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Mittwoch, 6. November 2024

Horst auf den Spuren der Mennoniten

Die Farben Paraguays: Rot-Weiß-Blau

Auswanderungswelle

Deutschland ist in den letzten Jahren ein beliebtes Einwanderungsland geworden, insbesondere für Menschen, die als Flüchtlinge aus repressiven und gefährlichen Ländern oder als Kriegsdienstverweigerer ins gelobte Deutschland kommen. Wer sollte das nicht verstehen, können sie in Deutschland doch tun und lassen, was und wie sie es wollen und erhalten obendrein Unterstützungsleistungen und Bürgergeld, die sie in ihren Heimatländern nicht gibt. Wen stört es schon, dass diese Bezüge weit über die bescheidenen Bezüge deutscher Rentner, die ein Berufsleben lang in die Rentenkassen eingezahlt haben, hinaus gehen. 

Immer mehr Deutsche stört es! Uns zwar in dem Maße, dass immer mehr das Weite suchen – wenn man den so genannten Verschwörungstheoretikern glauben schenkt, die sich abseits der Mainstream-Medien tummeln. Demnach zieht es mehr und mehr Deutsche ins Ausland, die sich angesichts solcher Verhältnisse in ihrem Heimatland nicht mehr wohl fühlen. Wenn man nach beliebten Auswanderungsländern googelt, taucht unter anderem auch Paraguay als ein Land mit niedrigen Steuern auf und das mit etlichen Vergünstigungen lockt, weshalb es offenbar an Beliebtheit gewinnt.

Auf dieses "Schlaraffenland" für Auswanderer bin ich nun sehr neugierig.

Paraguay 

22. August 2024. Ich wandere über jene Brücke, die sich hoch über den Rio Paraná spannt und die Städte Iguaçu auf brasilianischer Seite mit Ciudad del Este auf paraguayischer Seite verbindet. Folgerichtig bin ich ein Einwanderer und befinde mich nach der Grenzkontrolle in der Paraguayischen Stadt Ciudad del Este.

Ciudad del Este ist eine einzige Konsummetropole, in der ich mich keinen Augenblick wohlfühle.

Ciudad del Este: alles voller Werbetafeln und ein verrückter Verkehr

Der Weg zum Hostel führt entlang der Hauptstraße, die rechts und links mit großen Shopping-Tempel und übergroßen Werbetafeln gesäumt ist. Und ein irrsinniger Verkehr, der von Dutzenden lustiger Polizei-Trillerpfeifen am natürlichen Fluss eher gehindert als gelenkt wird. Man erklärt mir, dass diese grenznahen Städte überall große Eingaufszentren haben, die hauptsächlich von Brasilianern und Argentiniern wegen der niedrigen Steuern und günstigen Ausfuhrbedingungen genutzt werden. Im  Hostel Hummingbird (Booking.com) verbringe ich also nur eine Nacht und nehme gleich morgens einen Bus nach Asunción.

Hauptstadt: Asunción

Paraguay ist nicht so riesig wie Brasilien, wo du tagelang unterwegs bist und auf der Karte kaum siehst, wie weit du vorwärts kommst. Die 320 km nach Asuncion sind in fünf Stunden abgeritten. Dort finde ich im Circo-Hostel (Booking.com) das preiswerteste Bett. Obendrein ist die Lage unübertroffen, es liegt direkt gegenüber des Präsidentenpalastes, dem Palacio de López aus dem Jahre 1867 (Wikipedia). Hier gefällt es mir und ich buche mich zunächst für zwei Tage ein. Danach verlängere ich um weitere drei Tage. 

Palacio de López (Blick aus dem Hostelfenster)

Mein Aktionsradius in Asunción bleibt recht bescheiden. Einerseits, weil ich viel Ruhe habe und mir Zeit und Energie fürs Blogschreiben nehme und zum andern, weil mich das Stadtleben im Moment nicht so recht interessiert. Selbst die Museen haben gerade keine anziehenden Wirkung auf mich. So mache ich meine Ausgehrunden ans Flussufer hinunter und im angrenzenden Stadtviertel des Palastes. Hier gibt es alles einzukaufen, was man fürs tägliche Leben braucht. Auch Ministerien haben hier ihren Sitz, so zum Beispiel die Immigrationsbehörde, auf die ich etwas weiter unten noch zu sprechen komme.

In wenigen Minuten Entfernung vom Hostel findet sich die Kathedrale. Und wenn man noch etwas weiter geht, kommt man zum Mausoleum, in dem einige Helden des Landes ihre Bleibe gefunden haben und von Soldaten stets bewacht werden. Auch der ehemalige Bahnhof, der jetzt als Eisenbahnmuseum dient, ist in diesem Viertel.

Kathedrale
Eisenbahnmuseum

Zwischen dem Palast und dem Paraguayfluss befindet sich ein Park, der für verschiedene Veranstaltungen genutzt wird, zum Beispiel fürs Oktoberfest.

