Freitag, 30. Dezember 2022

Grenzerfahrung mit Hund

Frage
Was machst du, wenn du es mit einem Hund zu tun bekommst, den du nicht kennst und der ungehindert auf dich zukommt?

Mit dieser Frage hatte ich mich immer wieder einmal beschäftigt, seit ich meine Reise begonnen habe. Gerade mit Olaf, meinem Freund und Hundeexperten, hatte ich mehrfach darüber gesprochen, um mehr über das Verhalten von Hunden zu erfahren. Ebenso sprach ich ausgiebig mit David, einem Pilger aus der Schweiz, der sich mit diesen Tieren auskennt, über diese Frage. 

Strategie
Stillstehen, offene Handflächen zeigen oder möglichst großen Bogen um das Tier machen, lauteten die Empfehlungen, unter Umständen sich mit den Wanderstöcken verteidigen. Nun, für mich waren all diese Ideen schlicht unbrauchbar. Wer weiß denn schon, wieviel Geduld der Hund hat, wenn ich stehen bleibe? Eine, zwei oder mehr Stunden? Kommt er zurück, wenn er sich entfernt hat und von weitem sieht, wie ich weitergehe? Offene Hände würde für mich bedeuten, die Wanderstöcke wegzulegen. Womöglich schnappt sich der Hund die Stöcke und haut damit ab - und hätte dann keine mehr? Einen großen Bogen machen, wenn der Bursche mich entdeckt hat oder vor mir steht? Verteidigen? No way - das sind alles keine wirklichen Optionen für mich. 

Meine eigenen Gedanken dagegen waren diese: 
1. Solange der Hund nicht beißt, werde ich ihn nicht beachten und nicht anschauen. 
2. Ich werde nicht sprechen.
3. Ich werde genauso weitergehen, wie ich daher komme.
4. Ich werde meine Wanderstöcke so nah an meinem Körper halten, wie irgend möglich.
Das ist alles, was mir eingefallen war. 

Unterwegs gab es dann ja oft genug Situationen, wo Hunde bei einsam stehenden Gebäuden und Bauernhöfen, besonders in Frankreich, die sich an der Kette oder hinter einem Zaun mit lautem Bellen oft ziemlich aggressiv verhielten. Oft genug habe ich mich dabei ziemlich erschrocken, wenn ich gerade in Gedanken war und die Tiere nicht vorher gesehen habe. Dann habe ich mir diese Strategie immer wieder vor Augen geführt - und es fühlte sich irgendwie richtig an.

Der Ernstfall
Natürlich kam es irgendwann auch, wie es kommen musste. Es war am 23.11.2022 auf dem Weg von Lepe nach San Juan del Puerto in Richtung Sevilla. Mein Weg verläuft auf einem stillgelegten Bahndamm schön weit abseits von bewohnten Ortschaften durch leicht hügeliges Gelände mitten durch eine verstreut liegende Schafherde. Total entspannt höre ich gerade einen super interessanten Podcast über Liebe und Sex. Die Schafe waren mir dabei sowas von egal - nur scheinbar nicht den beiden Hunden, die ich vielleicht so 30 bis 50 Meter rechts oben auf der Anhöhe entdecke. Ein Großer und ein Kleiner. Das müssen wohl die Aufpasser für die Schafe sein. Ich stelle fest, dass keine Kette, kein Zaun, nichts da ist, was mich von den beiden isoliert. Ich denke bei mir, die werden doch gefälligst da oben stehen bleiben. Meine Gedanken machen sich selbständig und gehen automatisch meine Strategie durch: nicht hinschauen, einfach weitergehen! Der Kleine macht ja einen Krach, der meinen Podcast übertönt. Ich kriege gerade noch mit, wie der Kleine zum Großen bellt, "Hey, das ist dein Fall". Und schon kam der so beauftragte Große angeschossen. Format Rottweiler, aber grau gescheckt und schlankere Schnauze. Zu weiterer Identifizierung bleibt keine Zeit (das Titelfoto - noch nicht genehmigt - entspricht meiner Erinnerung). In einem Bogen von mit ca. 10 m Abstand machte er den ersten Kreis um mich verkleinerte diesen dann auf seiner zweiten Runde auf etwa 3 m mit lautem Bellen. Jetzt springt er mit gefährlich klingenden Knurren mehr oder weniger hinter und seitlich von mir im Halbkreis herum. Ich sehe ihn nur noch aus dem Augenwinkel, wenn er sich seitlich befindet. Stattdessen verfängt er sich mehrfach in meinen Wanderstöcken und landet mit seinen Pfoten auf meinen Hacken. Seine Krallen hinterlassen Kratzspuren auf meiner Haut, denn ich laufe ohne Socken in meinem Sandalen mit abgezippten Hosenbeinen. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Ich konzentriere mich darauf, die Stöcke so fest zu halten, dass ich sie nicht verliere, wenn er Mal richtig draufspringen sollte. Ich behalte einen gleichmäßigen Schritt bei, auch wenn Löcher im Weg mich zick-zack laufen lassen. Dabei vermeide ich es erfolgreich, an mögliche Weltuntergangsszenarien zu denken, nach dem Motto 'was, wenn er jetzt zubeißt...'. 

