Pola de Allande
Diese Herberge, in der ich mich als Hospitalero versuche, gehört Stef und liegt in Pola de Allande, ein Ort auf 524 Höhenmetern und von Gebirge bis über 1.400 m umgeben ist. Stef ist Holländer, der ziemlich viel in der Welt herumgekommen ist und sich hier mitten im Nirgendwo am Camino Primitivo ein uraltes Haus für n' Appel und Ei gekauft hat, um Pilgern eine gemütliche Herberge anzubieten. Mannomann, an dem Ding ist aber noch eine Menge zu tun: da sind Fenster, die sich entweder nicht öffnen oder schließen lassen, Lampen, die lediglich an ihren Fassungen hängen, eine weitgehend fehlende E-Installation mit Steckdosen, eine Dusche, die zur unteren Etage durchregnet, und so weiter und so fort. Ansonsten find ich alt ja auch immer ganz schnuckelig.
Mein Tagebüchlein
Donnerstag, 18.08.2022
Ankunft in Pola de Allande (Foto siehe oben). Die Anreise geht per Bus von Luarca über Oviedo nach Cangas del Narcea. Dort werde ich von meinem Gastgeber Stef abgeholt.
Stef hatte das Haus vor zwei Jahren gekauft und es zur Pilgerherberge verwandelt. Er ist gebürtiger Holländer und hat bereits in Mexiko, Argentinien und einige Länder Asiens gesehen. Er spricht Holländisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch. Als ich in der Herberge eintreffe, sind gerade noch zwei Voluntäre (freiwillige Helfer) da, beide aus den USA, die aber morgen abreisen werden.
Stef zeigt mir das Haus und den Garten. Es ist alles alt und urig. Teilweise ist das Mauerwerk unverputzt. Dort schaut rohes Gestein hervor. Das verleiht dem Ganzen einen richtig rustikalen Charakter. Liebevoll sind viele Requisiten der von ihm besuchten Länder im ganzen Haus verteilt. Mir fällt auf, dass nur wenig Elektroinstallation vorhanden ist. Vielleicht kann ich mich hierbei besonders nützlich machen.
Der Rundgang durch den Ort ist kurz und übersichtlich. Hier wohnen rund 400 Menschen. Um diese zu versorgen gibt es drei Supermärkte und acht Cafés/Bars. Darüber hinaus ein wuchtiges Rathaus, einen zentralen Platz zum Treffen, Quatschen - und wie sich später herausstellt - zum Feiern. Weiter geht's mit drei Hotels, einer Apotheke, einer Autowerkstatt, und Wohnhäuser für - ich würde mal sagen, um die 4.000 Menschen. Sehr beeindruckend das Ganze.
Freitag, 19.08.2022
Es geht los. Die Versorgung der Pilger machen die beiden Amerikanerinnen. Ebenso die Zimmer und die Wäsche. Später werden die beiden von Stef nach Cangas del Narcea zum Bus gefahren. Auf der Retourkutsche bringt er drei Mädels mit, wieder eine aus USA, Faith, und zwei Japanerinnen, Kenna und Aya.
Meine erste Hauptaufgabe ist, zu schauen, warum es aus der Dusche im 2. OG in die erste Etage herunterkleckert. Dafür entferne ich im 1. OG die Deckenverkleidung, um mehr sehen zu können. Als in der Dusche dann das Wasser aufgedreht wurde, sah ich, dass das Wasser außen herabläuft und am Fenster wieder hereinläuft. Dieses Fenster hängt jedoch nur an einem uralten Scharnier... Ohje!
1. Neue Scharniere am Fenster einbauen
2. Duschvorhang antackern und abwarten, bis der erste die Dusche benutzt und alles dicht bleibt.
Es stellt sich heraus, dass der Duschvorhang nur minimal den Wasserfall von der zweiten zur ersten Etage verringert. Da müssen wir wohl noch Mal bei.
Zur Entspannung erstmal was anderes machen. Ich installiere Beleuchtung in der Küchenecke. Und mein Tag ist gegen 20.30 Uhr zu Ende. Da gibt's Abendessen.
Samstag, 20.08.2022
Ich schaue wieder nach der Dusche, finde aber noch keine Lösung für den Wasserfall.
Im übrigen gewöhne ich mich an die neue Umgebung. Un entdecke allerlei Einsatzmöglichkeiten dür mich.
Sonntag, 21.08.2022
1. GD
2. Mittagessen
3. Stadtparty
4. Pilgerbetreuung
5. Abendessen
Sehr chilling heute, ein Sonntag eben.