Oktoberfest in Asunción

Wasserorgel zur Selbstbedienung

Wie gesagt, die Tage nutze ich im Wesentlichen, um endlich wieder Blog zu schreiben. Seit Wochen habe ich keine Erlebnisse mehr festgehalten. Ich bin immer wieder erstaunt, wie manche Leute einen Text herunterschreiben können – und fertig ist er. Bei mir dauert es erstmal eine gefühlte Ewigkeit, bis ich meine Gedanken in eine mehr oder weniger sinnvollen Reihenfolge hingeschrieben habe. Dann kommt die Phase der Formulierungen, die bei mir mindestens drei Durchgänge haben, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Puuuuh... Alter, bei mir ist das riiichtich Arbeit. Deshalb scheue ich mich manchmal auch, anzufangen.

Aber das Circo Hostel eignet sich sehr gut für meine Schreiberei, da ich einen fantastischen Ausblick auf den Präsidentenpalast habe, Spaziergänge bis an den Paraguayfluss machen kann und zur Abwechslung am Wochenende jede Menge Mädels vors Haus gekarrt werden, die sich für Junggesellinnenabschiede, Geburtstagsfeiern und ähnliches auf Partybussen durch die Stadt schaukeln lassen und hier direkt vorm Hostel eine Verschnaufpause einlegen.

Bei meiner Planung, was in Paraguay für mich wohl interessant sein würde, stellt sich heraus, dass – ähnlich wie in Ägypten, der Größte Teil der Bevölkerung verdichtet in wenigen kleinen Regionen lebt und ich lasse mir sagen, dass es besondere Orte gibt, wie Hohenau und San Bernardino, wo ich vermehrt deutsche Kultur finden würde. Diese verdichteten Regionen sind um die Hauptstadt Asunción herum und in der Grenzregion zu Argentinien im Süden um Encarnación herum zu finden. Darüber hinaus gibt es nur noch eine Handvoll Städtchen, die sich nördlich von Asunción, aber in der südlichen Hälfte des Landes zu finden sind. Die nördliche Hälfte sei so gut wie unbewohnt, von der indigenen Bevölkerung einmal abgesehen. Auf Google-Maps sehe ich tatsächlich auch nur eine Straße, die den Norden bis Bolivien durchquert.

Beim hineinzoomen dort im Norden von Paraguay entdecke ich auf Google-Maps plötzlich etliche deutsch klingende Ortsnamen, die meine Neugier wecken. Diego, ein Mitarbeiter im Hostel gibt mir noch den Tipp, auf jeden Fall genug Bargeld mitzunehmen. Dort gäbe es viel Wildnis, aber keine Geldautomaten. Besser auch die Online-Karten bei Google-Maps downloaden. Wahrscheinlich wird es – wenn  überhaupt, auch nur wenige Stellen geben, wo Internet-Empfang herrscht. Loma Plata sei die zentrale Ortschaft, die er empfehlen würde, als Ziel zu nehmen. Mit diesen Informationen im Gepäck geht's zum Busterminal in Asunción für die Fahrt in den Chaco nach Loma Plata. 

Ich lerne, dass der Chaco eine geografische Region ist, die den Norden Paraguays umfasst, und sich in den Süden von Bolivien und in den Norden von Argentinien hinein ausdehnt. 

Ich habe noch zwei Tage, die ich hier in Asunción bleibe. Jetzt will ich mich mal mit der Auswanderungsfrage beschäftigen. Gewissermaßen bin ich ja schon ausgewandert – wortwörtlich. Als Pilger zu Fuß aus Deutschland raus.... Hallo, Horst, jetzt aber mal nicht abschweifen!!! 

Alles, was mir bisher über das Auswandern nach Paraguay zu Ohren kam, hörte sich märchenhaft simpel an. Dem will ich jetzt mal auf den Grund gehen. Ich erkundige mich mich, wo die Immigrationsbehörde sei. Auch hierbei ist mir Diego vom Hostel eine Hilfe. Er beschreibt mir den Weg und zu meiner Überraschung befindet sie sich kaum zehn Gehminuten vom Hostel entfernt. So hab ich's gern!

Gleich am nächsten Morgen ziehe ich eine Nummer im Wartebereich der Behörde. Zwanzig Minuten später bin ich an der Reihe. Du kommst mit deiner Geburtsurkunde, Heiratsurkunde, bzw. Scheidungsnachweis und einem polizeilichen Führungszeugnis zur Behörde. Alle Unterlagen müssen beglaubigt sein, das ist wichtig. Dann bekommst du nach drei Monaten Bearbeitungszeit eine auf zwei Jahre befristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung. Wenn du danach wiederkommst, gibt es zur Belohnung die Genehmigungen unbefristet. (Stand Sep. 2024). Wer da will, der komme – heute!

Immigrationsbehörde und die Anforderungen

Ausflug um Asunción

Für einen Tag miete ich mir ein Auto, um meinen Aktionsradius zu vergrößern und gezielt einige umliegende Orte von Asunción zu sehen. 



Es gibt interessante Dinge zu entdecken: alte und neue Ziegelbrennereien, Leute, die sich Flugzeuge in ihren Garten stellen, ein kleines neues Kolumbien und vieles mehr. Schnell wird klar, dass ich an einem Tag umherfahren nicht die wirkliche Vielfalt des Landes kennen lernen kann. Hierher muss ich auf jeden Fall nochmal zurück kommen...





