf einem Friseurstuhl sitze, der andauernd rauf und runter gefahren wird. Also wieder ein neues Segelgefühl lernen. Ich glaube, in dieser Richtung hat es länger gedauert, das Gefühl zu bekommen. Aber sei's drum, es hat auch geklappt. Die beiden Skipper tranken jedenfalls in völliger Trance ihr Segelbier.
Vor der Mündung des Douro hat André das Ruder übernommen. Er will bis zur Innenstadt fahren. Das geht allerdings nur mit Motor, denn schon im Mündungsbereich ist der Wind schwächer und bald fast völlig abgeschattet, also Flaute. Dadurch wärmt die Sonne uns natürlich total auf und kaltes Bier wird aus dem Kühlschrank zu Tage gefördert. Der Blick auf die Stadt Porto hat vom Fluss aus einen besonderen Charme. Wir haben es alle drei genossen. 
Es war ein Heidenspaß und ein herrliches Erlebnis, das ich gern wiederholen würde. 

Schichtwechsel 
Am 4. Oktober will André unbedingt zurück nach Hamburg. Er redet von Team-Event und so Zeug. Ich finde, das könnte ganz hervorragend in Porto stattfinden. Dann wäre sogar ich dabei. Schließlich setzt André sich durch und in der Rück-Flieger. Bye-bye, André. Das waren geile vier Tage!
Aber ich bleibe nicht allein. Vorerst jedenfalls noch nicht. Kaum ist André hinter dem Sicherheitscheck verschwunden, wartet am Busbahnhof des Airports Yucy auf mich. Auch sie hat ein paar freie Tage für einen Trip nach Porto genutzt. Ob ich für sie der Grund für dieses Reiseziel bin? Wer weiß...

Ich lasse es mir jedenfalls nicht nehmen, meinen Aufenthalt in Porto etwas auszudehnen. 

Gemeinsam mit Yucy macht es Spaß, Porto noch einmal zu entdecken. Allein hätte ich es vermutlich nicht gemacht, nach dem Motto: Augen zu und durch. Aber die Stadt bietet viel zu sehen und erleben für ein paar Tage. Mein erster Besuch in Porto (siehe hier) gab mir daher auch etwas Orientierung. 

Ponte Dom Luis I 
Noch an diesem ersten Nachmittag war die sensationelle Eisenbrücke, die im Stil des Eiffelturms und von eben desselben Unternehmens errichtet wurde, unser Ziel. Von hier bekommt man einen schönen Überblick über die Stadt. Auf der rechten Seite des Flusses die Altstadt von Porto und auf der linken Seite - Gaia, eine eigene Stadt, in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Portweinkellereien entstanden: Cálem, Graham's, Sandeman, usw.
Später im Licht der Dämmerung ein fantastischer Ausblick!

Meet & Greet old Friends 
Vor über 30 Jahren haben Yucy und ihre Schulfreundin Elisandra sich das letzte Mal gesehen. Das Wiedersehen ist rührend und es fließen Freudentränen. 
Elisandra ist völlig aus dem Häuschen, und will uns mit ihrem Mann zusammen möglichst viele schöne Ecken der Umgebung zeigen. 

Sie entführt uns nach Gafanha da Encarnação, einem Dorf am Strand des Atlantiks, das durch die Farbenpracht der Häuser besticht. Leider habe vor lauter Begeisterung versäumt, Fotos zu machen. Darum habe ich hier einen Google-Suchlink hinterlegt.

Später lernen wir etliches über die Entstehung der Portweinkellereien. Ich wusste nicht, dass es Engländer waren, die entscheidenden Einfluss auf diese spezielle Art der Herstellung nahmen. Daher auch die britisch klingenden Firmennamen, wie z.B. Graham's.

Lello Livraria
Harry Potter Fans sind es wohl, die diesen Buchladen - etwas anderes ist es ja nicht - zu einem Highlight machen. Na gut, das Interieur ist tatsächlich nicht alltäglich. Und wohl genau deshalb hat sich die Mutter Harry Potters, also die Autorin Joanne K. Rowling hier inspirieren lassen. Und nun kommen täglich bis zu über 4.000 Besucher, um diesen Ort zu sehen. An der Stelle der Geschäftsleitung hätte ich genauso gehandelt: 5 Euro Eintritt, die ggf. beim Kauf eines Buches verrechnet werden.
Fast zwei Stunden stehen wir an, um eingelassen zu werden. Eigentlich nicht mein Ding, aber was tut man nicht alles für eingefleischte Fans. Drinnen sieht es wirklich bezaubernd aus. Lohnt sich das Anstehen nun? Ich denke, das muss jeder für sich selbst entscheiden. 

Irish Pub
Da gehst du einfach ganz unschuldig für einen Irish Coffee zum Aufwärmen und danach ein gepflegtes Guinness in einen Irish Pub und dann... jo mei - is dr gonze Lode mit Bajuwaren besetzt *lach*. Das Schöne daran, du bist binnen zehn Minuten integraler Bestandteil der Truppe, einschließlich Yucy. Und wir haben reichlich Spaß miteinander auf Englisch, Spanisch und Deutsch. 
Einzig 5,50 Euro pro Guinness fühlt sich allerdings ziemlich happig an. 
Yachthafen (diesmal ohne maritime Ambitionen) 
Der Spaziergang entlang der fast 5 km langen Strandpromenade führt uns in die Nähe des Yachthafens und Yucy möchte gerne die Windwalker II sehen, von der ich soviel erzählt hatte. Glücklicherweise treffen wir Aude, die Vermieterin an, die uns ohne weiteres Zutritt zum Boot gewährt. Sie meint nur: "Horst, du kennst das Boot jetzt ja in- und auswendig". Schnell ein paar Fotos geschossen, bevor es dunkel wird.
Straßenbahn Museum
Wie in Lissabon verkehren auch in Porto noch eine ganze Reihe von historischen Straßenbahnen. Zwar sind sie in erster Linie touristische Attraktionen, doch kann man sie auch prima für den Weg aus der Innenstadt zum Atlantik nutzen. 
Im Museum wirst du nochmal richtig um einhundert Jahre zurück versetzt, weil keine modernen Fahrzeuge da sind, den diesen Eindruck beeinträchtigen.
Die kleine Französin
In Porto erzählt man sich die Geschichte, dass ein junger Mann aus Porto in ein Französisches Mädchen verliebt war. Er wollte ihr etwas Gutes tun, hatte aber nichts, außer Brot, etwas Schinken und Käse und ein Ei. Dann brutzelte alles zusammen und servierte dies seiner Angebeteten. Heute ist dies eine Spezialität, auf die ganz Porto stolz ist: Françesinha.
Abschließend hier noch ein grundsätzliches Statement über die Stadt.

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