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Samstag, 14. Januar 2023

Marokko - Erste Eindrücke in Tanger

Überfahrt von Tarifa nach Tanger
Dieses schnittige Fährschiff, ein Katamaran mit Namen "Tarifa Jet" sollte in meiner Vorstellung wie ein Rasiermesser übers Wasser gleiten. Dann wäre die Fahrt wohl schon nach 20 Minuten zu Ende gewesen. Tatsächlich schippert der Kahn wie eine geruderte Galeere über den Sind. Egal, ich habe ja Zeit!

Meine ersten Prioritäten an Land des Afrikanischen Kontinents sind die Beschaffungen gültiger Moneten und einer SIM-Karte für das Land.

Neue SIM-Karte fürs Handy
Mir wurde erzählt, dass am Hafen, wo die Fahren aus Spanien anlegen, immer Leute warten, die einem SIM-Karten verkaufen wollen. Vielleicht war das jetzt nicht der Fall, weil keine Saison ist. Jedenfalls ist der entsprechend Plakatieren Container verschlossen, als ich ankomme. Ein aufmerksamer Mann sieht, wie ich mit Johannes, den ich in Tarifa kennen lernte, am Suchen bin. Er fackelt nicht lange und führt uns zu einem Kiosk, dessen Betreiber uns aufladbare SIM-Karten für 10,- € verkaufen will. Das erscheint uns beiden wie Abzocke. Angeblich soll es die Prepaid-Karten in Marokko sogar kostenlos geben. Wir lehnen dankbar ab: "shukren!" 

Zweiter Versuch. Ich betrete einen Shop für Mobiltelefone. Shampoo und Duschgel und ähnliches gibt's hier auch. Tatsächlich bekomme ich hier meine Prepaid-Karte umsonst. Für die Aktivierung werden aber 2,50 Dirham fällig. Oh Mann, ich habe noch keine Dirhams.

Meine ersten Dirhams
Mit kühner Selbstsicherheit mache ich mich auf die Suche nach einem Geldautomaten. Die gab's ja vor fünf Jahren schon in Kuba, dann gibt es sie jetzt auch hier!!! Kaum waren meine Augen im Suchmodus, stand auch schon der nächste Marokkaner neben mir und vermutete frei drauflos: Café, Essen, WiFi, und so weiter. Nein, ich suche einen Geldautomaten. Und Zack nimmt er mich am Arm und führt mich durch die halbe Stadt. Als ich stehen bleibe, kommt er wieder an und zieht mich weiter. Unterwegs fragt er mir Löcher in den Bauch, ob ich das erste Mal in Marokko wäre, woher ich komme, wohin ich will - mein halbes Leben will er von mir wissen. Nervtötend! Mir ist nicht ganz wohl. Wo ist der nächste Geldautomat? Schließlich ist es geschafft. Ich schaue den Herrn an, er schaut mich an... Und ich lasse zwei Euro rüber wachsen. Und er bleibt stehen und schaut mich weiter an. Nix da, ich habe nicht um seine Hilfe gebeten!!! Drehe mich um und lass ihn stehen.

Als er fort ist, nehme ich den Geldautomaten unter die Lupe. Sieht genauso aus wie in Deutschland. Gut. Die Transaktion wird einwandfrei durchgeführt bis zum Moment der Auszahlung. Die kommt nicht, sondern die Meldung auf dem Bildschirm: "Vorgang abgebrochen". Nochmal... und dasselbe Ergebnis. Also den nächsten Geldautomaten suchen. Der nächste aufmerksame Marokkaner ist auch schon zur Stelle. Ich lach mich schlapp. Mit kleiner werdendem Budget in der Tasche und der gemachten Erfahrung, lasse ich diesen Herrn Nummer Zwei gleich stehen und gehe auf eigene Faust auf die Suche. Es dauert auch nicht so lange, wie bei der Führung des ersten Herrn. Auch dieser Geldautomat weißt mein Anliegen, Geld auszuspucken, vehement ab.

Mit einem nutzlosen Smartphone in der Handk fange ich an, mich durchzufragen. Denn jetzt besteht meine Hoffnung auf meine Unterkunft, dass ich dort für eine Weile WLAN nutzen könnte. Glücklicherweise finde ich eine junge Frau, die zwar kein Englisch spricht, aber dennoch schnell kapiert, welches Problem ich habe. Da ich die Nummer meiner Unterkunft habe, ruft sie diese an und hilft mir so, dorthin zu finden.

Nun wieder im Internet, muss ich feststellen, dass die Länder Afrikas für Kartentransaktionen nich freigeschaltet ist. Bei der DKB kann ich das selbst einstellen. Jetzt schnell wieder zum Geldautomaten und siehe da - ich habe meine ersten Dirhams in meiner Hand.
Damit wird die Geschichte mit der Prepaid-Karte zum Kinderspiel. Hoffe ich!