Besonders fallen mir unterwegs immer wieder die riesigen Tafeln an den Straßen in wilder Landschaft auf, die über geplante Urbanisierung informieren. Zum Teil auch mit Kaufangeboten von Landflächen und Grundstücken.

Landschaftlich stelle ich fest, dass das Gebiet um Asunción unserem Mitteldeutschland sehr ähnlich ist. Es gibt viel bewaldete Hügel und Berge und der Bestand an Bäumen sieht beim ersten Blick wirklich aus, wie in Deutschland. Doch bei näherem Hinsehen, wird klar, das dies ein anderer Kontinent ist, denn Eichen, Buchen und Kastanien suchst du hier vergeblich. Stattdessen gibt es Eukalyptsbäume ohne Ende und viele andere Arten, die mir unbekannt sind.

Loma Plata

Verschlossenes Hotel ohne Nachtglocke

2. September 2024. Die Ankunft in Loma Plata nach fünf Stunden Fahrt mit dem Bus ist um kurz nach 4:00 Uhr morgens in der Früh. Es ist noch stockfinster und auch ein bisschen kühl. Ein Hostel habe ich weder bei Booking.com, noch in Google-Maps gefunden. Auch Hotels sind nur zwei oder drei bei Booking.com zu finden. Mit der Idee, dass ich Leute fragen werde, wo ich günstig unterkommen kann, habe ich nichts im Vorfeld gebucht. Da der Bus über Nacht fährt, würde ich mir mit der Suche Zeit lassen können. 

Die Straßenlaternen machen zwar etwas Licht, aber sie stehen weit auseinander. Angesichts dieser frühen Stunde, schaue ich auf Google-Maps nach Hotels, denn hier sind etliche verzeichnet im Gegensatz zu Booking.com, um vielleicht ein Bett zu bekommen. Denn auf der Fahrt habe ich kaum ein Auge zu bekommen und bin jetzt entsprechend müde. Das gewählte Hotel liegt etwa zweieinhalb Kilometer von der Busstation entfernt. Ich schultere meinen Rucksack und stehe 20 Minuten später vor der verschlossenen Glastür des Hotels "Olimar", die mit einen Blick auf die unbesetzte Rezeption erlaubt. Und eine Nachtklingel gibt es auch nicht. Bäh!!! Halb Fünf. Also lasse ich mich vor der Tür des Hotels draußen auf einem Stuhl sinken. Na sowas. "So willkommen bin ich hier also" denke ich , nehme mein Handy und schalte mir ein Hörbuch auf meine per Bluetooth verbundenen Hörgeräte, um den Tag abzuwarten.

Bei Tag entpuppt sich Loma Plata einerseits recht trocken und staubig – meine erste, noch unbewusste Berührung mit dem Chaco – andererseits aber mit einer Infrastruktur, wie ich sie weder in Brasilien noch bisher in Paraguay gesehen habe. Sämtliche Straßen und Fußwege sind hier in bemerkenswert gutem Zustand und bei einigen Straßen wird gerade der Belag mit Pflastersteinen neu gelegt. Ebenfalls sehe ich, wie ein paar Gehwege neu betoniert werden. Das ist ein so auffallend besseres Erscheinungsbild als das, was ich sonst so gesehen habe.

Bald habe ich herausgefunden, dass hier in Loma Plata viele Mennoniten leben - nein, sie machen den wesentlichen Teil der Bevölkerung aus. Dass Paraguay auch eines der Länder mit einer großen Zahl von Mennoniten ist, war mir schon seit einiger Zeit bekannt. Doch jetzt mitten drin zu sein, das war mir nicht klar. Loma Plata wurde in den Zwanziger Jahren von Mennoniten gegründet, die aus Kanada auswanderten.

Meine erste Begegnung mit dieser Glaubensrichtung hatte ich 1990 in Kitchener, Kanada. Die dort lebenden Mennoniten leben nach Traditionen von vor über 100 Jahren, sie lehnen moderne Kleidung ab und tragen Kleidung, als wären sie Protagonisten eines alten Western-Spielfilms, und fahren mit Pferdekutschen durch die Stadt. Hier jedoch ist keine einzige Pferdekutsche zu sehen und sie tragen Kleider wie du und ich, praktisch und modern. Sie halten die Deutsche Sprache und Lebensweise aufrecht. 

Das Museum der Mennoniten liegt etwas verstreut verteilt im Ortszentrum von Loma Plata und ist nicht direkt in einem Gebäude oder Gelände untergebracht.




Kirchen. Etwas das wahrhaftig gläubige Christen brauchen, ist ein Versammlungsort, an dem der Glaube durch Predigt des Wortes Gottes immer wieder neue Nahrung bekommt: eine Kirche. Neugierig wie ich nunmal bin, schaue ich mich auch diesbezüglich etwas genauer um. Und siehe da, es gibt Kirchen. Aber nicht nur eine oder zwei. Ich habe sie nicht gezählt, aber deren Dimension übertrifft alle meine Vorstellungen. Durch die Fenster sehe ich Riesesäle, mit Fassungsvermögen von geschätzt zwischen 500 und 1.000 Sitzplätzen. Vielleicht auch mehr. Ich bin fasziniert und begeistert. Sonntags sehe ich ein Gewimmel von Menschen vor den Kirchen und Leere in den Straßen. So stelle ich mir lebendiges Christentum vor.