Der Podcast läuft noch immer - und ich merke, dass meine Hörgeräte, über die ich den Podcast wie über einen Kopfhörer höre, die Außengeräusche nicht verstärkt, damit die Audioübertragung besser zu hören ist. Als mir das bewusst wird, bin ich unendlich dankbar dafür. Jetzt fange ich an, mich wieder auf den Podcast zu konzentrieren und lenke mich mehr und mehr von dem Hund ab, der immer noch wild hinter mir herum springt und auch immer noch auf meine Hacken tritt. Wenn er beißen sollte, werde ich mich darum kümmern. Und bis dahin höre ich meinen Podcast. Später stelle ich fest, dass ich davon nichts behalten habe *lach*.

Dieser Hund hat mich einen oder zwei Kilometer weit "begleitet", bis es still um mich wurde. Umgedreht habe ich mich jedoch nicht mehr. 

Epilog
Überrascht hat es mich, dass mein Herzklopfen und die Angst sehr schnell verschwunden waren, als ich eine mögliche Beißattacke als nicht abwendbar akzeptierte und mich auf das stetige Weitergehen konzentrierte. Als ich etwa eine Stunde später eine Ortschaft erreichte, war ich schon wieder komplett entspannt und ließ das Ereignis Revue passieren.

Montag, 28. November 2022

Portugal

Vom 26.09. bis 22.11.2022 bin ich von Norden nach Süden durch Portugal gewandert. Und so oft wie möglich entlang der Küste!
Das Reisefieber treibt!
Nachdem ich mein eigentliches Pilgerziel Santiago am 18. Juli 2022 und Finisterre am 23. Juli 2022 erreicht hatte und im Anschluss daran zehn Tage "Urlaub" gemacht, und im weiteren Verlauf die Reisepause großzügig und gediegenen in Pola de Allande und in Luarca verlängert hatte, spürte ich heftiges Reisefieber. Es musste weitergehen! So habe ich mich am 19. September 2022 in Richtung Portugal aufgemacht, um dies Reisefieber zu heilen, das immer heftiger wurde. 

Von Santiago aus südwärts zu gehen, also dem Portugiesischen Camino in Gegenrichtung, ist ebenso einfach wie nach Santiago, weil Fátima in Portugal ebenfalls ein heiliger Pilgerort ist und der Weg dorthin mit blauen Pfeilen markiert ist. Die gelben Pfeile sind ja für die Wege nach Santiago reserviert.
Neues Land - neue Erfahrungen
Am Morgen des 26. September 2022 verlasse ich meine Herberge in A Guarda und ein kleines Motorboot bringt mich über die Mündung des Rio Miño, auf dem die Grenzlinie zwischen Spanien und Portugal verläuft, nach Caminha. Als einziger weiterer Passagier ist ein iie Schweizer Rad-Weltreisende mit an Bord: Katharina. Na, den Namen kann ich gut behalten! 
Jetzt bin ich endlich wieder in Portugal. Diesmal, um das Land der Länge nach zu durchqueren.

Bemerkenswerte Unterschiede
Als erstes fallen mir zwei Dinge auf. Erstens, fast alle Portugiesen sind sehr freundlicher und hilfsbereiter, als ich es Frankreich oder Spanien erlebte. Außerdem sprechen sie ein ausgezeichnetes Englisch. Zweitens lohnt es sich kaum, die Lebensmittel im Supermarkt zu kaufen, um sie in den Herbergen selbst zuzubereiten - die Speisen in den Restaurants kosten in der Regel weniger. Das gefällt mir, da von gekauften Lebensmitteln bleibt meistens etwas übrig bleibt, das entweder im Rucksack landet oder in den Hostels bleibt, weil der Rucksack eh schon zu voll und zu schwer ist. Beispielsweise gibt es Nudeln oder Muesli eigentlich nur in 500g-Paketen. Das versuche mal mit einer Mahlzeit alleine wegzufuttern - viel Spaß! Also, diesbezüglich ist Portugal perfekt für mich. Auf diese Weise bleibt mein Rucksack stets ein bisschen leichter.

