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Sonntag, 25. Juni 2023

Stippvisite in heimatlichen Gefilden


Nouakschott, Mauretanien, irgendwo auf dem Weg nach Sénégal, irgendwann Ende Februar 2023.

Herrlich, ich bin auf Reisen - na klar, was denn sonst!!! Nach dem Start meiner Reise am 16. Oktober 2021 in Norddeutschland, habe ich die Schweiz, Südfrankreich, Nordspanien , Portugal, Südspanien, Marokko, Mauretanien und Senegal gesehen. Dir grobe Richtung ist Südafrika auf dem Landwege zu erreichen. Hin und wieder kann es Gründe geben, über eine Unterbrechung der Reise nachzudenken. Natürlich muss der Grund richtig gut sein. Der Grund für meine Stippvisite in Deutschland war mehr als gut. Meine Lieblingstochter, meine Möhre, die große Kathi, hat sich entschlossen, zu heiraten. 

Wie konnte das passieren? Sie hat diesen Becker-Mario, den sie vor Corona schon krass-cool fand, nach der Pandemie dazu gebracht, sie zu fragen, ob sie ihn heiraten will, nur damit sie "Na klar" sagen und ihm noch besser zeigen kann, wie doll sie ihn liebt, sodass er schnallt, dass sie wirklich bei ihm bleiben will. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Eigentlich nur logisch. Wer so eine Tochter hat, lässt sich ihren großen Tag natürlich nicht entgehen. Und ich erst recht nicht! Der 21. April wird mir als Hochzeitstag durchgegeben.

Nicht lange, nachdem Kathi mich daüber in Kenntnis gesetzt hatte, meldet sich mein großer Bruder, der seit drei Jahren verwitwet ist, mit der gleichen Idee. Jetzt heißt es für mich zu lernen, wie man auf zwei Hochzeiten tanzt. Zum Glück liegen die Termine nicht auf einem Tag, sondern einer im April und der andere im Juni.

Schnell finde ich noch andere Veranstaltungen, die sich um diese Tage gruppieren lassen, was mir Gelegenheit gibt, die Zeit dazwischen mit lustigen Dingen zu füllen. Beispielsweise Gleitschirm fliegen und die Lizenz zu erweitern, Bootsführerschein machen, möglichst viele Freunde treffen, bei Airbus die Kollegen wiedersehen und neidisch machen, dem Sippentreffen unserer Familie beizuwohnen, usw.

Die lustigste Idee, die mir einfällt, ist, meinen großen Bruder Haraldus in die Retourkutsche zu setzen für seine Überraschung, als er so - mir nichts, dir nichts, auf meinem Jakobsweg ungefragt vor mir stand. Nun werde ich dasselbe mit ihm machen, entsprechend zeitig anreisen und dann einfach zu seinem Geburtstag morgens an seiner Haustür mit der Brötchentüte zum Frühstück in Göteborg in Schweden stehen. Meine Vorfreude wächst ins Unermessliche.

Bei all diesen vielen tollen Ideen im Kopf, lautet die Devise für mich: Nimm mit, was du kriegen kannst! Und damit auch die klare Ansage: Horst, komm in die Puschen. Folglich habe ich zack-zack nach einem passenden Flug gesucht.

Während ich nun mit meinem Freund Raúl aus Barcelona in seinem schicken Mercedes-Benz auf dem Weg von Nouakschott nach Saint Louis fahre, wird der Flug über Skyscanner.com mit Turkish Airlines nach Hamburg gebucht, und mit der OMIO-App auch gleich der Nachtzug von Hamburg nach Göteborg. Da die Straßen extrem löcherig und die Fahrt in diesem tollem 230E ziemlich holprig ist, vertippe ich mich mehrmals und befürchte am Ende einen Flug nach Timbuktu gebucht zu haben.

Aber nein, abgesehen von mehreren Abbrüchen, die eher dem begrenzten Internet geschuldet sind, geht alles gut. Als wir Saint Louis erreichen, sind alle Buchungen in trockenen Tüchern. und ich beginne mich zu freuen, wie ein kleines Kind. 

Göteborg, Schweden 

Und genauso kommt es auch. Mit ein paar Stunden Zwischenstopp in Hamburg, die ich mit meinem genialen Sohn Alex genieße, geht's im Nachtzug über Kopenhagen und Halmstad weiter nach Göteborg. 

Als Haraldus kurz vor seinem Geburtstag am 13. März um 8 Uhr morgens die Tür öffnet und mich sieht, ist ihm die Returkutsche sofort klar und kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein...
Wir genießen die fünf Tage in vollen Zügen, besuchen eine ältere Glaubensschwester im Seniorenheim, besichtigen ein Anwesen, das zum Verkauf steht und genießen die Freude des Zusammenseins auch mit Tini, Haralds Verlobte, die ebenfalls da ist. Sie hat meine Überraschung nach Kräften unterstützt. 