Der Ort breite sich flächenmäßig über einige Quadratkilometer aus, was unter anderem an den riesigen Grundstücken liegt. Um möglichst viel hier entdecken zu können, will ich eins von diesen unglaublich vielen Mopeds oder Motorroller für ein paar Tage haben. Mieten, meine ich natürlich. Da werde ich mit einem erschreckenden Ereignis konfrontiert: Google versagt bei dieser Frage vollständig und leitet mir Autovermietungsangebote aus Brasilien zu. Was für'n Quatsch! Also frage ich die Leute vom Hotel. "Nee, keine Ahnung" kommt als Antwort. Aber man bietet mir ein etwas in die Jahre gekommenen Fahrrad an. Na, besser als zu Fuß, denke ich bei mir. Damit fahre ich los, um andere Leute zu fragen. So mache ich Halt bei Hibert, einem Verkaufsgeschäft von Motrrädern, mit angegliederten Mopedwerkstatt, und komme mit Ricky ins Gespräch, einem fröhlichen jungen Mennoniten, wie sich im Gespräch herausstellt.

Ricky Hiebert

Aber auch Hiebert vermietet nicht und weiß von keinem anderen Vermieter von Motorrädern. "Okay, wie wär's, wenn ich ein gebrauchtes Moped kaufe und in einer Woche zum reduzierten Preis wieder na dich zurück verkaufe. Die Preisdifferenz wäre dann der Mietpreis", schlage ich vor. Er sei nicht der Chef, erklärt mir Ricky. Meine Bitte "...dann frag den Chef oder sag mir, wann und wo ich ihn treffen kann", bringt mich auch nicht weiter. Kurzum, nirgends finde ich jemand, der mir für einen Obolus seinen fahrbaren Untersatz für einen oder zwei Tage überlässt, obwohl es davon Tausende hier gibt.

Also geht es weiter mit dem Drahtesel mit dem ultraharten Sattel, der mir vom Hotel zur Verfügung gestellt wird – jede Menge Mopeds fahren hier herum, aber irgendwo mieten? Fehlanzeige! – jetzt gehe ich auf Entdeckungstour. Es wird spannend.


🎼 Jooo, ik bin mi'm Radl do...🎶 singe ich in Gedanken und drehe meine Runden durch den Flecken. Ich komme am Flugplatz vorbei, der direkt gegenüber der Tankstelle am Ortseingang von Norden her liegt. Ob man hier einen Pilotenschein machen kann...?


Im Ort haben sich Industrien entwickelt, die hauptsächlich Milch, Fleisch und Baumwolle verarbeiten. Es gibt zahlreiche Händler, die sich auf Landmaschinen spezialisiert haben. Die Grundstücke für Wohnhäuser sind teilweise echt großzügig bemessen und haben tolle Häuser darauf. Und beim Einkaufen gibt es Ladenöffnungszeiten wie in Deutschland von vor fünfzig Jahren. Mittags ist von 12:00 - 14:00 Uhr dicht. Rien ne va plus. Ebenso ist Samstags ab 14:00 Wochenende.

Landmaschinenhandel

Wohnhäuser

Post

Zahllose Mopeds

Deutschland lässt grüßen (Fensterbanderole)

Geschichtsunterricht über Mennoniten

Ich will mehr über die Herkunft, Glauben, Lebensweise und Geschichte der Mennoniten erfahren. Warum sprechen sie alle Deutsch und dabei ein so gutes, akzentfreies Deutsch?

Hier nun die lange Geschichte in kurzen Sätzen das, was ich herausgefunden habe:

Der Ursprung geht weit zurück ins 16. Jahrhundert, als die Täuferfrage zu blutigen Auseinandersetzung führte. Menno Simons, der Namensstifter, lebte und wirkte als Pfarrer in Witmarsum (Google Maps), einem Ort, der zu jener Zeit zu Friesland gehörte und der in den heutigen Niederlanden liegt. Es ging dabei wohl hauptsächlich darum, ob der Täufling über seine Taufe selbst entscheiden soll, oder ob es die Eltern bei einer Kindstaufe tun können.


Menno Simons vertrat die Auffassung, dass nur Erwachsene selbst für sich entscheiden sollen und hatte damit einen Konflikt mit der Katholischen Kirche, die ihn dafür tot sehen wollte. Die meisten seiner Anhänger verstreuten sich nach und nach in Richtung Osten, zuerst in eine Sumpfregion um Danzig, Deutsches Reich, später von dort in die heutige Ukraine, wo sie vom Zaren Land 'auf Ewigkeit' zugewiesen bekamen, sowie das Recht zur freien Religionsausübung. Dort errichteten sie prosperierende Kolonien. Diese Ewigkeit endete 1874 mit der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht, sowie der verpflichtenden Russischen Sprache, an der sich Mennoniten nicht beteiligen wollten. Damit setzte die erste Ausreisewelle aus Russland nach Nordamerika ein, insbesondere nach Kanada. Denn dort gab man ihnen Glaubensfreiheit und eigenen Schulunterricht. Dennoch hatten sich die Mennoniten durch geschickte Verhandlungen mit der Russischen Regierung eine Reihe von Privilegien in Bezug auf Religionsausübung, Schulwesen und Sozialeinrichtungen sichern können. 1914 endete diese Zeit dramatisch. Mit dem Landenteigungsgesetz und des Sturzes des Zaren 1917 setzten Verfolgungen, Plünderung und Morde ein. Von den 21.000 (!) flüchtenden Mennoniten gelang nur einem Drittel die Flucht aus Russland. Das Schicksal dieser Menschen entzieht sich jeder Beschreibung. Die, denen die Flucht gelang, fanden neue Heimat in Kanada, Brasilien und Paraguay.