Portugiesisch sprechen
Mein Sprachlehrer ist die weltweit beliebte Duolingo-App. Es gibt diese Applikation kostenlos mit Werbung dazwischen, und die Bezahlversion ohne Werbung, die ich habe. Damit habe ich schon seit einer ganze Weile erfolgreich Spanisch gelernt. Bei meinem Grenzübergang nach Portugal habe ich auch auf Duolingo die Portugiesische Sprache heruntergeladen, denn es ist mir wichtig, den Menschen in ihrem Land wenigstens die wichtigsten Worte, wie Guten Tag = Bom día, Auf Wiedersehen = Tschau, Bitte = Por favor, Danke = Obrigado, usw. sagen zu können. Und nach Möglichkeit auch noch etwas mehr.

Auch auffällig ist, dass viele Portugiesen auf meine Kommunikationsversuche mit Hilfe der vorhandenen Spanischkenntnisse sofort mit Englisch antworten. Sie mögen die Spanier oder ihre Sprache nicht. Auch scheint mir, dass weit mehr Portugiesen als Spanier die Englische Sprache sehr gut beherrschen (siehe meine Bemerkung weiter oben). Aber eben nicht alle. Kommst du in ein Café/Bar, in der viele ältere Männer lautstark diskutieren und eine ebenfalls ältere Frau hinterm Tresen bedient, dann kannst du dein Englisch gleich vergessen! Da kommst du echt nicht weit. Dafür steckst du aber voll in der lokalen Kultur. Und das ist genau der Grund, warum es mir Spaß macht, auch Portugiesisch zu lernen. Auch viele Worte dem Spanischen gleichen oder ähnlich sind, musst du dich dennoch mit Portugiesisch auseinandersetzen, denn es klingt so andersch. Überall wird ein "tz" oder "tsch" eingebaut, wo du es in keinster Weise erwarten würdest. Und schon verstehst du nix mehr! 

Klima und Kondensstreifen
Wettertechnisch habe ich Temperaturen zwischen 24°C und 8°C erlebt. Zum Wandern habe ich nicht einen Tag meine Hosen mit langen Beinen getragen, also nicht die abgezippten Beine wieder drangezippt. Von den 57 Tagen in Portugal habe ich an - gefühlt an nur fünf Tagen Regen gesehen. Mindestens zwei Drittel war es sonnig und damit immer warm. Nur in einigen Nächten rutschte das Thermometer bis zu 8°C, was sich lausig kalt anfühlt.

Schon in Galizien fiel es mir auf, aber letztlich in ganz Portugal habe ich sehr, sehr wenig Luftverkehr wahrgenommen. Fast keine Kondensstreifen am Himmel, keine Geräusche von Flugzeugen oder Hubschraubern. Es ist wie ein Deja-vue der Schließung des Europäischen Luftraums nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 oder der Folgen der SARS-Covid19-Pandemie 2020, als der Flugverkehr zum erliegen kam. 

Städte
Über meine Erlebnisse in Porto und Lissabon hatte ich bereits geschrieben und die will ich hier natürlich nicht wiederholen. Jedenfalls sind das Städte, die regelrecht von Touristen heimgesucht werden. Warum? Nun, beide Städte liegen reizvoll in die Berge integriert mit viel auf-und-ab und haben ihre jeweiligen Attraktionen, seien es die alten Straßenbahnen, Burgen, märchenhafte Schlösser und Gebäude, besondere Brücken, und so weiter.