Deutschland 

Wenn ich gefragt werde - und das ist häufig der Fall, wie ich meine Reise plane, dann hört mein Gegenüber stets die Standardantwort: „Mein einziger Plan ist, nicht mehr zu planen“. Mit dieser Prämisse habe ich nun schon einige Kilometer erfolgreich zurückgelegt. Allerdings sollte ein gelungener Urlaub doch ein bisschen geplant sein. Daher habe ich hier eine Ausnahme von meiner eisernen Regel gemacht und diese Zeit dezidiert durchgeplant. Ich gebe zu, dass diese Genau-Planung kaum mehr als drei Tage im Voraus mache…! Fassen wir zusammen, es gibt zwei feste Feste zu beplanen: 24. April für die Hochzeit von Kathi und 24. Juni für die Hochzeit von Harald, der Ältere. Und dazwischen???? Für die Zwischenzeiten will ich auf jeden Fall meine Mutter (89) und meinen Onkel (94) wiedersehen, darüber hinaus nehme ich mir vor, den Bootsführerschein zu machen, möglichst viel mit meinem Gleitschirm zu fliegen und die Windenschleppberechtigung dafür zu erlangen, gucken, ob meine Firma noch steht und dabei die Kollegen von ihrer Arbeit abhalten, möglichst viele Freunde treffen, am Sippentreffen teilnehmen, uvm.

Um es lang zu machen, hier die halbwegs chronologische Abfolge der Ereignisse:

Unterricht für den Sportbootführerschein "See" und "Binnen" nehme ich vom 20. bis 24. März 2023 bei der Yachtschule Eichler in Finkenwerder und die Prüfung lege ich erfolgreich am 28. April 2023 ab.

Am 31. März 2023 ist der Junggesellenabschied

für meinen angehenden Schwiegersohn Mario. All seine herrlich schrägen Kumpanen Helmut, Sandor, Marko, Tim, Carsten, Olli und Alex sind dabei. Was für eine geile Veranstaltung, vor allem in der Wohnwagensauna, in der neun Körper ihr Bier wieder ausschwitzen.

Meine Teilnahme am monatlich stattfindenden Pilgervesper am 6. April 2023 in der Jacobikirche in Hamburg. Dort kommt es auch zum Wiedersehen mit Simone und Mattis, zwei Pilgerfreunde aus der Gemeinde Harsefeld, sowie mit Pilgerpastor Bernd Lohse, der mir eineinhalb Jahre zuvor den Pilgersegen mitgab. Große Freude!

Am 9. April 2023 erlebe ich mit meinem Bruder Holger, der Jüngere, den Oster-Gottesdienst mit Bezirksapostel Rüdiger Krause in der Gemeinde Hamburg-Nord.

Irgendwann zwischendurch setze ich meine Brautvaterrede, die ich bereits zusammenbaue seit ich den Hochzeitstermin kenne, endgültig auf und präge mir den Text gut ein.

18. April 2023 - nur noch drei Tage bis zur Hochzeit. Es wird Zeit, mich um mein Outfit zu kümmern. Auf der Einkaufsliste stehen ein weißes Hemd, eine schicke Weste und Schuhe. Mario würde mir einen seiner Anzüge zur Verfügung stellen. Wir haben exakt die gleiche Konfektionsgröße. Prima!

Und endlich ist der große Tag da. Wir schreiben den 21. April 2023. In 25 Jahren soll die Silberhochzeit sein. Darum gilt es heute zweimal "Ja!" zu sagen - Mario und Kathi je einmal. Das sollte dann reichen. Tatsächlich wird viermal "Ja!" gesagt. Das Standesamt verlangt es und die Kirche auch.

Das muss halten. Doppelt hält ja schließlich besser. Dieser Tag ist einfach nur schön. Die folgenden Tage sind für die Nachfeier und das Resteessen reserviert.

Am 28. April 2023 steht eine Vorsorgeuntersuchung an. Was tut man nicht alles.

Das nächste Ereignis ist die Brüderversammlung vom 10.-17. Mai 2023 in Playa San Juan im Süden der Kanarischen Insel Teneriffa. Mit Harald und Holger wird mir eine köstliche Zeit der brüderlichen Gemeinschaft, wie wir sie so ganz für uns seit dem Auszug aus dem Elternhaus nicht mehr hatten. Einander neu kennen zu lernen und zu sehen wie viele Gemeinsamkeiten uns verbinden, bereichert mein Leben so sehr!

