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Sonntag, 4. Juni 2023

Im Senegal


Was will Horst eigentlich im Senegal?

Nicht eine Sekunde hatte ich jemals einen Gedanken daran verschwendet, über die Grenzen Marokkos hinaus zu reisen. Weshalb auch? Bis ich dann vor einiger Zeit jenen Podcast über die Zugfahrt auf dem Eisenerz hörte. Plötzlich rückte mit Mauretanien ein weiteres Reiseland in mein Bewusstsein. 

Eines muss hier an dieser Stelle unbedingt noch rein! Ich hatte einen Traum. In Deutschland sagt man gerne, wenn man einen Ort bezeichnen will, von dem man denkt, dass er so eigentlich gar nicht existiert: „…da draußen in Timbuktu…!“ Meine kurze Google-Recherche zeigte mir aber, dass Timbuktu im Westafrikanischen Land Mali liegt. Ein Land, weit in der Wüste, in dem Deutsche Truppen schon seit Jahren vor sich hin schwitzen und irgendwie für Frieden sorgen sollen. Aber hey, ich komme sowieso in friedlicher Absicht, was sollte daran Falsch sein? Dann, als ich nicht mehr mit meinem Herzen verbunden war, sondern nur noch auf den Kopf hörte, habe ich einen großen Fehler gemacht. Da lese ich mir die Ratschläge des Auswärtigen Amtes durch, die Reise- und Sicherheitshinweise. Ach du meine Güte…!!! Von diesen Ratschlägen fühlte ich mich geradezu verprügelt und erschlagen nach dem Motto „Was fällt dir denn ein? Da gibt‘s Terrorismus!“ und meine Courage war plötzlich im Eimer. Meine Lehre, die daraus ziehe: Wenn ich angstfrei reisen will, dann darf ich nicht jemand fragen, der Angst hat, zum Beispiel das Auswärtige Amt oder jemand, der nie selbst dort gewesen ist. Deshalb bin ich aber noch lange nicht naiv. Mit angemessener Vorsicht reise ich weiter und verlasse mich auf Leute, die sich wirklich in den Regionen auskennen! So gebe ich mir die Chance auf einmalige Erlebnisse, die ängstliche Leute nie haben werden.

Zurück zum Thema. Mauretanien ist mit 1 Mio qkm mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Der größte Teil der Landes befindet sich in Kontinentalsahara und dessen Küstenlinie ist mit ungefähr 750km verhältnismäßig kurz. Für einen Abstecher ins Landesinnere fehlt mir die Motivation, obwohl ich Leute traf, die davon begeistert berichteten. Und schließlich bin ich noch immer mit Raúl, meinem Spanischen Freund und seinem Mercedes 200E unterwegs. Raúl wollte ja unbedingt nach Mali. Ich ja eigentlich auch! Weil dort Timbuktu liegt. Wollte ich doch unbedingt dort ein Selfie von mir vor dem Ortsschild machen. einiger unfriedlicher Aktivitäten in jener Region, besteht die Möglichkeit, ungesund oder sogar leblos oder gar nicht zurück zu kommen - für meinen Geschmack - zu weit weg von Null Prozent. So haben wir sehr ungern unseren Plan geändert. Raúls finales Ziel ist Gambia, wo man jeden Mercedes für ein Vielfaches verkaufen kann, als in Europa. Wer nun mit seinem Mercedes von Spanien nach Gambia will, kommt zwangsweise durch Senegal. Und wenn man gerade in dem betreffenden Auto sitzt und nicht aussteigt, dann passiert das eben auch! So hat es mich schließlich hierher verschlagen.

Aufbruch von Nouakchott

Nach vier zum Teil richtig unterhaltsamen Tagen bei Ali und seinen zwei Frauen in Nouakchott geht es los Richtung Senegal.

Bis zum Verlassen der Stadt werden wir noch reichlich mit typisch Mauretanischen Straßenverhältnissen verwöhnt: viele Mercedes-Benz und kaum geordneter Verkehr. Danach wird es graugelb steinig und ockerorange sandig - Wüstenlandschaft eben. Langsam aber stetig kommt nun bald wieder Vegetation in Sicht. Zunächst mit einzelnen Grasbüscheln, dann niedriges Strauchwerk. Die Farbe ähnelt einem dunklen Grün. Je höher die Gewächse werden, umso grüner ist auch der Gesamteindruck. Bald haben wir den Einflußbereich des Senegal-Flusses erreicht. Hier sehen wir viel Buschwerk und in Wassernähe sehr hohes Schilf.