Ich finde, Fátima ist eine besondere Beachtung und Erwähnung wert. 
Viele Menschen, denen ich auf dem Weg von Santiago nach Fátima begegnet bin und ins Gespräch kam, zeigten Ergriffenheit und sprachen sehr respektvoll von meinem Vorhaben. Und als ich Fátima erreichte, begann ich zu verstehen, warum. Zuerst sah ich eine gigantische Halle, einen Saal für Gottesdienste, der fast 9.000 Gläubige fasst. Mich hat die schiere Dimension dieses Ortes sprachlos gemacht. Ich dachte nur, hier müsste mal ein Jugendtag stattfinden. Draußen setzen sich die überdimensionale Maßstäbe fort: ein gigantisches Kreuz und ein Platz, der den Petersplatz in Rom in den Schatten stellt. Als Nicht-Katholik fällt es mir schwer, die Bedeutung dieses Ortes zu ermessen, auch wenn ich die geschichtlichen Zusammenhänge lesen und im Wesentlichen nachvollziehen kann.
Abgesehen von diesem Pilgerzentrum gibt in dessen Umgebung zahllose Reliquien- und Souvenirshops sowie Hotels. Und das war's. Die Stadt besteht, vielleicht etwas übertrieben gesagt, nur aus dem Pilgerzentrum und der zugehörigen Infrastruktur. Nachdem ich die gigantische Halle, die Basilika und den gewaltigen Platz - und auch die Fátima selbst gesehen hatte, finde ich alles andere gähnend langweilig. 

Jedenfalls fand ich bei Antonio eine ausgesprochen liebevolle Unterkunft. Hier sind Gespräche willkommen und ich erlebte einen ausgesprochen achtsamen Umgang mit allen anwesenden Personen.

Nazaré
Am nächsten Tag bin ich wieder auf Achse! Richtung Nazaré. Ich will die ganz großen Wellen sehen. Aber die Saison hat noch nicht begonnen und ich habe mich mit Wellen von "nur" vier bis acht Meter zufrieden geben müssen. Hier habe ich meine Erlebnisse festgehalten.

Rota Vicentina
Das musst du gesehen haben!!! Natur, Küste, Meer und Wellen - Atemberaubend!!! Darüber habe ich hier einen extra Artikel geschrieben.

Casa da Aldeia
Nicht weit von Faro hatte ich für drei Tage ein kleines Appartement gebucht, das es hier in meinen Blog geschafft hat, weil ich es so schön finde. Es hat zwei bis vier Schlafplätze, Küche und Bad. Es ist ziemlich neu und mit viel Liebe zum Detail renoviert und richtig gemütlich. Auch der Außenbereich ist liebevoll gestaltet mit schönem Kiesboden und viele Pflanzen.
Alex, der Vermieter, ist gebürtiger Niederländer, spricht Holländisch und Englisch. Ich habe ihr sehr freundlich und hilfsbereit erlebt.

Das Appartment ist Teil eines Arrangements von drei Einheiten, die den Außenbereich gemeinsam nutzen. Weitere Details und Vermieterkontakt sind hier oder bei booking.com zu finden. 

Ankerfriedhof
Rund 30 km östlich von Faro befindet sich der Badestrand "Praia do Barril", den man sowohl zu Fuß, als auch mit einer kleinen Schmalspur-Bahn für 1,80 € pro Fahrt erreichen kann. Am Strand steht ein Dorf von Reihenhäusern, die im Jahe 1841 für 80 Fischer erbaut wurden. Man fing hier Thunfisch. Nachdem die Fischer davon nicht mehr leben konnten und das Dorf verließen, wurden ihre Anker als Erinnerung an jene Zeit dort aufgestellt und schaut aus, wie ein Friedhof - und wird auch so genannt. Ziemlich beeindruckend und emotional. Die Häuser sind jetzt in ein Museum und in Cafés umgewandelt worden.
Neue Freunde
Die Geschichte meiner Reise hat offensichtlich Kreise gezogen und interessiert inzwischen Freunde von Freunden von Freunden meiner Freunde - oder Zeitungsleser. Leute also, weit außerhalb meines Einflussbereiches, die ich nicht kenne. Und so kommen dann und wann Kontaktanfragen herein, die ich grundsätzlich alle bestätige, wenn es nicht gerade ein international bekannter Axtmörder ist.

Zu meiner eigenen Erinnerung will ich hier ein paar Begegnungen festhalten, die mich bewegt haben.

