Tatsächlich habe ich damit gerechnet. Und doch weiß man nicht im voraus, wie es sein wird.
Nun habe ich meinen Pilger-Blues. Als ich gestern in Köln eintraf, dachte ich noch, wie unglaublich ich es selbst finde, bis Köln zu laufen. Die Unterkunft bei Julian wurde mir von Olaf vermittelt. Da Julian sich derzeit in Frankfurt a.M. aufhält, bin ich in seiner Ein-Zimmer-Wohnung für mich allein. Kein Problem, auch wenn ich Julian auch gerne persönlich kennengelernt hätte. Da ich mir die Stadt ein wenig anschauen wollte, bekam ich Übernachtungsrecht für zwei Nächte.
Am ersten Morgen habe ich mich gleich um die Wochenend-Planung gekümmert, das heißt, die Etappen festlegen und Unterkünfte finden. Die Etappen waren zwar schnell abgesteckt, aber Unterkünfte konnte ich ums verrecken nicht finden. Nicht eine einzige auf der Strecke!
Bis zur Mittagszeit habe ich gegoogelt, telefoniert und telefoniert... und wieder von vorne das Ganze. Nix! Airbnb durchgecheckt. Mannomann, es ist nicht zu glauben, was Privatleute auf diesem Portal, das mit dem Win-Win Gedanken aufgetreten ist, für eine Übernachtung haben wollen... teilweise liegen die Preise dort über denen der umgebenden Hotels - einfach verrückt. Also auch nix! Auf couchsurfing.com habe ich mindestens dreißig Anfragen gestellt. Auch nix (vorerst jedenfalls).
Dann hab ich mich bei den Schlappohren gepackt und mit der Straßenbahn zur Innenstadt gefahren. Wollte auf andere Gedanken kommen und mir wenigstens erstmal den Pilgerstempel vom Dom holen.
Aber schon beim verlassen der Wohnung ließ mich meine Unruhe nicht los. Komplett freudlos bin ich los. All die vielen gutgelaunten Leute in ihren individuellen Trachten, Uniformen und sonstigen mehr oder weniger geschmackvollen Verkleidungen (heute ist der 11.11.), die mir überall begegneten, vermochten mir nicht einmal ein müdes Lächeln zu entlocken.
Am Dom angekommen - welche Überraschung an so einem Tag - alles dicht! Auch das Dom-Forum, zuständig für den Pilgerstempel, hat sich zur Feier des Tages frei genommen. Touristeninformation? Ebenfalls Fehlanzeige. Schnell noch ein Foto (siehe oben) - und zurück zur Unterkunft.
Auf dieser Rückfahrt hab ich in mich hinein gespürt. Da war massiver Frust, große Unsicherheit, Selbstmitleid zu spüren. Dazu erstmals eine bisher unbekannte Angst, heimatlichen zu sein. Wie kann ich das auf Dauer aushalten? Ich habe keine Option zurückzukehren! Natürlich ist mir das seit über einem Jahr klar. Aber das dazugehörige Gefühl wird erst jetzt spürbar. Sich jetzt also in den Zug zu setzen, um nach Hause zu fahren, ist ein wundervoller Gedanke - aber nicht möglich. Jetzt gibt es nur noch eins: Augen zu und durch...