Die Hauptverkehrsroute über die Grenze von Mauretanien zum Sénégal verläuft über Rosso. Nun haben wir von anderen Grenzreisenden gehört, dass dort einerseits die Abfertigung sehr lange dauert, und zweitens es mit dem Auto sowieso und wegen der Fähre über den Sénégal-Fluss unverschämt teuer sein soll. Daher entschließen wir uns, die Route über den Grenzpunkt Diama zu nehmen. Auf vielen Hundert Kilometern ist dies übrigens die einzige Flußquerung zwischen den beiden Ländern mit Brücke. Tatsächlich ist es ein einspurig befahrbares Stauwerk. So, diese Strecke wiederum bedeutet auf Mauretanischer Seite ein nicht asphaltierter Schotterweg mit Schlaglöchern wie im Schweizer Käse für etwa 50km. Hier begegne ich zum zweiten Male dem Kalle und seiner Frau, die irgendwo bei Heidelberg (glaube ich mich zu erinnern) mit ihren Fahrrädern gestartet sind. Erstmals traf ich die beiden an einer Tankstelle mitten in der Mauretanischen Wüste irgendwo zwischen Nouadibou und Nouakschott. Mannomann, es ist echt unglaublich, was ich schon für Leute ich auf der Reise so getroffen habe. Dieser Weg führt nun durch das Diawling Naturreservat. Und dann urplötzlich… flitzt da  ein Krokodil über die Straße mit einer Affengeschwindigkeit, dass ich es nicht schaffe, meine Kamera zu zücken und drauf zu halten, um ein Foto zu machen. Es ist um die zwei Meter lang.

Als nächstes kommt erst ein freilaufendes Kamel locker und in aller Seelenruhe daher getrottet und etwas später ein Warzenschwein, das neugierig an der Straßenseite stehen bleibt - Foto! Das Tier ist nicht wirklich groß, vielleicht 80cm hoch und verhält sich friedlich. Doch der Kopf ist derart wuchtig und mit Stoßzähnen ausgestattet, dass ich dem auf der Straße nicht gegenüber stehen möchte! 
Unser Warzenschwein

So, nun wir sind aber noch immer nicht im Senegal, als uns eine Person mit Uniform anhält und 1.000 Ouguiya fordert, damit wir die restliche Strecke zum Grenzpunkt freigegeben bekommen. Weder Raúl noch ich haben entsprechend viel Kohle bei uns. Da es hier keinen Schlagbaum gibt, tritt Raúl nach kurzer Diskussion einfach aufs Gas und fährt weiter. Etwas mulmig ist uns schon zumute, weil wir damit rechnen, am Grenzpunkt mit erhöhter Gebühr konfrontiert zu werden. Diese Sorge stellt sich als unbegründet heraus. Jeder hier im Land versucht sich offensichtlich mit jeder erdenklichen Masche irgendwie über Wasser zu halten.

An der Grenze: Abwarten und Tee trinken

Wir schreiben den 28. Februar 2023 und endlich erreichen wir die Grenze, den Senegal-Fluss. 
Hast du ein Auto, mit dem du die Grenze passieren willst, dann hast du am besten viel Papier dabei: KFZ-Schein (der ist ja sowieso obligatorisch), Versicherungspolice (will jeder Grenzbeamte sehen), reichlich Money (jeder Schranken-auf-und-zu-Macher hat scheinbar seine eigene Philosophie, bevor er aktiv zu werden gedenkt), und letztlich solltest du viel Zeit im Gepäck haben („hey guy, this is Africa“).

Meine Abfertigung ist mit der Vorlage meines Reisepasses und dem Visa-on-Arrival rasch erledigt, nicht aber die von Raúl mit den Papieren seines geliebten Mercedes 200E. Gerne warte ich die dreieinhalb Stunden auf meinen persönlichen Taxifahrer, bis alle seine Formalitäten erledigt waren. Leider ist weit und breit kein Kaffeeautomat oder ähnliches zu entdecken. Dafür sind sowohl Mauretanier als auch Senegalesen gern bereit, von ihrem mega-süßen und dafür köstlichen Minztee abzugeben. Manchmal sogar ohne Geld dafür zu kassieren - so auch hier. Herzlichen Dank! 