SIM-Karte aufladen
Tatsächlich ist mein Handy wieder funktionsfähig. Aber Internet? Fehlanzeige. Das Aufladen macht aber nicht der Typ im Handyladen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist jemand, der macht das, hab ich verstanden. Wenngleich ich auch gar nichts verstanden habe. Aber der Typ zeigte unentwegt dort hinüber. Dort angekommen, versuche ich dem anderen Typen zu verklickern, dass die Karte aufgeladen werden soll. Prepaid, prepaid sage ich mehrmals und halte ihm einen Geldschein vor die Nase. Er ruft einen dritten Typen herbei, der ein altes Nokia in seiner Hand hält, dort irgendwas hinein tippt, einschließlich meiner neuen Nummer. Und - bäääämmm!!! Mein Handy hat plötzlich Internet. Ich merke, wie auf einmal allerlei WhatsApp-Nachrichten geladen werden. Typ Nummer Drei zeigt mir auf seinem Display den Preis von 100 Dirham. Und schon fliegt mein neues Geld in andere Hände. Damit habe ich angeblich 10 Gb bekommen. Mal sehen, wie lange ich damit auskomme.

Unterkunft
Über Booking habe ich eine Unterkunft im Zentrum für 18 € die Nacht gefunden. Es ist wie in La Línea zuvor schon einmal, in einem Hochhaus im dritten Stock. Eigentlich ist es eine Wohnung, von der zwei Zimmer mit Stockbetten ausgestattet sind, die vermietet werden.
Da ich hier in einem mir fremden Kulturkreis eingetaucht bin, war ich neugierig, was ich vorfinden werde. Abgesehen von dekorativen Elementen, wie Bilder an den Wänden und Stück an der Decke, die feine Ornamente zieren, ist alles andere so wie überall. Allerdings bin ich hier in aTanger, einer Hafenstadt, die ein Einfallstor für Europäer ist. Im weiteren Verlauf meiner Reise rechne ich auch mit mehr Arabischen Einrichtungen.

Stadtleben
Vom Hafen nehme ich orientierungslos irgendeine Straße, die stadteinwärts führt. Es geht etwas den Hang hinauf. Und dann dauert es nicht lange und ich befinde mich mitten zwischen hupenden Autos, knatternden und qualmenden Mopeds und Gewürze-, Gemüse-, Foto-, Uhren- und Gemischtwarenhändlern. 
Skurril, wie nur wenige Kilometer einen so großen Unterschied machen können. Viele Händler sprechen mich direkt an, mit der inzwischen üblichen Frage des Woher. Und immer wieder jemand, der mir einen Weg zeigen will. Gar nicht so einfach, freundlich zu bleiben.
An einem großen Kreisel vermischen sich das Hupen der Autofahrer und die Trillerpfeifen der Verkehrspolizisten zu einem lustigen Konzert im ohne Taktstock.
Busfahrt
Alle Busse des öffentlichen Nahverkehrs werden von ALSA betrieben, einer Spanischen Aktiengesellschaft, die einst in Luarca entstand. Dem Ort, wo mich mein Bruder Harald auf meinem Weg nach Santiago überraschte. ALSA steht für Automóviles Luarca, S.A. Sie beherrscht den Spanischen Markt und ist international aktiv. So auch hier in Tanger.

Meine Fahrt kostet zweimal 3,50 Dirham, one-way. Fast alle Plätze sind belegt, ich kann mir noch einen ergattern. Mir fällt schnell auf, dass Männer ihren Platz frei machen, als der Bus voll ist und weitere Frauen einsteigen. Das beeindruckt mich und erinnert mich an meine Kindheit. Damals war das normal auch bei uns in Deutschland.
Eine andere Sache, die mir auffällt: der Bus stellt an jeder Haltestelle - na gut, an fast jeder Haltestelle - den Motor ab. Very umweltbewusst!

Die Hercules Grotte
Jemand hatte mir von der Hercules Grotte erzählt. Das interessiert mich. Auch hier sind die Marokkaner geschäftstüchtig und warten nur auf Besucher, die sich führen lassen. In diesem Fall habe ich es akzeptiert, sowohl Eintritt plus den freiwilligen Führer zu bezahlen. Es hat sich gelohnt, denn Ahmed hat ganze Arbeit geleistet, die seinen Lohn wert waren. Er hat erklärt, wie das relativ weiche Gestein aus der Höhle heraus gearbeitet wurde, um es für den Bau von Gebäuden zu nutzen. Daher sind deutlich Abbauspuren zu erkennen. 
Ausklang des Tages
Es gibt hier so einen größeren Platz und jede Menge Tische und Sonnenschirme, sowie zwei Cafeterias und zwei Snackläden an der Seite. Dort sitzen viele Männer und einige Frauen, zumeist Männer mit Männern und Frauen unter sich. Man trinkt Kaffee oder Tee und alle erzählen miteinander in gedämpfter Lautstärke. Hier und da wird gegessen. Es sieht wie mitgebracht aus. Nirgendwo ist irgendein Bier oder Wein zu sehen. An mehreren Tischen wird gewürfelt. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, sie spielen Mensch-ärgere-dich-nicht. Diese Art, den Tag ausklingen zu lassen finde ich wunderbar. In meinem Leben ist das schon lange nicht mehr vorgekommen.

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