Als in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auch Kanadas Gesetze dahingehend geändert wurden, dass der Schulunterricht nur noch staatlich durchgeführt werde durfte, schlossen sich über 300 Mennoniten zusammen und organisierten ihren Umzug nach Paraguay. Im Dezember 1926 zogen sie von Manitoba ging es mit Pferd und Wagen nach New York, von dort per Dampfer nach Buenos Aires und über Land bis nach Paraguay wiederum mit Pferd und Wagen. 


Jede Gruppe, die in Paraguay ankam, errichtete eine separate Kolonie. Das Land, das sie vorfanden, war schiere Wildnis. Mit Fleiß, Gemeinschaftssinn und Durchhaltevermögen ist daraus bis heute ein wichtiger, starker und unverzichtbarer Wirtschaftszweig des Landes geworden, der viele Paraguayer und Indigene anzieht.



Die Siedlung Loma Plata nannte man ursprünglich 'Menno' und wird auch bei Mennoniten immer noch so genannt, d.h. wenn jemand von Menno spricht, dann meint er den Ort Loma Plata. Hier sind die 1926 aus Kanada eingewanderten Mennoniten zuhause.

Die Deutsche Sprache ist für Mennoniten ein Identifikationsmerkmal, ebenso Fleiß und lebendiger Glaube an Gott. Darum wurde bei jeder neuen Kolonie in Vergangenheit wie in der Gegenwart ein Schulsystem etabliert, das die Deutsche Sprache als ein Kernfach beinhaltet. Für die Bildung des Glaubens gibt es Bibelschulen. Von Fleiß, Gründlichkeit und Organisationsvermögen, welches den Deutschen nachgesagt wird,  kann man sich hier binnen zwei Tagen bestens überzeugen.

Diese Beschreibung der Geschichte ist sehr komprimiert und auch dadurch ungenau. Aber es gibt in Etwa wider, was ich in Erfahrung bringen konnte.

Filadelfia

Mittlerweile habe ich Loma Plata verlassen und bin nach Filadelfia umgezogen. Hier gibt es ebenfalls kein Hostel, so dass ich wieder in ein Hotel ziehen muss, wo ich allerdings tolles Personal antreffe, Ana und Valerie. Sie geben mir Tipps, wo ich Interessantes entdecken kann. Ana vermietet mir ihren eigenen Motorroller, mit dem ich jetzt einen guten Aktionsradius habe. Jetzt komme ich besser herum...!

Der Ort Filadelfia wurde ursprünglich 'Fernheim' (d.h. fern der Heimat) genannt und ist ebenfalls, wie alle Orte in dieser Gegend, durch Kolonisation von Mennoniten entstanden. Im Gegensatz zu Loma Plata haben sich hier die Mennoniten aus Russland niedergelassen. Der Name 'Fernheim' ist heute der Name der dortigen Kooperation. 


Filadelfia hat auch einen Flugplatz, den ich mir ansehe. Wenn ich es richtig verstanden habe, befindet sich der Flugplatz in Privatbesitz und wird nicht regelmäßig bedient. Und dann gibt es hier eine eigene Radiostation. 

Radio ZP-30, La Voz Del Chaco Paraguayo

Beim Besuch eines Mennonitischen Gottesdienstes und auch beim studieren von Büchern im Fernheim-Museum, nehme ich wahr, dass Glaube und Lehre sehr eng mit der Evangelischen Kirche verbunden ist. Ich kann keine ungewöhnlichen Handlungen beobachten, die sektenartig auf mich wirken würden. Es fühlt sich sehr vertraut an, hier zu sein. Dennoch gibt es etwas, das auffällt: Das Bekenntnis ist frei und offen, die Kirchen sind sehr groß, gemessen an der Größe der Orte, und – sie sind voll!

Dass die Mennoniten diese trockene und aus meiner Sicht unwirtliche Region urbar gemacht und in so produktive Felder umgewandelt haben, nötigt mir maßlosen Respekt ab, wie man das hinbekommt. Um meine Neugier darüber zu befriedigen, suche ich bei workaway.info, ob hier nicht vielleicht jemand meine Hände gebrauchen kann und ich dadurch für ein paar Wochen hier bleiben könnte.