Wie üblich ist die erste Anlaufstelle im neuen Land der erstbeste Geldautomat, der gern bereit ist, Geld auszuspucken. Das macht ja schließlich nicht jeder. Jedenfalls nicht in Mauretanien. Man macht ja seine Erfahrungen und ist entsprechend vorgewarnt. Aber meine Sorge in Senegal ist unbegründet. Wie sich herausstellt, sind Senegalesische Geldautomaten allesamt gegenüber meiner DKB VISA-Karte großzügig und freundliche Geldgeber. Sehr sympathisch! Schritt zwei ist, einen Verkäufer für eine Prepaid SIM-Karte zu finden und diese sogleich mit fünf oder zehn Gigabyte freies Datenvolumen aufzuladen. Das läuft hier genauso wie in Marokko und Mauretanien ab: du schaust nach fahrenden Händlern mit dem Logo einer Telecom-Gesellschaft - hier die Französische ORANGE Telecom, und stellst dich an der Schlange der Wartenden an - bis du feststellst, dass du hinter jemand stehst, der zur Familie eines Typen gehört, der sich schon von zehn Minuten woanders vorgedrängelt hat. Nach diesen Lernprozessen darfst du dann irgendwann auch deine ersehnte SIM-Karte dein Eigen nennen und kannst lossurfen wie ein Weltmeister.

Monica an ihrem Verkaufsstand
Die schönste Veränderung bemerke ich gleich hinter der Grenze. Es sind die unverschleierten und farbenfroh gekleideten Menschen, allen voran die Frauen. Nach dem Ockergelbgrau der Saharalandschaft, den Dunkelbraun- oder Grau- oder Schwarztönen der Kaftanen, die von Männern und Frauen gleichermaßen getragen werden, sind die Farben hier eine Wohltat für meine Augen.

Saint Louis

Pont Faitherbe

Nicht weit von der Grenze liegt Saint Louis. Diese schöne Stadt trägt den goldenen Charme Französischen Baustils vieler alter Gebäude der Altstadt aus der Kolonialzeit.




Wir erforschen Saint Louis auf eigene Faust. Die Stadt liegt auf einer Insel im Atlantischen Ozean und ist über eine Straßenbrücke, die Pont Faitherbe erreichbar. Sie ist über ruhigem Wasser erbaut, denn hier ist es die vom Atlantik geschützte Seite. Mir fallen hier Pelikane und Flamingos auf, die sich in großer Zahl im Wasser tummeln, beziehungsweise darüber herumfliegen. Und dann plötzlich, es ist nicht zu übersehen: ein Supermarkt der Französischen Kette AUTAN… nee Quatsch! Richtig heißt es AUCHAN. Ersteres läßt sich jedoch einfacher merken. Wir also nix wie rein. Nach sechs Wochen lupenreiner Abstinenz von Bier und Wein, greifen wir jetzt beherzt zu!

In der Altstadt bin ich ganz besonders angetan vom Hotel de La Poste! Dieses Haus hat in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, der Pionierzeit der Postfliegerei von Europa nach Südamerika etliche weitbekannte Piloten jener Zeit beherbergt, bevor der Flug übers Wasser des Südatlantik angetreten wurde. Da tauchen Namen auf, die in den Ohren von Luftfahrtenthusiasten wie Musik klingen wie Jean Mermoz, der diese Route erstmals flog. Dann auch Antoine de Saint-Exupéry oder Geoffrey de Havilland.

Nach zwei Tagen Saint Louis wollen wir weiter. Da soll es einen See geben, dessen Wasser rosa Färbung hat. Na, das wollen wir uns doch mal aus der Nähe ansehen…

Lake Rose

Rosa Lack gibt es an manchem Zaun zu bewundern - aber ein rosa See…? Raúl treibt seinen 200E durch sandige Wege und wir bleiben fast stecken, als wir einen See umrunden, der laut Google Maps der besagte Lake Rose sein sollte. Alles was wir zu sehen bekommen, ist graubraune Brühe, nur kein rosa. Ich frage Raúl, ob wir irgendwo eine rosa Bille hätten kaufen müssen - würde mich ja nicht wundern. Afrikaner sind erfinderisch, habe ich gelernt. Er zuckt mit den Schultern. 

