Vermutlich fallen Veränderungen an der Persönlichkeit eher anderen Leuten auf, als einem selbst. Denn Veränderungen kommen selten über Nacht. Welche Veränderungen andere an mir entdecken, würde mich natürlich brennend interessieren.
Als ich danach gefragt wurde, was ich glaube, welche Veränderungen ich denn an mir selbst beobachte, fiel mir auf die Schnelle nicht so richtig etwas ein, das ich benennen konnte. Mit längerem Nachdenken kamen mir dann doch ein paar Dinge in den Sinn.
Schießen wir mal los...
Hier ein paar Gedanken zu der einleitenden Behauptung:
Eine neue Gelassenheit, bezüglich Planungen, Vorhaben scheint sich in mit breit zu machen. Das heißt, wenn Dinge einen anderen Verlauf nehmen, als geplant, dann suche ich die Vorteile darin zu finden.
Ein weiterer Punkt ist Genügsamkeit. Was brauchst du eigentlich zum Leben? Die Pilgerschaft beantwortet diese Frage ganz eindrucksvoll: Nahrung, geeignete Kleidung - vor allem gute Schuhe, für die Nacht möglichst ein weiches Bett und ein Dach über dem Kopf. Damit ist das Wichtigste genannt. Schaue ich in meinen Rucksack, dann ist darüber hinaus alles drin, was nötig ist. Kein Frust, auch nicht nach Monaten. Ich finde es erstaunlich, mit wie wenig Dingen wundervolles Leben möglich ist.
Ich spüre deutlich größere Toleranz gegenüber Menschen, die anders ticken. Klar, es gibt immer wieder mal Leute, über die man sich wundert. Ein Beispiel: wenn du Druck auf dem großen Kessel hast, das Marschieren schwieriger wird und dann irgendwo klingelst, um dich zu erleichtern und du eins ums andere Mal teilweise richtig mürrische Absagen kriegst, dann wundere ich mich immer mehr. Einer sagte mal "Entrez dans la nature". Da blieb mir dann auch echt nichts anderes mehr übrig. Ohne Foto!!!
Oder das Thema Beobachtung. Du hast unterwegs so viel Zeit, Pflanzen und Tiere anzuschauen. Und du staunst und bewunderst, wie sich die Natur unter dem Einfluss der Jahreszeiten verändert. Ich nehme das alles jetzt viel bewusster wahr. Herbst, Winter, aber ganz besonders schön finde ich es natürlich im Frühling, wenn alles zu neuem Leben erwacht. Oft wurde ich an meine Kindheit zurück erinnert, als ich bei jedem Wetter draußen im Wald war und auch so viele unspektakuläre Dinge, wie Frösche, Salamander, Stichlinge, die verschiedensten Vögel, usw. gesehen habe. Auf diesem Jakobsweg habe ich auch manches Neue gesehen, wie Smaragdeidechsen, wild wachsende Yuccapalmen, Schlangen...
Veränderte Gebete
Von Kindesbeinen an waren meine Gebete überwiegend von kurzem Dank und vielen Bitten geprägt. Das liegt ja eigentlich auch nahe, denn es heißt ja auch "beten, bitten...". Es waren stets bedürfnisgetriebene Gebete. Sie enthielten zumeist Bitten um Dinge, die ich nicht hatte oder deren ich nicht sicher war, wie gute Schulnoten, einen Ausbildungsplätze, einen guten Job, eine passende Frau, gesunde Kinder, etc. Man hat ja schließlich positive Bedürfnisse. Vieles habe ich in meinem Leben auch bekommen.
Veränderungen meiner Gebete wurden ausgelöst durch einen einzigen Satz, den ich schon vor einigen Jahren in einem Gottesdienst hörte, und der ging so: "...lasst uns nicht immer auf den Mangel schauen...". Auf meinem Jakobsweg bin ich dann dieser Aussage auf den Grund gegangen und habe mich gefragt, worauf ich mich dann fokussieren kann und will? Herausgekommen ist dabei ein neues Gebet mit folgenden Inhalten. Es umfasst natürlich immer noch Dank und Bitte, aber mit geänderten Schwerpunkten:
Dank
- für mein Leben und meinen gesunden Körper
- dass ich in genau diese Familie hinein geboren wurde und diesen Vater und diese Mutter habe, mitsamt den Brüdern
- für die besondere Fürsorge durch meinen Onkel und meine Tante
- für meine Kinder und die Zeit, die ich mit deren Mutter haben durfte
- für meine Freunde, Lehrer und alle Menschen, die mir Gutes wollen
- dass ich mich jeden Tag satt essen kann und immer genug Milch im Krug habe
- dass ich Kleidung, mein Auskommen habe und in Frieden leben kann
- dass ich gehen, laufen, springen, tanzen und mich bewegen kann
- dass ich sprechen, singen, lachen und weinen kann
- dass ich denken kann und Gefühle habe
- für meinen inneren Frieden, meine Liebe und meine Freude
- über die göttlichen Verheißungen der Wiederkunft Jesu Christi, dem Errichten des Friedensreiches, einer neuen Schöpfung - und dass ich daran glauben kann
Bitte
- um ein reines Herz in meinem Denken, Reden, Tun
- um Wachheit, Maß und inneren Frieden
- um Hilfe, das Gute, das Nächstliegende und das Not-wendige so gut wie möglich zu tun
- um Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und auch um Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann
- um Hilfe, für andere da sein zu können und diejenigen zu sehen, die sonst keiner sieht
- um Segen für die, die ich liebe
- um inneren Frieden für alle Menschen
- um das baldige Wiederkommen des Herrn Jesus Chistus.
Amen!
2 Kommentare:
Amen
Danke für den Hinweis, KaBu. Ich habe den Schluß des Artikels geändert 🤞🏼
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