Workaway bei Marylin

Tatsächlich finde ich einen Eintrag in Filadelfia von einer Marylin über die Arbeit in ihrem Hotel und ökologischen Hof auf der Internet-Plattform workaway.info, auf den ich sofort eine Anfrage absetze. Das passiert noch in Loma Plata. Zwei Tage, drei Tage vergehen, ohne Rückmeldung und ich fürchte schon, das wird nichts werden.

Dann aber bekomme ich von Ana, dem Mädel, das mir ihren Motorroller vermietet hat, den Tipp, zur Estancia Iparoma (Homepage auf Facebook) zu düsen. Soll ein toller Ort sein. Okay, ich schmeiß den Motor an und fahre, und fahre, und fahre... 

ESTANCIA IPAROMA

Marylin mit Enkelsohn

Es sind ganze 20 km bis ich am Ökohof, der auch ein Hotel ist, ankomme. Im Gespräch mit den Leuten, sticht immer wieder der Name heraus "Marylin", der mir von Workaway her bekannt vorkommt, und ich frage nach. Nach wenigen Minuten haben wir einen Deal: Ich darf hier bei Marylin Workaway machen.

Für die Zeit vom 9. bis 27. September 2024 sind meine Aufgaben im Wesentlichen:

  • Täglich morgens um 6:30 Uhr Hühner, Enten, ein Reh und Schildkröten füttern, nachmittags auch. Und Abends alle wieder einfangen und in den Stall lotsen.
  • Kuhstall ausmisten
  • Sand und Staub nach je nach Bedarf auskehren und Pflanze gießen.
  • Bereitstellung von Mate bei von Hotelgästen gebuchten Safaris.
  • Große und kleine Projekte wie Reparaturen in oder am Haus, an elektrischen Geräten und Möbeln.

Workaway-Tätigkeiten...

...und Flora und Fauna kennenlernen

Meine Workaway-Zeit vergeht wie im Fluge, denn es gibt neben den eigentlichen Aufgaben immer auch interessante Dinge zu erleben oder einfach bei einer Runde Mate etwas zu erzählen. Da sind tolle Leute, wie Vilma, die Köchin, Damian, ein Kerl für alles … ich meine damit, es gibt nichts, was er nicht kann, dann ist da noch die Familie von Joel, Marylins Sohn, die einen kleinen und lustigen Bub haben. Ach, und noch so viele andere tolle Leute, die ich hier kennenlerne! Da ist immer irgendwas los.

Die Luft ist an manchen Tagen schwer, weil in Olivier die Wälder brennen und der Rauch übers Land getrieben wird. Dann ist die Sonne den ganzen Tag Orange-Rot. Regen erlebe ich in dieser Zeit nur an zwei Tagen. Die Temperaturen steigen bis zu 42°C an und in manchen Nächten fällt das Thermometer bis 12°C.

10-fach Zoom, unbearbeitet

Richtig großartig finde ich Marylins Einfallsreichtum. Ständig hat sie neue Ideen, was gemacht und geändert werden könnte. Am coolsten ist ihre Idee, ihr bei Safaris zu helfen, die die Gäste bei ihr buchen. Das sind Ausflüge in den Chaco, um Pumas, Tapire, Gürtelrosen... oh sorry, hab mich versprochen, ich meine natürlich Gürteltiere in freier Wildbahn zu beobachten. Meine wichtige Aufgabe dabei ist, ihren Mate festzuhalten, damit er nicht umkippt und das Auto versaut, sowie ihn gelegentlich aufzufüllen. Echt Schwerarbeit 😎. 

Pumas und Tapire habe ich zwar nicht gesehen, aber mein Sternzeichen, ein Gürteltier und Spezialwildschweine sind dabei.



Mate

Was in Deutschland als Mate-Tee bekannt ist, kennt man hier als belebendes Getränk und nennt ihn nur 'Mate'. Man kauft den Mate in unterschiedlich großen Packungen, in einer kleinen Tüte mit 80g bis hin zu Paketen von 1kg und vielleicht auch noch größer – aber niemals in Teebeutelchen, die man ins Wasser hängt. Statt dessen füllt man das grobe Pulver der Matepflanze in einen Holz- oder Hornbecher fast randvoll. Dann wird heißes (morgens) oder kaltes (mittags bis Abends) Wasser hinzugefügt. Mit einem Röhrchen, das am unteren Ende aussieht wie ein Löffel, der kleine Filterlöcher hat, wird da Gebräu getrunken. Man sieht Leute stets mit einem Becher, in dem das Saugrohr steckt, und einer Thermoskanne bei der Arbeit, in geselliger Runde und sogar im Fernsehen bei den Nachrichten. 

Materunde

Die gesellige Runde hier bei Marylin war für mich die Mate-Taufe, als ich ihn neugierig probiert habe. Es hat einen rauchigen Geschmack. In der Runde ist immer irgendwer der Mate-Chef, d.h. diese Person füllt den Becher immer wieder neu auf und gibt ihn in der Runde dem jeweils nächsten. Alle trinken aus demselben Becher und demselben Röhrchen. Zehn verschiedene Münder lutschen also daran... Hmmm, hat mir zuerst ganz schön Überwindung gekostet, das auch zu tun. Nach zwei Runden ist dieser innere Widerstand gebrochen. Im Gegenteil, ich bin Teil der Runde und fühle mich zugehörig. Das ist doch soviel mehr Wert, als das Festhalten an Gewohnheiten und Konventionen.