Lake Rose

Wir gehen in ein Kiosk, um eine Coca-Cola zu trinken. Neugierig wie wir nunmal sind, löchern wir den Wirt mit Fragen zum rosa See. Die Antwort ist erstaunlich. Heftige und ergiebige Regenfälle in jüngster Zeit hätten die Salzkonzentration des Sees soweit verdünnt, dass sowohl diese speziellen Algen, die die Färbung verursachen, weitgehend abgestorben sind und dass zweitens die Menschen, die am und vom See leben, nicht mehr so viel Salz schürfen können, wie vorher. Die Effekte sin Folgende: Erstens kommen nun keine Touristen mehr und die Hotels stehen leer und Nebengeschäfte laufen nicht mehr. Zweitens hatten einige Familien von Salzschürfen gelebt, und ihnen sind die Einkünfte wegen der geringeren Ergiebigkeit des Sees ebenfalls zurückgegangen. Autsch - das schmerzt, sowas zu hören ohne helfen zu können. 

Nun geht auch dieser Tag zu Ende und wir haben keinen Bock unter freiem Himmel zu schlafen (Malaria-Mücken, du weißt schon). Aber wo sollen wir heute schlafen? Das erstbeste Hotel verlangt einen Preis von uns, der offenbar die ausgebliebenen Gäste kompensieren soll. Danke, wir schlafen in unserem Auto. Und tschüß! Ich muss ja sagen, Raúl ist ein Fuchs. Er biegt ein ein Resort ein, wo jeder Gast sein eigenes kleines Häuschen hat. Alles hübsche Häuschen. Diese Häuschen stehen in einem großen Halbkreis, dessen offene Seite von einer offenen Halle (Rezeption + Speisesaal) geschlossen wird. In der Mitte dieses geschlossenen Halbkreises ist ein grooooßes Pool angelegt, von grünem Rasen und Palmen umgeben. Hier zu nächtigen, das kostet!!! Raúl marschiert geradewegs auf den Rezeptionisten zu und bittet, den Geschäftsführer zu sprechen, es sei etwas Dringendes. „Ich bin‘s“ war die Antwort. Binnen zehn Minuten hat dieser Fuchs einen Preis von 6.000 CFA für uns erwirtschaftet, ein Viertel des normalen Preises. Hallo Raúl, was kostet das Coaching bei dir…??? Danach Häuschen beziehen und ab in den Pool! 





Ponderosa

Irgend jemand wies uns in den vergangenen Tagen darauf hin, dass wir das Reservat anschauen sollten. Auf dem weiteren Weg nach Dakar googeln wir wie verrückt, denn wir haben den Namen des Reservats nicht mehr in Erinnerung. Der Erfolg bleibt nicht aus, als der Akku vom Handy langsam in die Knie geht. Wir finden den Namen heraus und damit auch die Wegweisung über Navi. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt und fragen uns, ob es das Eintrittsgeld wohl wert sei. Ich sage, dass ich so schnell nicht wieder nach Senegal kommen würde - im Gegensatz zum „Autohändler“ Raul. Da muss er auch lachen und wir fahren auf direktem Weg ins Reserve de Bandia.


Zuerst werden wir die Affen gewahr, dann Giraffen, Antilopen, Antilopen, Antilopen, noch mehr Antilopen… gibt es sonst da noch was? Na klar, sagt der Guide, den wir auch noch für allerhand CFA‘s gechartert haben. Er zeigt uns Büffel, Zebras, Nashörner, Krokodile und noch andere Tiere, deren Namen ich vergessen habe. Einzig Raubkatzen gibt es hier nicht. Ansonsten leben die Tiere wie in freier Wildbahn und fressen und lassen sich fressen. Keine Regulierung durch Menschen. Das gefällt mir.

Die Tour durch das Reservat dauert vier oder fünf Stunden. Nun müssen wir uns entscheiden, wollen wir nach Dakar in die Stadt oder eher Richtung Gambia. Raúl will Dakar lieber auslassen, um bald in Gambia anzukommen. Wir entschließen uns an der Küste südlich von Dakar eine Unterkunft zu suchen. 

Saly Portudal

Wir kommen nach Saly Portudal und hier wiederholt sich Raúls Verhandlungsgeschick mit einem anderen Vermieter. Wir finden ein Haus zur Vermietung. Bei der Ankunft öffnet ein Afrikaner die Tür und erklärt auf Französisch, dass er uns keine Unterkunft geben könne. Raúl dreht auf und fragt nach dem Boss. Der ist in Frankreich. Los anrufen! Raúl nimmt ihm das Telefon ab, als jemand am anderen Ende ist und erklärt dem Vermieter, was für einen hervorragenden Mitarbeiter er hier habe. Diesmal genügen drei oder fünf Minuten und wir haben eine preisgünstige Bleibe. Raúl, mein Freund, du bist mein Held! 




