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Montag, 11. Juli 2022

Die Überraschung des Jahrhunderts

Man stelle sich vor...

...der Tag beginnt ganz unschuldig. Du wachst in deiner Herberge auf, machst dich fertig, frühstückst in Ruhe und machst dich ganz sutje auf den Weg. Vor der Herberge triffst du noch auf Lane aus NYC, die ihren Camino geht. Du checkst schon mal durch, wo du heute landen wirst: Luarca soll das Ziel sein.

Dann klingelt das Handy. Harald, mein Bruder aus Schweden ist dran. Cool! Ich freue mich immer, wenn ich mit meinen beiden Brüdern eine Runde schnacken kann. 

Wir telefonieren und reden. Wie es mir so geht, wie ich geschlafen habe, wo gerade so bin, was wohl mein Ziel für heute sein soll, und so weiter. Natürlich interessiere ich mich auch für alle schwedischen Neuigkeiten. Fast eine Stunde lang! Dann meint Harald unvermittelt, wir müssen Schluss machen, können ein anderes Mal weiter reden. Alles klar, dann bis demnächst.

Gut gelaunt ziehe ich meines Weges und die Straße führt geradewegs auf eine Bar zu. "Och nö, kein Kaffee jetzt. Und für ne Caña isses no zu früh!" denke ich mir und will an der der Bar vorbei gehen. Da erhebt sich gerade unter der Markise ein Typ, der ein T-Shirt mit der Schweden-Flagge in klarem blau-gelb und einen Strohhut auf dem Kopf trägt. "Oh shit, ein Schwede!" fährt es mir durch den Kopf, "was sag ich denn jetzt mal schnell zu ihm? Denn lass ich nicht einfach laufen. Ich kann doch schwedisch!!!" Meine Gehirnwindungen fangen an zu glühen. Englische, spanische, französische Wörter kommen mir ratz-fatz in den Sinn, aber die schwedische Schublade klemmt.... Dann grient mich der Bursche breit an und ich denke, muss ich den kennen? In welcher Herberge haben wir uns gesehen? Wie heißt der Vogel??? Sein Grinsen wird immer breiter. Himmel, Ar... + Zwirn - warum bin ich so vergesslich?

Plötzlich fällt der Groschen! HARALD... wie jetzt? Zwischen meinen Augen und meinem Hirn scheinen sämtliche elektrischen Verbindungen gekappt zu sein. Meine Augen sehen meinen Bruder. Mein Kopf sagt, das Signal stimmt nicht und funkt zurück an die Augen "genauer hingucken!". "Mach ich schon die ganze Zeit, kann aber kein anderes Signal geben! Der sieht wirklich aus wie Harald."

Dann gab es kein Halten mehr. Wir lagen uns in den Armen, haben laut gelacht und allerlei Pipi in den Augen gehabt. Jetzt wäre wirklich eine große Caña dran gewesen, aber wir haben uns für einen 'Tinto de Verano' entschieden - und geredet  geredet, geredet....

Köstlich!

Ich liebe Überraschungen!!!

Das ist José, mein neuer Freund

Er ist ein 60-Jähriger pensionierter Asturischer Verwaltungsrechtler. Außerdem ist er Geologe, Biologe, Experte für spanische Opfer der NS-Zeit, Architekturexperte, Asturischer Fremdenführer, Spanisch- und Asturischlehrer, versierter Anwender des Google-Übersetzers, uvm. In meinen Augen ein echter Allrounder.

Wir trafen uns, nachdem dieser Mann mir zuerst die Überquerung einer belebten Straße ermöglichte, indem er mit seinem Auto einfach stehen blieb, bis ich die Straße überquert hatte. Nachdem er meine Straße noch zweimal daher gefahren kam, und wir einander jedes Mal freundlich zuwinkten, stoppte er nach der dritten "Begegnung" und wir kamen ins Gespräch.

Er stellte sich mir als José vor und ich mich ihm als Horst aus der Gegend von Hamburg. Daraufhin berichtete er mir von seinem Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Bergedorf. Er beschäftigt sich vor allem mit der Ermordung von Menschen aus Spanien während der NS-Zeit und hat für seine Nachforschungen jene Gedenkstätte besucht.

Wir entdecken die eine und andere Gemeinsamkeit aneinander. Da meinte José, er kennt einige Ecken in der Gegend, die nicht jeder Pilger zu sehen bekommt. Er würde sie mir gern zeigen, wenn ich will. Denn seine Frau müsse arbeiten, so habe er Zeit. Na klar, warum nicht? Also rein ins Auto! Und so begann die sensationellste Führung durch die Geologie, Biologe und Architektur der Region Asturias.

Hier zum Beispiel der FKK-Strand von Asturias.
Da darf nirgends nix gebaut werden, damit sich dort keine Spanner niederlassen können ;-)

Canale Grande
Natürlich ist das nicht ganz der richtige Name. In Wirklichkeit hat diese, wie mit scharfem Messer in den Fels geschnittene, 14 Meter breite Bucht, selbstverständlich den spanischen Namen "el Canal".

Hórreos
José erklärt, Hórreos sind Lebensmittelspeicher aus vergangenen Zeiten, als es noch keine Kühlschränke gab. Diese gibt es zu hunderten in Asturias - und eben (fast) nur hier.

Indianische Architektur
Rückkehrer in der Kolonialzeit brachten eine neue Architektur nach Asturias. Etliche Gebäude sind wie Haciendas gebaut und haben indianische Merkmale.




Dörfer wie gemalt
...oder wie in der Toskana

Iglesia San Salvador de Priesca
Die über 1000 Jahre alte Kirche, im Stil einer Basilika gebaut und mit teilweise erhaltenen Wandmalereien, ist als UNESCO Weltkultuerbe gelistet.






Grandiose Felsformationen

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