Unsere Großfamilie trifft sich meist jährlich zu Pfingsten. Wir nennen es Sippentreffen und es findet am 28. Mai 2023 wie jedesmal bisher auf dem Doosthof im Vorkeimhaus statt. Wieder bin ich dankbar, dass sich alles so fügt, dass ich dabei sein kann. Und zwei neue Familienmitglieder werden in die Großfamilie eingefügt: Mario, mein jetziger Schwiegersohn und Tini, meine Bald-Schwägerin, die Verlobte meines Bruders Harald. 

Ungefähr zwei Wochen Aufenthalt in Eichenzell waren dazu gedacht, an der Wasserkuppe mit meinem Gleitschirm zu fliegen. Aber jetzt kommt der Wind nur aus östlichen Richtungen. Die Wasserkuppe hat an drei Seiten Startplätze für Gleitschirmpiloten, außer an der Ostseite. Dort befindet sich der Segelflugplatz - grrr!!! Nur zweimal habe ich die Möglichkeit abzuheben, und zwar für zwei "Hüpfer" mit ganzen 200 Meter Flugweg. Hurra!!! Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Bodenübungen zu machen. Später stellt sich heraus, dass dies für mich die perfekte Vorbereitung für den Kurs an der Schleppwinde war.

Zum 16. Mai 2023 hatte ich mich schon in Mauretanien für den Kurs und Berechtigung des Windenschlepps angemeldet, eine wunderbare Möglichkeit für Gleitschirmflieger, im Flachland zu starten und auf Höhe zu kommen. Nach drei Tagen ist auch diese Prüfung "im Sack"! 

Das letzte wichtige Ereignis ist die Hochzeit von Harald und Tini am 23. Juni 2023 in Berlin. 

Treffen und Besuche
Es gibt ein mehrmaliges Wiedersehen mit Mama im Seniorenheim Ahlerstedt, bei denen sie mir den Eindruck erweckt, als ob ich gar nicht fort war und die meinen Besuch wie selbstverständlich erwartet.

Nun ja, das mag ein positiver Aspekt der Demenz sein. Genauso, wie ich es vor meiner Abreise jeden Sonntag gemacht habe, setze ich sie ins Auto und wir fahren wieder gemeinsam zur Kirche.

Danke an Doreen und an Klaus, die mir jeweils ihre Autos zur Verfügung stellen. 

Am 11. April 2023 hat Onkel Hans-Jürgen Geburtstag

und wir sind beide überglücklich, dass ich ihn heute besuchen kann.

Es ist mir eine Freude und eine Ehre mit ehemaligen Arbeitskollegen befreundet zu sein. Bei Frank und Britta in Pinneberg wie auch bei Ralf und seiner Beke in Seevetal bin ich sogar Zuhause eingeladen. Frank lässt mich über sein Renovierungsprojekt - fast das komplette Haus, und Ralf über sein Modellprojekt einer alten Fregatte staunen. Lange nicht gesehen hatte ich Detlef aus Groß-Flottbek. 

Aus meiner Verwandtschaft kann ich mich mit Uschi und Karl-Ernst in Kakerbeck treffen, mit Jürgen und Elke auf dem Doosthof, mit Astrid und Rüdiger in Hamburg.

Als ich Haus 25 betrete, ist mir, als wäre gerade ein verlängertes Wochenende zu Ende gegangen und ich kehre an meinen Arbeitsplatz zurück. Seltsam! Mein Büro ist von anderen Personen besetzt, obwohl nach der abgeklungenen Corona-Pandemie noch immer sehr wenige Menschen in den verglasten Büros zu sehen sind. Wo ist mein Laptop...? Ich bin auf dem Airbus-Gelände mit verschiedenen Arbeitskollegen verabredet. Zuerst treffe ich Michael, meinen Chef. Dann kommen meine beiden Spezialisten Bernd und Sebastian hinzu, die es sich nicht nehmen lassen, ins Büro zu kommen, um mich zu sehen. Christian und Albrecht treffe ich auch. Ebenfalls finde ich Dirk-Peter in seinem Büro vor. Ansonsten ist es ziemlich ruhig hier...

Die Evangelische Gemeinde Ahlerstedt Unterhält mit der Gemeinde in Gimbi, Äthiopien, eine Patenschaft. Ansprechpartner ist Elke Meyer in Ahlerstedt. Sie kennt einige Leute dort. Das Gespräch mit ihr liefert mir gute Informationen für den Fall, dass mein Weg durch Äthiopien führen sollte.

Ich freue mich ganz mächtig, Freunde wie Harald in Hamburg (nicht mein Bruder) und Olaf aus Hüttenfeld zu haben. Ihr seid Bereicherung und Stütze in meinem Leben. Schön, dass es euch gibt und dass wir uns treffen können.