Der stolze Cheriff


Black Friday

Saly Portudal mit seinem schönen langen Strand liegt rund 70km von Dakar entfernt und wir haben das Bedürfnis, endlich in den Südatlantik einzutauchen. Als das Auto geparkt ist und der Strand mit dem weiten Meer vor uns liegt sind gerade wir sogleich die Auffälligsten unter den Sonnen- und Meerbadenden. Es scheint, dass ganz sich Dakar dies Wochenende an diesem Freitag zum Strand von Saly Portudal begeben haben, um des Wochenende mit Familie oder Freunden zu genießen. Hier tragen alle Senegalesen selbstbewusst ihre kraftvolle schwarze Hautfarbe - Raúl und ich verletzen diese Norm aufs krasseste. Doch wir tun so, als ob es niemand bemerkt und finden schnell Anschluß bei neugierigen Kindern und jungen Leuten, die Ball spielen. Überall ist gute und fröhliche Stimmung, fast wie bei einer Strandparty. Irgendjemand stellt seinen Ghetto-Blaster in den Sand. Erst mimt eine junge Frau als Zumba- Vortänzerin und alle, die gerade Lust dazu haben, machen mit. Bald aber tanzt eine ganze Gruppe Leute wild und ausgelassen herum. Mann, die haben ja Knochen aus Gummi, so wie wie tanzen…
Schade, dass ich kein Foto davon gemacht habe.

Wir bleiben Freunde!
7. März 2023. Nach einer gefühlten Ewigkeit (es sind genau zweieinhalb Wochen) und ungefähr einer Million Kilometer (tatsächlich rund 1.000km) und zahllosen gemeinsamen Erlebnissen (stimmt exakt) trennen sich heute unsere Wege. Raúl will weiter nach Gambia und ich will Dakar sehen - und mich dann von dort auf den Weg zur Hochzeit meiner Kathi und ihrem Marion machen. Alles Gute, mein Freund, wir sehen uns wieder….! Vielleicht in Chile?

Dakar 

Mit dem Kleinbus, wie ich sie bereits in Mauretanien kennenlernte, bin ich nach Dakar gekommen. Über couchsurfing.com hatte ich bereits vor ein paar Tagen meine Unterkunft bei Khalil bestätigt bekommen. Da für Khalils Zuhause keine Straße angegeben ist, weiß ich nun nicht, wo ich aussteigen sollte. Ergo rufe ich Khalil an, als der Bus so in die Vorstadt einfährt und der Verkehr zusehends dichter wird. Khalil spricht prima Englisch. Bei der Shell-Tankstelle soll aussteigen. Ich frage den Fahrer, wo die Shell-Tankstelle ist, ich will da raus. Keine Ahnung, ob er mich verstanden hat, weil ich seine Antwort nicht ein ein Wort verstehe. Vielleicht liegt das am Motor- und Fahrgeräusch. Doch helfen tut‘s nicht auch nicht. Ich rufe Khalil wieder an und sage ihm dass ich nicht weiß, wo diese Tankstelle sei. Dann gebe ich das Handy mit Khalil dran einfach dem Fahrer. Lautes Geschnatter! Die Tankstelle ist nämlich längst vorbei. Ich will beim nächsten Stopp raus, aber der Fahrer hält mich zurück. Noch zwei Haltestellen und der Bus ist leer - obwohl wir noch lange nicht im Zentrum von Dakar sind. Das sehe ich ja über Google Maps. Für den Busfahrer bin ich inzwischen „my friend“ und „brother“. Irgendwie ist mir der Übergang meines Daseins vom Fahrgast zum Familienmitglied durch die Lappen gegangen. Na gut, ich bin ja flexibel. Dann endlich, nach vielen Kurven und Ecken um diverse Wohnblocks herum, steht Bro auf der Bremse und schaltet den Motor ab. Wir sind da. Aha, und wo ist Khalil jetzt…?  
Mr. Busfahrer-Bro
Na Zuhause, wo denn sonst. Dort wartet er auf dich. Komm, hier ist das Taxi, das dich hinbringt. Holla, die Waldfee. Ich bin beeindruckt. Khalil hat meine Rettung mit Mr. Busfahrer-Bro komplett durchorganisiert. Mr. Taxifahrer wusste zwar noch nicht Bescheid, aber darum hat sich Mr. Bro gleich gekümmert - einschließlich dem festen Fahrpreis, damit ich nicht am Ende über eins meiner Ohren gehauen werde. Als die Sonne unter wolkenlosem Himmel, bei angenehmen 28°C hinter den grauen Gebäuden der Stadt untergeht, bin ich an meinem neuen Zuhause angekommen. 
Khalils Dachterrasse