Montag, 22.08.2022
Duschvorhang mit Acryl abgedichtet und mit Leisten gesichert. Damit soll nun hoffentlich alles Wasser mehr aus dem Duschbereich eingefangen und Richtung Abfluss geleitet werden. Schon zwei Tage später zeigt sich der Erfolg, es kleckert nur noch ganz wenig in untere Etage. Völlig trocken bleibt vorerst noch ein Traum...
Stef's Bücherregal stabilisiert und an der Wand befestigt. Hier hatte Stef eine schwere Kiste als Zusammenklappsicherung neben das Regal stehen gehabt: "komm' da bitte nicht dran, sonst klappt hier alles zusammen...". Ich so: "Raus hier, sonst liegst du möglicherweise gleich unterm Regal, wenn es zusammenklappt". Dann erst die Bücher auf dem Bett verteilt, die Bretter neu befestigt, und mit Winkeln an die Wand geschraubt. Fest! Bücher wieder rein. Alles gut.
Dienstag, 23.08.2022
Alex, mein Sohn hat Geburtstag und wird 26! Wir telefonieren gegen 9 Uhr.
Meine Projekte heute:
- Handyablagebretter hergestellt und bei drei Pilgerbetten befestigt.
- Sortiergläser zur Verbesserung der Übersicht in der kleinen Werkstatt befestigt. Das heißt, ich habe die Deckel von großen Marmeladegläsern unter ein Brett geschraubt. Jetzt hängen Mut Schrauben und Nägeln gefüllte Gläser dran.
- Ich bin mit Essen machen dran!!! Es gibt Pasta mit Tomatensoße, wo reichlich Zwiebel und Paprika drinnen ist. Oben drauf kommt Reibekäse. Und zum Nachtisch Naturjoghurt mit Rosinen und Honig. Alle sind glücklich, sogar die Veganerin, die den Käse weglassen kann.
Und heute morgen ist Kenna weitergezogen. Eigentlich war sie eine Pilgerin, die hier einfach ein paar Tage geblieben war.
Mittwoch, 24.08.2022
Ausflug nach Oviedo, Treffen mit Yucy.
Oviedo präsentiert sich mittelalterlich-romantisch, sehr sauber und mit unendlich vielen schnuckeligen Bars.
Donnerstag, 25.08.2022
Noch ein paar Stunden Oviedo und dann wieder zurück nach Pola de Allande. Das ist ja nicht so richtig weit, kommt mir aber vor, wie eine kleine Weltreise und ich bin erst spätabends wieder zurück. Es geht durch eine spektakuläre Gebirgslandschaft. Auch wenn ich eigentlich gar nicht mitreden kann, ist eins absolut klar, diese Landschaft hier ist eine mega Empfehlung für Biker: Asturien!
Freitag, 26.08.2022
Die Projekte des heutigen Tages:
- Ein im Keller gefundener Wäscheaufhänger wird repariert, heißt eine Niete ausbohren und durch eine Schrauben-Scheiben-Muttern-Kombination ersetzen. Danach kommt das Geschütz an die Wand.
- Als nächstes wird ein Metallregal aufgestellt, das ebenfalls den Weg aus dem Keller gefunden hat. Die Materialdicke bei den Holmen und Ablagen hat deutlich weniger als 0,5 mm mit dem Effekt, dass sich alles einfach nur weich und labberig anfühlt. Außerdem sind die Füße unterschiedlich weit abgetastet. Also Flex her und auf gleicher Länge gekürzt. Dann mit Holz verstärkt... und in meinem Helferzimmer aufgestellt ;-)
Super interessant finde ich es, wie in solch einem Projekt, wie dieser Herberge, wo immer wieder andere freiwillige Helfer zusammen kommen, jeder mit seinen persönlichen Qualitäten zum Gesamtergebnis beiträgt. Hier nur ein kleines Beispiel von Aya, ein Scherenschnitt.
Samstag, 27.08.2022
In Pola de Allande steht eine weitere Dorfparty an - aber erst am Nachmittag. Für mich gibt es einen chilligen Tag. Um 6:00 aufstehen und für die drei Pilger den Kaffee aufsetzen und die frischen Sachen, wie Milch, Butter, Margarine auf dem Frühstückstisch bereitstellen. Dann wieder husch ins Bett. Die Pilger kommen alleine klar, da muss keiner zugucken.
Heute ist dss Wetter schön und ich will das Dorf mal von den Bergen aus betrachten.