Mein Mate beim Blogschreiben

Der Grieche

Kulinarischer Hochgenuss

Bei einem Ausflug nach Filadelfia treffe ich einen Mann, des sich als Besitzer, Manager, Betriebsleiter und Chefkoch eines hiesigen Restaurants ausgibt. Es sei ein Griechisches Restaurant (Google Maps). Er empfiehlt mir, ich solle unbedingt mal herein schauen. Anastasios, so heißt dieser sympathische Mann, lässt mich dann voller Stolz wissen, dass dies das beste Griechische Restaurant der ganzen Stadt sei. Es gibt nämlich kein Zweites. Weiter erfahre ich, dass es sogar das beste Griechische Restaurant in ganz Paraguay sei. Es gibt nämlich kein Zweites... 

Meine Fantasie lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen und mir bleibt keine andere Wahl, als diese großen Worte auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen. Ich hab's getan. Ich habe ihn auf die Probe gestellt. Ich habe dort gegessen. Heute kann ich aus vollster Überzeugung sagen: Dies IST mit Abstand das beste Griechische Restaurant von ganz Paraguay!!! Allein dafür lohnt sich ein Abstecher in den Chaco!

Menschen im Chaco

Nach meiner Beobachtung gibt es drei verschiedene Sorten Menschen hier, die sich untereinander offenbar nicht oder nur unmerklich vermischen: 

  1. Weiße, wie in Deutschland, groß gewachsen, blond und blauäugig. Sie sind nach meiner Beobachtung (die nicht unbedingt der Realität entsprechen muss) mit geschätzt 60-70% Bevölkerungsanteil die größte Gruppe sind. Das sind mit fast hundertprozentiger Sicherheit allesamt Mennoniten. Zumindest alle, mit denen ich ins Gespräch komme, sind es. Und alle sprechen sie Deutsch – und Plattdeutsch! Das Hochdeutsch sprechen viele fast akzentfrei. Nur das Platt verstehe ich nicht. 
  2. Paraguayaner, Latinos, mit Frauen, die schöne glänzende und langen schwarze Haare tragen. Sie sind Nachfahren der Spanischen Eroberer, die Spanisch, aber weder Deutsch noch Englisch sprechen.
  3. Indigene, die von den Mennoniten "Indianer" genannt werden und an der leicht platten Nasenform, ihrer kaffeebraunen Haut und pechschwarzen Haaren, sowie häufig an traditioneller Kleidung erkennbar sind. Ihre Sprache ist Guaraní und nicht alle von ihnen verstehen Spanisch.

Treffen in Conceptión

Was führt mich nach Conceptión? Zwei Gründe sind es: zum einen will ich möglichst viel von Paraguay sehen, und zum anderen traf ich Prudencio in Asunción am Busterminal. Sein Weg ging nach Conceptión und meiner nach Loma Plata. Aber ich dürfe Conceptión auf keinen fall verpassen, sagte er mir. Das habe ich als eine persönliche Einladung für mich aufgefasst. Keine Ahnung, ob er es auch so gemeint hatte.

Bus von Filadelfia nach Conceptión mit Fahrer

Nun sitze ich also im Bus von Filadelfia nach Conceptión und schreibe eine WhatsApp-Nachricht an Prudencio. Das Schreiben auf dem Handy wird zu Herausforderung, denn die Straße ist streckenweise nicht asphaltiert, d.h. die Schotterstraße ist derart mit Schlaglöchern und Unebenheiten übersät, dass es einem voll ins Kreuz geht. Schritttempo kommt sehr oft vor und nimmt gar kein Ende.

Als ich endlich dort ankomme, wartet Prudencio tatsächlich auf mich. Er hilft mir sogleich, ein Quartier zu finden. Ich muss ja sagen, diese Menschen hier sind so unglaublich hilfsbereit, dass mir manchmal dir Wort fehlen.

Die Stadt Conceptión liegt am riesigen Rio Paraguay. Hier gibt es einiges zu entdecken und zu bewundern: die Hauptdurchgangsstraße ist ein einziges Museum von Straßen- und Ackermaschinen der Gründerjahre, wohl von um die Jahrhundertwende.

Dann schaue ich mir den Hafen an, der offenbar nur während des Hochwassers angefahren werden konnte und seine Blütezeit wohl schon länger hinter sich hat. Aktuell verkehren hier Fähren, die Personen und Waren von einem Ufer zum andern bringt.

Für den nächsten Tag werde ich von Prudencio eingeladen, es soll Asado geben. Den ganzen Tag über streune ich durch die Gassen von Conceptión und mache meine Fotos. Da ich nicht weiß, wann und wo Prudencio mich einsammeln will, frage ich kurz nach. "Nein, heute habe ich keine Zeit!" Hoppla, da war mein Spanisch doch noch nicht so reif, dass ich die Einladung richtig verstanden habe. Überhaupt stelle ich deshalb die ganze Einladung infrage. Wer weiß, was er wirklich gesagt hat...