Des Weiteren treffe ich mich mit Nunu, eine Süd-Sudanesin,

die mir Einblicke in die dortige Lage gibt, Yucy, die extra aus Spanien anreist, um ein paar Tage mit mir in Deutschland zu verbringen. Schöne Momente gibt es mit der roten Sandra mit Marianne, Petra, Silke und Maik, bei Michael und Katrin nebenan kurz geklingelt und einen Augenblick miteinander die alte nachbarschaftliche Verbindung gepflegt, dito mit Anja und Bernd, sowie mit Jörn und auch Guido einfach nur auf der Straße angetroffen und eine Weile gequatscht. Sooo schön!!!

Weiter geht's mit dem Stader Tageblatt. Miriam Fehlbus bittet mich zum Interview in ein Café.

Nicht zu vergessen mein Pilgerfreund Andreas mit seinem Nachbarn Helmut in Schöneck-Büdesheim. Und die Heike aus Bruchköbel, und der Andreas in Friedrichsdorf. Es nimmt überhaupt kein Ende...!

Etliche Treffen kommen aus verschiedenen Gründen leider nicht zustande, zum Beispiel mit den Nachbarsitzern meines Hauses, Nils und Denise, oder Sina, Hiên, BÄ Bernd, Natalie und noch so einige.


Unterkünfte in der Heimat

Regelrecht überwältigt bin ich von der Zuneigung vieler Verwandten und Bekannten, die mir Herberge anbieten. Als ich noch in Afrika war und über den Deutschland-Abstecher nachdachte, überlegte ich, welche Hostels in der heimatlichen Umgebung für mich infrage kommen würden. Was ich dann hier erlebe, sprengt alle meine Vorstellungen.

Zuerst finde ich Unterschlupf für eine Nacht bei meinem Bruder Holger und seiner Ines, denn der Zug aus Göteborg kommt sehr spät in Hamburg an, der mir später nochmals Herberge gewährt. Da ich eine Woche Unterricht für den Bootsführerschein in Finkenwerder habe, bietet Klaus an, bei ihm zu wohnen, obwohl er erst ein paar Tage zuvor seine Frau verloren hat. Für ihn ist es jetzt wichtig, dass ich da bin und wir führen viele Gespräche. Klaus möchte, dass ich länger bleibe, wenn es für mich passt.

Ich soll sein Auto nehmen, wenn ich irgendwo hin will. Boah...ich bin geflasht. Aber der liebe Klaus hat auch einen Garten, der jetzt im März etwas Zuwendung brauchen könnte. Ob ich dazu bereit wäre??? Na klar, bin ich bereit. Also bekomme ich etwas zu große Gummistiefel über die Füße und befreie mit einer Harke den Drainagegraben hinter seinem Haus von Gestrüpp und abgebrochenen Ästen und verschiedenes Kinderspielzeug. Es tut gut, etwas zurück geben zu können.

In Ahlerstedt werde ich wärmstens aufgenommen, ja fast genötigt, bei Christian und Doreen ins Gästebett zu springen. Und bei Elke und Jürgen auf dem Doosthof wird mir auch ein Bett hergerichtet. Desgleichen bei Ralli und Catrin. Bei diesen beiden kann ich ein wenig zurück geben und beim Verlegen des Laminats im Badezimmer helfen. André, mein Kollege und großes Vorbild bei allem, was auf dem Wasser schwimmt, besteht darauf, sein Gästebett auf Tauglichkeit zu prüfen. Wie kann man da "Nein" sagen?

Besonders Dankbar bin ich Mario und Kathi, bei denen ich mehr als drei Wochen Unterkunft bekomme. Als Vater bei dem jungvermählten Paar so lange wohnen zu dürfen, bedarf es sicher großer Toleranz der beiden. Ein ganz großes Dankeschön! Ich liebe euch ❤️.

In Berlin darf ich eine Nacht in der Wohnung von Harald seiner Tini schlafen und noch drei Nächte bei Hans und Angelika, einem Paar, das mit Tini befreundet ist. Hier erlebe ich eine Gastfreundschaft der Extraklasse.

Danke an alle, die mir unbeschreiblich viel Gutes tun!!!


Abflug
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei! Am Samstag 1. Juli 2023 ist mein dreieinhalb Monate länger Urlaub zu Ende, EgyptAir bringt mich von Berlin nach Kairo. Von hier soll es den Nil flussaufwärts bis zum Viktoriasee über Kenia, Tansania, Sambia, Botswana, Namibia nach Kapstadt gehen. Mal sehen! Und der Alltag und das normale Leben eines Travelers geht wieder weiter 🎒. 


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