Als ich oben bin, sind auch die Wolken wieder da. Ich muss sagen, das Wetter wechselt hier in einer affenartigen Geschwindigkeit.
Sonntag, 28.08.2022
Die Gottesdienst-Übertragung vom Doosthof per YouTube funktioniert heute offenbar nicht. Also wähle ich mich in Berlin-Charlottenburg ein.
Faith verlässt uns heute und kehrt nach Madrid zurück. Für sie kommt Sophie aus Ungarn als Volontärin zu uns in die Herberge.
Montag, 29.08.2022
In der Herberge passiert heute nicht wirklich viel. Ich schaue mir die Erfordernisse zur Reparatur der Kellertür genauer an. Die Tür ist zweigeteilt und der untere Flügel hängt schief und lässt sich nicht schließen, weil er auf der Türschwelle aufschlägt. Jemand hatte mal die alten Scharniere mit billigen und schwachen Scharnieren ersetzt und das war nix. Da muss ich mal dabei gehen...
Ansonsten vergeht der heutige Tag hauptsächlich mit der Planung für den Rest der Weltreise. Zum einen lege ich die Etappen von Santiago de Compostela nach Lissabon fest und zum anderen ändere ich mein Vorhaben, sobald wie möglich nach Südamerika zu kommen zugunsten eines "Big Trips" durch Südafrika. Dieser Entschluss basiert auf der Überlegung, Reisen im West-Ost-Zickzack-Modus weitgehend zu vermeiden.
Dienstag, 30.08.2022
Heute kommt Kate aus Kalifornien als Volontärin zu uns. Außerdem ist es Zeit, meinen neuen Freund Antonio vorzustellen. Antonio kam vorgestern als Pilger mit Schmerzen im Knie und bat darum, zwei oder drei Tage bleiben zu dürfen. Er hat sich sofort nützlich gemacht und hat das Abendessen für die Voluntäre zubereitet. Antonio war letztlich die entscheidende Hilfe für mich, die Kellertür zu reparieren. Denn die Einzelflügel der zweigeteilten Tür sind zu unhandlich für eine einzelne Person. Hier haben wir gemeinsam neue und kräftige Scharniere angebaut, wo zuvor butterweiche Chinaware dran war. Einschließlich justieren und abholen der Unterkante war es fast ein Tagesprojekt. Aber mit Antonio hat es total viel Spaß gemacht. Er spricht nämlich Spanisch wie ein Maschinengewehr und kein Englisch, Deutsch und Schwäbisch. Manchmal konnten wir vor Lachen die Tür kaum festhalten...
Vollständig geschlossene Tür mit dem ganzen Team (v.l.: Stef der Chef, Zsophia, Aya, Antonio, Kate, Horschtle)
Mittwoch, 31.08.2022
Beim Cuqui, dem Nachbarn, der eine Kombination aus Baumarkt, Möbelcenter und Nachbarschaftshilfe betreibt, der für die neuen Scharniere von gestern verantwortlich zeichnet und diverse andere Kleinteile zur Renovierung beigesteuert hat, habe ich Glasreiniger besorgt, weil sowas im Haushalt der Herberge noch fehlte. Aya hat sich daraufhin an die Fenster heran gemacht. Es zeigte sich schnell, dass einmaliges Putzen den Charakter einer Vorreinigung hat. Anschließend habe auch ich mich damit beschäftigt.
Ansonsten habe ich heute hier und da ein paar Dinge angepackt, wie hier das Bild aufgehängt.
Und Fotos für den Blogartikel zu den Produktreviews gemacht, weil morgen die Abreise ansteht und jetzt der Rucksack einmal umgekrempelt werden muss. Hey, das kostet Zeit... alter Verwalter!
Donnerstag, 01.09.2022
Rückfahrt über Oviedo nach Luarca. Warum eigentlich noch einmal Luarca? Nun, während meines Aufenthaltes in Santiago de Compostela nachdem ich meine Pilgerreise vollendet hatte, wurden meine Hörgeräte für eine Inspektion und Reparatur getauscht. Nun wurden die reparierten Geräte nach Pola de Allande verschickt, sind jedoch nicht während meines Aufenthaltes dort eingetroffen.
Meine Freunde in Luarca haben mir daher Unterkunft angeboten, bis die Geräte in Pola de Allande und weiter nach Luarca verschickt und dort eingetroffen sind. Solche Freunde sind Gold wert!!!
1 Kommentar:
Very happy to see how you are enjoying your trip. Still remember your stay at my place. I will start my own trop to Le Puy in 3 weeks.... Hope and some courage... Kisses Nadine
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