Doch Prudencio hält sein Wort am nächsten Tag. Zusammen mit mir hat er noch einen weiteren Freund eingeladen. Der Abend ist lustig, denn eigentlich sind wir zu viert: Prudencio, sein Freund Augustino, ich und ... der Google-Übersetzer. Fast für jeden Satz musste der Übersetzer herhalten. Doch mit meinem rudimentären Spanisch bringe ich doch einiges zum Ausdruck – ohne dass sich die beiden kaputtlachen müssen. 

Als ich Hunger bekomme, nachdem ich mir den ganzen Tag vorgestellt hatte, dass es am Abend einen  Teller voll Asado geben würde, sehe ich dieses Restaurant, das seine Tische und Stühle auf dem Gehweg ausgebreitet hat und eine Kellnerin mir mit freundlichem Blick einen Tisch anbietet. "Okay, von dir lasse ich mich heute gerne mal versorgen" denke ich bei mir und nehme Platz. Da ich abends keine großen Portionen verschlingen mag, bestelle ich nur einen Teller Pommes und ne Pulle Bier. 

'Meine' Kellnerin serviert mein Bier und das Essen und fällt mir durch ihre Aufmerksamkeit auf. Das finde ich sympathisch und wir kommen für einen Moment ins Gespräch, da noch nicht viele Gäste an den Tischen sitzen, die sie bedienen muss. Als ich zahle, sage ich zu ihr, wie ich ihre Aufmerksamkeit bewundere und dass ich sie als Person sympathisch finde. "Was können wir tun, um einander besser kennenzulernen?" frage ich sie. Als ob sie darauf gewartet hätte, schreibt sie mir sogleich ihre Nummer und ihren Namen auf. Heidewitzka, wer hätte das gedacht? 

Doch leider geht mein Bus am nächsten Tag...

Rainer und sonst keiner

Mein Plan ist, nach Asunción und von dort nach Encarnación und Hohenau zu fahren. Als ich am Busterminal in Asunción auf den Bus nach Encarnacíon warte, kreuzt ein Kerl mit fast dem gleichen Rucksack, wie ich ihn habe, meinen Weg. One lange nachzudenken frage ich ihn auf Deutsch nach seinem Ziel. Und tatsächlich habe ich es mit einem Landsmann zu tun. Er stellt sich als Rainer vor, will binnen sechs Monaten möglichst viel von Paraguay, Argentinien und Brasilien sehen. Schnell stellt sich heraus, dass wir für die nächsten Tage die gleichen Ziele haben. So verabreden wir uns, Encarnación und Hohenau gemeinsam zu erkunden. 


Hohenau & Co.

Wie zuvor schon Blumenau in Brasilien, enttäuscht Hohenau auf ganzer Linie. Das Dorf vergibt sich stolz den Titel 'Hauptstadt der Einwanderer' zu sein. Doch wir entdecken beim Gang durch den Ort nur ein einziges fotografierwürdiges Haus und ein Banner mit einer Einladung zum Bierfest – auf spanisch. Hallo?!

Heinrich-Krug-Haus, heute Museum

Es regnet fast den ganzen Tag, so dass wir kaum einmal aussteigen, außer, um in einem 'Deutschen' Restaurant zu essen. Hier versteht man endlich einmal die Deutsche Sprache. Egal, ich bin nicht zum Jammern auf Reisen. Auch andere Orte in dieser Region, die zusammen als deutsche Kolonie von vielen empfohlen wurde, vermitteln uns keinerlei Heimatgefühle. 

Eine deutlich bessere Destination sind die Ruinen der Jesuiten-Kolonien in der Nähe von Hohenau, denen wir noch einen Besuch abstatten.







Und dann – Tschüß!

Meinen Abgang aus Paraguay hatte ich mir zwar etwas triumphaler vorgestellt. Aber es wie sagen wir gerne auf Deutsch: 

"Der Mensch denkt, und Gott lenkt – der Mensch dachte, und Gott ...." (dies versteht man in keiner Übersetzung, man kann es wirklich nur auf Deutsch verstehen).

Wieder zurück von dieser Exkursion setze ich mich in Encarnación am 11. Oktober 2024 in einen ÖPNV-Bus nach Posadas, das am gegenüber liegenden Ufer des Rio Paraná auf argentinischer Seite des Flusses liegt und mit diesem Bus über eine Brücke erreichbar ist. 

Fazit

Dieser Blogartikel würde mehr als dreimal so lang werden, wenn ich alle Erlebnisse und Erfahrungen erzählen würde. Immer wieder kürze ich ab oder lasse Dinge ganz weg. Eigentlich schade...

Paraguay ist ein unglaublich vielfältiges Land, in dem man fruchtbare Regionen im südlichen Teil des Landes findet und savannenartige Buschlandschaften im Norden, dem Chaco. Ethnisch gibt es hier die ursprünglichen, indigenen Stämme, die Paraguayer, die Mennoniten, und viele Deutsche, Polen, Ukrainer und sicher noch andere, die hier eine neue Heimat gefunden haben. Kaum Kriminalität, aber sehr viel Hilfsbereitschaft. Wirtschaftlich der am stärksten aufstrebende Staat Südamerikas. Als Reiseland ist Paraguay aus meiner Sicht ein unentdecktes Kleinod.


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