Einer davon ist Jörg S. Auch von ihm kam eine Kontaktanfrage über einn Freund. Als ich irgendwo in Südportugal herumgeistere, erreicht mich seine WhatsApp-Nachricht, er würde dann und dann mit seiner Frau in der Nähe von Faro Urlaub machen, wir könnten uns vielleicht am Sonntag in der Gemeinde Portimão treffen, wenn ich es schaffen würde. Nun war Portimão genau eine Tagesetappe zu weit entfernt, dass ich es bis Sonntag geschafft hätte. Aber wozu gibt es Eisenbahnen??? Die schaffen meine Tagesetappe in knapp einer Stunde. Ich also Ticket gelöst und das Hostel gebucht. Stellt sich heraus, dass das Hostel gerade mal 200 m von der Neuapostolischen Kirche entfernt liegt. Und wen treffe ich dann in der Kirche? Jede Menge, aber keinen Jörg S. Egal, der wird sich schon melden, was er auch tut: Verspätung mit dem Flieger. Wir verabreden uns später zum Abendessen und haben eine tolle Zeit, einander kennen zu lernen und festzustellen, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben.
Ein anderer Fall ist Andrea mit Churri und ihrer Tochter. Das war in Fátima. Mir ist gerade nach einem heißen Kaffee zumute und ich schaue mich nach einem Café um. Und da ist auch schon eines. Aber auf dem Parkplatz steht ein Bulli T3, militante Erscheinung in mattschwarz, mit großen abstehende Außenspiegel, Alukisten auf dem Dachgepäckträger und mit einer Leiter hinauf. Und ein Deutsches Kennzeichen. Meine Aufmerksamkeit war sofort gefesselt und ich mache zwei Runden um diesen sensationellen Fund. Was das wohl für ein Typ ist, der damit unterwegs ist?
Im Café saßen ein älterer Herr und zwei Frauen. Quick-check: Der Herr kann es einfach nicht sein, er trägt ein altes Jackett, einen Hut und am Tisch lehnt ein Gehstock. Kurzer Blick zu den Frauen: beide wirken jung. Nichts Auffälliges... außer dem struppigen Hund, der auch duzu gehört... hmm. Ich nehme am Nachbartisch Platz und bestelle meinen Kaffee. Und da höre ich es schon, die beiden sprechen Deutsch. Attacke...!!! Nun ja, ihnen gehört der Bulli und wir haben Gesprächsstoff für den ganzen Vormittag, bis ich merke, dass ich meine nächste Etappe nicht mehr schaffen werde. Die beiden - Mutter und Tochter, sind so cool drauf und sind an vielen Stellen gewesen, wo auch ich war. Wir finden nur schwer ein Ende mit Quatschen. Schließlich haben sie mich und meinen Rucksack in den Bulli eingeladen und mir geholfen, meine Etappe zu schaffen. 

Dienstag, 15. November 2022

Musst du gesehen haben!!!

Von Zeit zu Zeit wird mir immer wieder Mal die Frage gestellt: "Wo war es für dich am Schönsten?". Für mich hat jede Gegend seinen ganz individuellen Reiz. Selbst in Industriegebieten gibt manche interessante Überraschung - wie zum Beispiel der weltweit einzige Händler von Original Kreidler-Ersatzteilen in Barrô/Águeda. www.kreidleroriginal.com

Rota Vicentina
Dennoch komme ich nicht umhin, diesen Artikel der Küste Portugals und dem Atlantischen Ozean zu widmen. Was ich hier zu sehen bekomm und erlebe, die schroffen Felsklippen, die mit teilweise über 100 m über dem Meeresspiegel nahezu senkrecht ins Meer hinabfallen, dazu riesige Wellen, die mit lautem Grollen brechen und über einsame Strände ausrollen oder mit voller Wucht stumpf Fontänengegen den Fels klatschen und dabei Höhe aufspritzen lassen. Dann stehst du auf diesen Klippen, schaust diesem Naturschauspiel zu. Das macht mich sprachlos. 
Dieser Weg, Rota Vicentina, der auf Deutsch Fischerweg und auf Englisch Fisherman's Trail genannt wird, verläuft zwischen Lissabon und Cabo de Vicente, also der Südwestspitze Portugals, und dabei weitgehend ganz nah an der Küstenlinie. 