Khalil stellt mich seiner Mutter und seiner Tante vor, später auch seinem Vater, und zeigt mir mein Zimmer im zweiten Obergeschoß auf der Dachterrasse: 

ein Raum mit einer riesigen Matratze auf dem Fußboden. Perfekt für Horschtle, den Vagabund!



Mein Couchsurfing-Zimme

Khalil, Raul, Vagabund (v.l.)
Bei Kahlil wohnt noch ein anderer Couchsurfer, Raul aus Portugal - ohne Akzent auf dem u. Nach dem ersten gemeinsamen Bier verstehen wir drei und blendend. Da Khalil tagsüber zur Arbeit geht, verabrede ich mich mit dem neuen Raul auf eine Stadtentdeckungstour nach Dakar, denn Khalils Haus steht im Vorort. Am nächsten Morgen geht‘s los. Wir wollen eigentlich per Bus in die Stadt fahren. Entlang der Hauptstraße sind massenhaft Marktstände aufgebaut und wir kommen auf die Idee, irgendjemand zu fragen, uns in die Stadt mitzunehmen. Gleich der erste Autofahrer ist bereit, uns mitzunehmen. Allerdings nicht ganz bis in die Stadtmitte, sondern zwei oder drei Kilometer davor sei seine Fahrt zu Ende. Kein Problem, antworten wir, da wird es andere Leute geben, die uns weiterhelfen werden. So kommt es auch. 
Dreirad fahren
Der Fahrer eines motorisierten Dreirads - das ist so ein abgesägtes Motorrad, bei dem das vordere Teil mit Vorderrad, Lenker und Motor nach hinten mit einer Pritsche zusammengeschweißt ist - hat uns bis in die Innenstadt mitgenommen. Alles ohne Gage!!! 

Opernhaus Dakar

Sofi, die Wachfrau im Opernhaus

 
Hauptstraße Richtung Dakar Innenstadt
Da Raul und ich unterschiedliche Interessen haben, trennen wir uns in der Innenstadt voneinander, damit jeder den Freiraum für seine Entdeckungen hat. Ich gehe zum Fähranleger, um auf die Sklaveninsel Gorée zu gelangen. Für 5.700 CFR (knapp 10 EUR) bekomme ich ein Fährticket, einschließlich der Steuern für Nicht-Afrikanische Ausländer. Von dieser kleinen Insel wurden über viele Jahre Sklaven verkauft und verschifft. Das kleine Museum macht einen beklemmenden Eindruck. 
Sklavenhaus (außen)
 
Sklavenhaus Innenhof
Tür ohne Wiederkehr
Auf Gorée befindet sich auch ein alter Geschützturm aus dem zweiten Weltkrieg. Haben die Franzosen gebaut. Muss ziemlich laut geballert haben.
Was für ein Rohr…!

Senegalesen

Mir kann einer sagen, was er will, ich habe tolle Begegnungen mit diesen wunderbaren Menschen gehabt.

  

Abschied von Dakar

Für den 11. März 2023 hatte ich meinen Flug gebucht, um an Kathis Hochzeit teilzunehmen. Hierher werde ich vorerst nicht zurück kommen, denn ich habe den „Rückflug“ von Deutschland nach Afrika nach Kairo in Ägypten gebucht.

Khalil hat sich für meinen Abreisetag extra Zeit genommen und geht später zur Arbeit, um mir „Lebe wohl“ zu sagen. Wir hatten während meines fünftägigen Aufenthaltes viel miteinander gesprochen und intensiven Gedankenaustausch gehabt.


Der Straßenverkehr hier ist legendär, wie jeden Tag. Darum mache ich mich heute sehr frühzeitig auf den Weg zum Airport-Shuttle und warte am Flughafen fast noch vier Stunden. Das gefällt mir deutlich besser, als vier Minuten zu spät dran zu sein.


Airport-Shuttle zum Flughafen Dakar Blaise

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