So richtig aufregend wurde es ab Sines südwärts mit den hohen Klippen. In der Zeit, die ich dort unterwegs war, wurden pausenlos richtig große Wellen ans Ufer getrieben. Von der Höhe der Klippen erschienen mir manche Wellenkämme durchaus eine Höhe von fünf Metern zu erreichen, wenn sie brachen. Für Surfer richtig tolle Barrels!
An anderen Stellen, wo viele Felsen in Ufernähe aus dem Wasser ragen, hast du den Eindruck, die See kocht. Ich konnte mich gar nicht satt sehen. 
Was den Pfad betrifft, kannst du so nah an die Kante heran, dass du aufpassen musst, nicht zu schwungvoll zu sein. Da es keine Zäune oder sonstige Absperrungen gibt, könnte ein Schritt zuviel zu einem signifikanten Höhenunterschied deines Daseins führen. Da gibt es reichlich Nervenkitzel. Aber es sind nicht nur hohe Klippen, die einem den Atem rauben. In der Ebene auf dem Plateau sin plötzlich Löcher im Durchmesser von vielleicht drei Meter und an die zwanzig oder dreißig Meter tief. Diese habe ich allerdings nur ganz im Südwesten in der Umgebung von Sagres gesehen. Der Weg ist auch eine Herausforderung an die Kondition des Wanderers, denn immer wieder kommt ein Zahlenschnitt. Da geht es herunter vom Plateau und auf der anderen Seite gleich wieder hinauf - manchmal ziemlich steil auf sehr schmalen Weg. Oder da liegt jede Menge Geröll. Und über viele Strecken geht es durch Zuckersand. Für mich waren 15-20 km gut zu bewältigende Tagesetappen.
Wer schroffe Natur, das Wasser und Meer, bezaubernde Sonnenuntergänge und das Wandern liebt, dem kann ich diesen Weg wärmstens empfehlen.

Montag, 31. Oktober 2022

Lissabon

Lissabon, die Stadt der alten Straßenbahnen, vielfältigen Attraktionen, angenehmen Wintertemperaturen und unzähligen Touristen. 

Für drei Tage habe ich mich hier im Hostel Golden Tram 242 über booking.com für 22,- €/Nacht einquartiert. Mein Review ist hier nachzulesen. Direkt vor dem Hostel befindet sich "Der Aufzug" von 1908, vor dem die Leute selbst bei Regen von morgens bis abends in richtig langer Schlange Aufstellung nehmen, um Zutritt zu bekommen. 
Aufgrund des Vorschlages mehrerer "Verfolger" dieses Blogs und meines WhatsApp Status, habe ich einen Ausflug nach Sintra zum bunten Schloss ins Auge gefasst. Dorthin gelangt man zu Fuß mit einer Tagesetappe - oder mit der S-Bahn in 45 Minuten. Ich habe mich für 45 Minuten zu 1,50 € Einzelfahrt entschieden. In Sintra angekommen, wirst du von einer Hundertschaft von Tuk-Tuk-Fahrern in Empfang genommen, die sogleich erzählen, das es hier eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bewundern gibt: Schloss Pena, Schloss Monsterrate, Castelo Dos Mouros und noch etliche mehr. 

Ich halte nach Öffis Ausschau und sehe die Bushaltestelle mit den Liniennummern dran. Die Tuk-Tuk-Leute lasse ich stehen und begebe mich zur Bushaltestelle. Dort empfangen mich zwei uniformierte Damen von der Busgesellschaft und fangen ebenfalls an zu erklären, wie man mit den drei vorhandenen Buslinien alle Sehenswürdigkeiten abklappern kann. Jetzt ist für mich schon der Overkill erreicht und ich Frage mich, ob ich die nächste S-Bahn zurück nehmen sollte. Ach nee, was soll ich dann in meinen Blog schreiben? Also Ticket lösen. Elf Euro bitte... Whaaaat??? Die Öffis sind hier in Portugal doch immer super günstig. Und jetzt elf Euro. Ich kann es nicht fassen. Was mögen wohl die Tuk-Tuk kosten? Egal, jetzt bin ich hier und will das bunte Schloss sehen! Das wird's sicherlich auch nicht umsonst geben. Dort angekommen, bin ich nicht überrascht und ziehe brav meine Kreditkarte: 20,90 € für das bunte Schloss, das richtig Palácio Nacional de Pena heißt und für die Burg Castelo Dos Mouros zusammen. Auf geht's, und es hat sich auch gelohnt. 

Palácio Nacional de Pena
Castelo Dos Mouros
Lissabon und die Umgebung bietet eine große Menge und man kann problemlos eine oder zwei Wochen mit Besichtigungen ausfüllen. Ich persönlich mag es gern, durch die Innenstädte zu tingeln und zufällig das eine und andere entdecken, ohne die Jagd auf etwas, wo man mich hinterher fragt "hast du dies gesehen und das...". 
Von nun an bin ich mehr denn je gespannt, wie es weitergeht mit der Verfügbarkeit von Pilgerherbergen. Die Wanderwege zwischen Lissabon und der Südküste scheinen nicht von vielen Jakobspilgern genutzt zu werden. 

Letzter Beitrag

Horsts Enkel-Baby-Stippvisite

Prinz Samuel und ich Baby im Anmarsch Irgendwann im Frühsommer 2024 erreicht mich der Anruf meiner 'Möhre', wie ich liebevoll meine ...